Lieber Ingo,

damit ich nicht missverstanden werde:

dass Leib und Seele eine konvergierende Einheit kohärierender Vorgangsmengen sind, besagt noch nichts über das Wunder des Kohärierens an sich, im Sinn der jeweiligen Möglichkeit der Selbsttranszendenz hin zur Aufnahme von Aspekten des je anderen Vorgehens, und eines Hingeordnetseins kohärenzfühigen Vorgehens zu anderem Vorgehen, des ordinatur ad…  wie es bei Thomas von Aquin heißt.

Auf dieses Wunder kann man reflektieren, und die tatsächlich wieder und wieder erreichte Passung kann man in verschiedenen Begriffen zu fassen versuchen, und einer davon ist Liebe, als gelingende Fügung.

Die beobachtete Materialität steht in dieser Auffassung nicht gegen die Meta-Ebene der Passung, Fügung, des Wunders des Zusammenhängens, sondern bestätigt es in jedem Einzelnen als eine von deren möglichen Verwirklichungen.

Im dekontextualisierenden Vorgehen des Experiments und auch des sprachlichen Heraushebens geht dieser Blick auf das grundsätzliche Wunder leicht verloren.

Wenn man auf den Ordnungsaspekt abhebt, ist der Begriff Psyche im erweiterten aristotelischen Sinn angebracht, und mit diesem der Begriff Geist - aber eben nicht als vom Stoffflich-Leiblichen Abgehobenes, sondern als gedanklich Herauszuhebendes.

Viele Grüße,

Thomas





Am 11.11.2023 um 12:03 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:



Am 11.11.2023 um 02:07 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Warum sollte ich Äquivalenzrelationen, bzw. -klassenbildungen ignorieren, Ingo? Meine Neigung, insbesondere der hier im Kontext von Metaphysik diskutierten Themen bestimmte Zusammenhänge paraphrasierend darzulegen, geschieht in der Absicht, diese durch derart angelegte Abstraktion auf einfachere, lebenspraktische Weise auszudrücken. Paradoxerweise kann das gelegentlich zu mehr Verwirrung führen, als man diese durch diese Art des Abstrahierens vermeiden will.  


Moin Karl, 

Du hattest geschrieben: „Wer also sollte mit hinreichender Objektivität hier entscheiden, ob „Geist und Materie überflüssige Metaphern oder bloße Abstraktionen sind, wie Du dies zuletzt nun konstatierst. Ich frage mich, mit welchen Begriffen sonst sollte man die objektiv gültige Tatsache der Existenz von Materie und damit die Benennung selbiger belegen, steht sie doch als Inbegriff von Raum einnehmender Masse. Was ist daran Metapher, was Abstraktion?“ Dabei ist nicht die Existenz der Materie eine objektiv gültige Tatsache, sondern die Existenz des Elektrons bspw. Du benutzt die Gegenüberstellung von Geist und Materie offensichtlich in der ideologischen Absicht, so wie angeblich Materie auch Geist  als objektiv gegeben ausweisen zu können. 

Ebenso wie das Objektivieren ist Wissenschaft insgesamt menschengemacht. Und Du fragtest doch explizit nach Abstraktion, obwohl wir das Abstrahieren seit 25 Jahren vielfach behandelt hatten. Ebenso hält es JH bspw. mit dem angeblichen Henne-Ei-Problem und RF sieht „nicht, wie man durch das Abstraktionsverfahren von IN auf IR kommt“, obwohl ich im Kommentar zu meinem Text mit Verweis auf das ebenfalls wiederholt erwähnte Buch „Differential und Integral" von Paul Lorenzen 2001 schrieb: „Konvergente Folgen z.B. koennen auch Aequivalenzklassen bilden.“ Viele philosophische Probleme erwachsen schlicht der Ignoranz alltags- wie laborpraktischer Bezüge.  

Wie sollen wir hier weiter kommen, wenn Gewohnheit und Ignoranz dominieren? Auch global erschweren Gewohnheit und Ignoranz jeglichen gesellschaftlichen und persönlichen Wandel. Wenigstens hier im Kleinen könnten wir es besser machen, treten aber zumeist auf der Stelle. Du fragst zugleich „Was ist daran Metapher, was Abstraktion?“ und „Warum sollte ich Äquivalenzrelationen, bzw. -klassenbildungen ignorieren?“ Mir erscheint das absurd. Aber Absurdität gehört zur Philosophie — und auch das hatten wir schon wiederholt festgestellt. Vielleicht sollte ich über Deine Beiträge eher lachen anstatt sie ernst zu nehmen. 

Interessant demgegenüber der Schlusssatz aus dem von Thomas verlinkten Artikel: "The mind increasingly appears to be a particular manifestation of certain energized material forms. The conceptual path leading from physical to mental may finally be opening up.“ 

IT

 
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