die nicht zu übersehende und damit wohl auch nicht zu leugnende erstaunliche Feinabstimmung hat bislang keine letztgültige Erklärung in den Naturwissenschaften. Das bezieht sich selbstredend zunächst auf bislang von der Forschung entdeckte bzw. ermittelte Naturkonstanten (um deren eigentliche Präzision und Allgültigkeit es mir ging), die man schlichtweg nicht als willkürlich oder dem Zufall entstammend beschreiben kann.
Moin Karl,
frei nach Feigenbaum betrachte ich unseren kosmologischen Mailaustausch der letzten 25 Jahre hier in der Runde als Version 4.6692016091029906718532038.
Du behauptest, dass die erstaunliche Feinabstimmung im Verhältnis der Naturkonstanten zueinander bislang keine letztgültige Erklärung gefunden habe und man sie weder als willkürlich noch zufällig ansehen könne. Aber wer sucht überhaupt nach letztgültigen Erklärungen? Ich folge nach wie vor NVP, dem näherungsweise vereinheitlichenden Paradigma. Das ist im Gegensatz zur wohl nur theologisch verstehbaren „Letztgütligkeit“ unter Naturforschern weit verbreitet. Zudem stört mich der Ausdruck „Feinabstimmung“. Das klingt mir zu anthropomorph, als ob jemand ein Radio auf die Sendefrequenz abstimme.
Hinsichtlich möglicher Zufälligkeit extremer Unwahrscheinlichkeit ist zu bedenken, dass wir vom Universum nur einen kleinen Ausschnitt kennen. Zufallsprozesse unter Enschränkungen wiederum können extrem wahrscheinlicher als ohne solche werden. Oder denke an die Annahme vieler Welten, nach der so extrem viele Welten möglich sind, dass sie auch unsere „erstaunlich feinabgestimmte“ enthalten könnten.
Um zu einem kleinen Update unseres Mailaustausches beizutragen, siehe "On the Arrow of Time and Organized Complexity in the Universe“:
Mir gefällt an Okamoto’s Hypothese natürlich, dass sie nicht anthropomorph daherkommt: "This paper introduced a new macro law in the universe, the law of increasing complexity, to formulate an assumption that the universe we observe and the biosphere on Earth are getting more diverse and complex with time. We then applied this law to the coincidence (or fine-tuning) problem about the fundamental physical constants, where we introduced a new principle, the principle of increasing complexity. We explained the coincidence with this principle without using the anthropic principle."
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott“.
Und wie oft von mir gesagt, Gott als Begriff ist für mich nicht diese anthropomorphe Mythengestalt und kein Schöpfer, sondern weitaus mehr der Inbegriff für kosmische Intelligenz, wie Du diese hier – natürlich ohne Bezug auf einen Gott - eingeführt hast.
Das Wort sehe ich hier als immaterielle Substanz, ein mathematisch formuliertes Naturgesetz als primordiales Prinzip.
Einen aus sich selbst heraus entwickelten Organismus jedoch als Urbeginn anzunehmen, erscheint mir ebenso verwegen, wie die dreiste Behauptung des Münchhausen, sich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf (Quantenschaum) gezogen zu haben.
Sich aus sich selbst heraus entwickelnde (und nicht entwickelte) Organismen meine ich nicht als „Urbeginn“, lediglich als Modell des Universums im Gegensatz zum menschengemachten Mechanismus. Dabei sollten Dir selbstkonsistente Algorithmen nicht fremd sein. In der Physik sind sie weit verbreitet. Wenn man kein explizites Verlaufsgesetz hat und nicht weiß, wie mit dem impliziten anzufangen ist, legt man einfach mit Zufallswerten los. Je nach Einschränkungen wird die Rechnung konvergieren oder nicht. So ähnlich geht es nach Darwin ja auch in der Evolution zu. Die meisten Versuche schlagen fehl, aber einige bleiben stabil.
Wie aus Zufallsfluktuationen selbstkonsistent stabile Strukturen hervorgehen können, ist vielfach simuliert worden und wir hatten hier in der Runde wiederholt darüber Mails ausgetauscht. Dabei werden Zufallsfluktuationen in der Nullpunktsenergie seit 1911 (als Planck erstmals auf sie hinwies) verwendet. Nunmehr ist es darüber hinaus die Dunkle Energie, die als Untergrund herhalten kann.
Du denkst Dir „ein mathematisch formuliertes Naturgesetz als primordiales Prinzip“. Ich dagegen interpretiere den „Geist der Natur" lediglich als Mathematik, da aus dem Zahlenuniversum heraus viele Naturvorgänge im Menschen wie im Universum analysiert, prognostiziert und genutzt werden können. An etwas „ursprünglich Immaterielles“ glaube ich nicht; denn könnten wir so etwas überhaupt prinzipiell wissen können? Über Meinungen oder Glauben zu streiten, halte ich für ebenso sinnlos wie das Suchen nach Pseudobegründungen dafür in den Wissenschaften.
IT