großhirn-hypertrophie:
kein tier hat das, nur der mensch,
daraus schließe ich, dass es sich um eine erb-krankheit handelt,
und wenn ich dann noch sehe, was mensch unter dieser hypertrophie anstellt an welt- und selbst- zerstörung,
bestätigt das die obige these: es ist krankhaft !
wir sind per hyperthropie des großhirns "zu intelligent" für uns selbst geworden,
wir kommen damit nicht klar ...


Am 16.02.2024 um 02:43 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:

Während der kurzen Auszeit hier wegen der Wartungsarbeiten am Server der phl. Fakultät univie – an dieser Stelle ein herzlicher Dank für das Hosting unserer philweb-Liste – hat mir Waldemar geschrieben und ein Thema für diese Liste vorgeschlagen, das ich gerne hier aufgreifen möchte:

wh: der oft frappante unterschied zwischen der schnöden alltags-wirklichkeit des/der menschen, und andererseits "den höheren geistigen sphären", in denen sie oder einige oft "schweben", im grunde also unterschied "alltags-mensch", so wie er tatsächlich ist, und andererseits "selbstbild des menschen", so wie er sich in seinen wunschträumen selbst gerne sieht, wobei ich den alltagsmenschen als evolutionär-missratenes (großhirn-hypertrophie als angeborene krankheit), bösartiges, und stumpfsinniges tier sehe, der um seine negativa durchaus weiss, und der genau deshalb sich ein "geistig höheres, besseres bild" von sich selbst erfunden hat, um seine in wahrheit defizitäre art hinter/unter diesem bild zu kaschieren und philosophie in diesem zusammenhang eine stete und letztlich (muss-)ergebnislose auseinandersetzung zwischen unserem hypertrophen großhirn (logisches denken etc) und unserem limbischen hirnsystem (magisch-animistisch a-logisch ablaufende gefühlswelt mit "gefühlten göttern", "schicksal", "fatum" usw) ??

So geht also um den „frappanten Unterschied zwischen schnöder Alltags-Wirklichkeit des Menschen und den höheren geistigen Sphären, in der sie (oder einige) schweben, im Wesentlichen also um den Unterschied zwischen „Alltags-Mensch“ wie er real existiert und dem Wunschbild als „Selbstbild des Menschen“, so wie er sich selbst gerne sieht. 

Es wäre nicht Waldemar, wenn er dabei versäumen würde, den Menschen als „ als evolutionär-missratenes (großhirn-hypertrophie als angeborene krankheit), bösartiges, und stumpfsinniges Tier“ sieht, dabei sich sehr wohl dieses Mankos bewusst, es durch ein „geistig höheres, besseres Bild“ verbrämend zu relativieren sucht.

Kurz gesagt also: Der Mensch versteckt sein wahres diabolisches Wesen hinter einer Maske, die er sich nach dem illusionären Wunschbild, abgeleitet aus vermeintlich „höheren geistigen Sphären“, anfertigt. 

Dazu fällt mir der Titel eines - von mir hier vor Zeiten schon erwähnten – Büchleins von Erving Goffman ein: „Wir alle spielen Theater“. Es war seinerzeit Pflichtlektüre im Fach SOWI, denn es geht darin um das „Theater des Alltags“ also um den Alltags-Mensch und seine Rolle im sozialen Umfeld. 

Die Älteren unter uns werden sich an „The Great Pretender“, ein heartbreaking Song von den Platters erinnern:

"Oh yes, I'm the great pretender, / Pretending I'm doing well/My need is such I pretend too much / I'm lonely but no one can tell. Oh yes, I'm the great pretender / Adrift in a world of my own/I play the game but to my real shame / You've left me to dream all alone."

Wie oft habe ich diesen Song gehört, damals sicher weniger seines textlichen Inhalts wegen, sondern wegen der bezaubernden gesanglichen Performance der Platters (wie ja auch das berühmte „Only You“).

Oh ja, ich bin der große Blender, so tun, als ob es mir gut geht ...ich bin einsam, aber niemand kann es sagen …Treibend in meiner eigenen Welt / Ich spiele das Spiel, doch zu meiner eigenen Schande / Du hast mich ganz allein träumen lassen“

Drückt dieser Songtext (wenngleich etwas abseitig gefragt) das Wesen eines „evolutionär-missratenen, bösartigen und stumpfsinnigen Tieres“ aus, das der Mensch - gemäß Waldemars misanthropischer Sicht - sein soll, oder nicht doch eher das klassische Naturell eines im Grunde hilflosen Geschöpfs, das keine Idee hat, wie es wirklich weitergehen soll mit ihm, mit der Welt. Ein Geschöpf, das sich einsam, in seinen Träumen allein gelassen fühlt, angesichts der nicht zu begreifenden Lebensrealität, angesichts der weit verbreiteten Gefühllosigkeit; 

Vor allem aber, als ein Geschöpf, das sich neben seiner Körperlichkeit auch als geistiges, als beseeltes Wesen wahrnimmt. Eine Seele, die nonverbal zu kommunizieren vermag, exakt so, wie Waldemar es mit dem Umgang mit Tieren beschreibt. Da braucht es keine Sprache im Sinne unserer diesbezüglich jüngsten Diskussion hier.

Dieser Vergleich mag weitab liegen von einem rational nüchternen Bezug auf die Lebenswelt, auf den Alltags-Menschen. Er ist aber nicht weitab von der Gefühlswelt der Menschen, die natürlich vom Wissen um deren Fallibilität, von den alltäglichen Widrigkeiten des Lebens, gleichermaßen im persönlichen wie geopolitischen Bereich geprägt ist. Ebenso wenig abseits von der Empfindung der Menschen, sich mit einer überempirischen Sphäre verbunden zu fühlen. Daher mein Zitat: God is a feeling“, unbenommen der üblichen Vorstellungen, die Menschen von Gott haben. Glücklich allerdings jene, die diesen nicht anthropomorph personifizieren.

Menschen hingegen, die in desperater Gefühlslage verharren (damit ist nicht eine Alexithymie gemeint), sondern die keinen Blick und Sinn mehr haben für das Schöne, das Erhabene dieser Welt, wie es sich immer für jene zeigt, die dieses ganzheitlich wahrzunehmen vermögen, diese Menschen erfrieren in der Kälte ihres selbstgewählten Gefängnisses. Die Sonne des Lebens scheint für alle, gleichermaßen für jene, die dieses Licht suchen und auch für die, die sich - aus welchen Gründen immer - im Schatten dieses Lichts befinden. 

Müssig dabei deutlich zu machen, dass es längst nicht allen Menschen möglich ist, aus den Schattengebieten des Lebens zu treten. Und deshalb sollte das Geschriebene ein Plädoyer gerade für diese Menschen sein, die definitiv nicht an einer ihnen „angeborenen Großhirn-Hypertrophie“ leiden, sondern an der ungerechten Verteilung der Güter, wobei zu sagen ist, dass es künftig nicht mehr um diese Güter gehen wird, vielmehr jedoch um das Problem eines überproportionalen Bevölkerungszuwachses, den diese Welt nicht mehr (er)tragen kann.

Schnöde Alltags-Wirklichkeit“ vs „Höhere geistige Sphären“. Mit ersterer verbindet sich Körperlichkeit, mit letzterer die Selbstwahrnehmung des Menschen als ein geistiges Wesen, das mit eben diesen „höheren Sphären“ in Verbindung treten kann. Ich würde diesen Ausdruck nicht verwenden wollen, denn was heißt schon höhere Sphäre, angesichts eines holografisch angelegten Universums?

Nicht nur unser Selbstbild, als ein „erträumtes Wunschbild“ wird zusammen brechen, sondern auch das Bild von Welt und Kosmos, gemäß der gängigen Theorie Schwarzer Löcher, resp. der Quanten-Gravitation. Da ist nicht (mehr) „Himmel und Erde“, vielmehr ein riesenhaftes Hologramm. Mag sein, dass sich in dessen Schichten Gott und Götter, Engel und Teufel verbergen. Die hergebrachten Paradigmen sind ohne Zweifel obsolet geworden, neue stehen ante portas.


Bester Gruß in die Runde! - Karl



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