Du hattest zu viele Fragen gestellt, so dass ich mich allgemein hielt. Über Entdeckungen, Erfindungen, Kreativität lässt sich endlos schwadronieren. Wesentlich für sie sind die Einfälle durch Gelegenheiten und Kognitionen. Soviel zur Inspiration, es dominiert aber die Transpiration. Mathematische Beweise oder musikalische Kompositionen müssen ausgeführt werden!
Von der Transpiration kann ceteris paribus abgesehen werden, von ihr wird und kann abgesehen werden. Insbesondere wenn andere transpirieren sollen ... und schon habe ich dich auf meine Seite gezogen. Ich meine damit, dass du, und alle hier in Philweb sich bemühen, also Kraft aufwenden. Das Schwadronieren bedarf anscheinend so viel Kraft wie das Gegenteil davon, woran jedoch gezweifelt werden kann. Schon wenn jemand sagt: "bleib bei der Sache" hat er ihn schon irgendwie aufgefordert, sich doch etwas mehr zu bemühen und sich nicht gehen zu lassen. Aber unter so ideal funktionierenden Personen wie bei dir, Karl, Waldemar und der anderen ist doch ersichtlich, dass sie sich alle bemühen. Wegen alledem kann im Gespräch davon abgesehen werden. Sonst könnte hinter jedem Satz stehen: "Bemüh dich doch, ihn zu verstehen", statt "Amen", oder einfach nur einem Punkt.
Die Wörter, die du oben angibst, habe ich selbst eingebracht, es
geht mir jedoch nicht um diese, und schon gar nicht, sie zu
periphrasieren oder zu paraphrasieren oder dies tun zu lassen. Ich
suche ständig nach besseren Wörtern, weil ich mit den vorhandenen
unzufrieden bin. Ein Beispiel: Ich suchte, wie und wo das Wort
Konstruktion gebraucht wird, nachdem ich lesend merkte, wie sehr
es den (ich nenne sie mal:) Evolutionsbiologen darum geht,
herauszufinden, wie Tierarten sich phylogenetisch änderten. Sie
kommen nicht umhin, das Wort Rekonstruktion zu verwenden. Dann
dachte ich: Wenn eine Rekonstruktion schon versucht wird, muss
eine Konstruktion möglich sein. Wer sucht, der findet, mit dem
Wort Konstruktion soll dann sofort an Haus- und Brückenbau gedacht
werden. Oder ich finde schnell selbsternannte Experten von
Rekonstruktion, sogar rationaler Rekonstruktion. Das alles hilft
mir nicht viel. Wer nichts konstruieren kann, wie kann der
rekonstruieren? Ludwik Lejzer Zamenhof stellte seine Plansprache
her. Das Wort Konstruktion hat leider die Zweideutigkeit in sich,
weil damit die Handlung wie auch das Resultat der Handlung
bezeichnet werden kann. Nach alledem müsste ich oder jemand anders
eine Definition von Konstruktion hergeben. Und wenn dann Bausteine
und Regeln und noch viele mehr für die Konstruktion gebraucht
werden, dann wäre es sinnvoll, dass derjenige, der sich an die
Rekonstruktion wagt, erst mal Konstruktion lernt. Es kann dabei
teils von der Zeit abgesehen werden, etwa wenn ein Text aus den
vorliegenden Kenntnissen entstehen oder verstanden werden soll.
Konstruktion hat in dem Sinn nichts mit Mechanizismus zu tun. In
der Folge entsteht die Frage, ob denn das möglichst vollständige
Wissen zu Mathematik, auf Papier gebracht, so eine Konstruktion
ist, und weil du dich auskennst, kannst du diese Frage
beantworten. Das Projekt Bourbaki ging schließlich in diese
Richtung. In der Folge können sich viele Fragen stellen, präziser
als ohne Definition von Konstruktion. Sicher kann auch dazu
schwadroniert werden, das ist klar. So kann eine Person als eine
Art Lebensquelle angesehen werden, aus der heraus immer dasselbe
an Sätzen entsteht, aber dazu wollen "wir" uns doch nicht
verleiten lassen. Vor dem Konstruieren würde es das Ordnen und
Einordnen geben. Was gibt es noch? Eine fertige Konstruktion soll
normalerweise verlässlich sein, sie soll dem Wunsch des Planers
erfüllen, sie soll ihm keine unerwünschten Zufälle bringen.