> Wir diskutieren doch nicht darüber, ob man Zukunftserfahrungen hat?
auf keinen Fall, so was habe ich noch nie gehört.
> "Erfahrung" ist ein umgangssprachlicher Ausdruck, dessen Unschärfe solange kein Problem ist, solange man nicht aneinander vorbeiredet und dann kann man sich gegebenenfalls darüber verständigen, ob es so oder so gemeint ist
Richtig
> Könnte man nicht auch fragen, wie man überhaupt auf die Idee kommen konnte, in so verschiedenen Fällen das gleiche Wort "weil" zu verwenden, ausserdem im von beiden Fällen zu unterscheidenden weiteren Fall des logischen Zusammenhangs?
Ja, ein Volltreffer. Das Wort "weil" wird sowohl in K1 wie bei K2
verwendet. Ebenso wird das Wort "logisch" in beiden Fällen
verwendet. Um Waldemar zu ärgern schreibe ich das Beispiel:
Logisch, dass er in den Graben fiel, nachdem er so viel getrunken
hatte. Hinzu kommt noch ein Wort, und zwar "wegen", das so so eine
Art Querkausalität oder Querlogik andeutet.
Das vorhin zeigt, dass in der Umgangssprache Wörter, die aus der
Logik kommen, in der Kausalsprache verwendet werden, und
umgekehrt. Das ist meist nicht schlimm, nur wollen "wir" es uns
nicht so einfach machen und gründlich werden. Zu K1 und K2 könnte,
wenn man das so wollte, ich will es zwar nicht, L1 und L2
korrespondierend gedacht werden. Dann würden die Logiker
versuchen, die Geschehnisse allein mit logischen Sätzen zu
erklären, sowohl diejenigen der Natur als auch diejenigen in
Personen und sonstigen Tieren. Das versuchen "Wissenschaftler" so
zu tun, etwa mit der INUS-Bedingung. Einige Probleme habe ich
dabei schon gefunden, die ich nicht durchgehen lasse.
> Motivation, genau, das ist der übliche Ausdruck für den psychologischen Zusammenhang, der mir auch auf der Zunge lag.
Das habe ich mir gedacht, und das ist gerade kein unschuldiger
Ausdruck, mit dem von vornherein schon eine implizite Trennung
zwischen K1 und K2 gemacht wird. Wenn das Wort auf eine Maschine
angewendet wird, wird der Kopf geschüttelt. Wenn ich also sage:
"Wo ist die Motivation des Motors, zu drehen?", dann sagen die
Leute: "Du hast sie wohl nicht alle." Schopenhauer machte genau
das, indem er den Willen in die Natur zurückbeorderte. Ich folge
ihm nicht, nur ist es interessant, dass er so denken konnte, und
ich empfehle, dieser Spur auch mal nachzugehen.
> Eine Wirkung im Naturgeschehen wird ja oft als notwendige und nicht nur zufällige Folge eines anderen Naturgeschehens erklärt. ("Der Begriff der Ursache führt immer Notwendigkeit bei sich." sagte Kant ungefähr.) Worin die Notwendigkeit besteht ausser in der Übereinstimmung mit der Beobachtung ist mir nicht klar.
Wieder ein Volltreffer, wenn du "wegen" der Notwendigkeit verwirrt bist. Hierzu habe ich in der Wikipedia-Diskussion den Absatz geschrieben: https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Notwendige_und_hinreichende_Bedingung#Trennung_Kausalit%C3%A4t_/_LogikWeil ich nicht vor Immanuel Kant niederknie nehme ich an, dass er
das Wort "Notwendigkeit" aus der Übersetzung von Humes "necessity"
angenommen hat. Es mag ein kleiner Unterschied sein, nur fällt er
mir auf. Eine Bedeutung von "necessary" ist "erforderlich", was
implizit auf ein Gesetz oder einen Gesetzgeber bezogen werden
kann. Vom Wortbau ist Notwendigkeit ein komisches Wort: Was Not
ist, ist bekannt, was jedoch Wendigkeit ist, ist schwer zu sagen.
Allein vom Wort her entsteht ist mehr Unklarheit im Wort
"Notwendigkeit" als im Wort "necessity". Und beim gründlichen
Denken ist der Unterschied zu sehen und die Frage entsteht, was
denn dabei gedacht werden soll.
Der zweite Aspekt, der zu bedenken ist, dass das Wort sowohl manchmal in logischen Formeln gebraucht wird, wenn ich nicht irre. Wenn es dann noch bei der Kausalität (K1 oder K2) verwendet wird, ist dies ein zweites Durcheinander, wie du schreibst "in Übereinstimmung mit der Beobachtung".
> Wenn man Ausnahmefälle wie vielleicht eine bestimmte Blutgruppe zulässt, bei der die Wirkung dann doch nicht eintritt, zeigt das doch, dass die angebliche Notwendigkeit mit der Beobachtung nicht nur steht, sondern auch fällt.
Das verstehe ich nicht, aber du verstehst es, glaube ich dir.
> Während man jederzeit bereit ist, seine Annahmen über
Ursachen zu revidieren, ergibt es keinen Sinn zu sagen, dass man
sich über die Umstände geirrt hat, die für die eigenen Handlungen
von Bedeutung waren (abgesehen davon, dass man sich selbst etwas
vormachen kann).
Gut gesagt, nur müsste der Satz genauer geschrieben werden, und
dann geprüft werden. Das Wort "Handlung" stört mich. Siehe wie
schon oft angeführt den Flugzeugunfall:
https://de.wikipedia.org/wiki/Air-France-Flug_447 und dort den
Mitschnitt. Kannst du die Handlungen von den Geschehnissen von
Kausalität in den Personen unterscheiden? Die Frage ist zwar
schlecht gestellt, nur wenn ich sie besser stellen würde, müsste
ich weiter ausholen. Zudem kann ich unabhängig davon zwischen K1
und K2 unterscheiden, was du noch vielleicht nicht kannst. Das ist
nicht so einfach, auch ich habe Schwierigkeiten, wenn auch
Lösungen dazu.
> Das scheint mir der Unterschied zwischen Naturzusammenhang
und psychologischem Zusammenhang zu sein.
Gut gedacht, mit dem Wort "scheint". Nur bin ich ein ungläubiger
Thomas was die Sache anbelangt. Zudem mache ich selbst den
Unterschied mit K1 und K2, aber anders.
> Andererseits liegt die Handlung nicht schon im Motiv, d.h. wenn wir den Film anhalten, können wir zwar oft mit an Sicherheit grenzender, aber nur daran grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, wie er weitergeht
Erinnere dich an Schopenhauers Aussage: Bei schlechten
Theaterstücken laufen die Dummen mit Glöckchen und die Bösen mit
Hörnen umher, bei guten jedoch nicht. Sowohl bei Filmen wie auch
bei Personen ist die Vorhersage immer eine Frage der
Wahrscheinlichkeit.
> Und beim logischen Zusammenhang handelt es sich um einen
zwischen Zeichen oder Zeichenverbindungen, bei der die Folge schon
in der Voraussetzung enthalten ist und nur herauspräpariert wird.
Habe ich nicht im Dialog geschrieben, dass die Zeit bei logischen
Zusammenhängen abstrahiert wird. Schleichwerbung:
https://weltordnung.de/Kausal-Dialog.html
> Die Notwendigkeit besteht hier darin, dass man sich an die Regeln hält, die man sich selbst gegeben hat.
Schön wäre es. Dann gibt es bei mir keine Notwendigkeit, denn ich bin mir selbst gegenüber ziemlich ungehorsam.
Vielen Dank Claus, du hast alles korrekt kommentiert, und
implizit alles korrekt gedacht oder verstanden!
JH