Am 02.09.2022 um 23:20 schrieb Karl Janssen <janssen.kja@online.de>:


Aber darin liegt auch unser Problem. Ich schreibe von Ganzheit und Du assoziierst dieses sogleich mit einer mir angedichteten religiösen Überzeugung. Unter Ganzheit des Menschen verstehe ich die Verbindung von Körperlichkeit mit Geist (philosophisch im Sinne des Leib-Seele-Problems). Körperlichkeit ist mittlerweile hinreichend definiert und erklärt, Geist hingegen nicht. Für mich ist Geistiges Information, was wiederum zum Reizwort für Dich geworden ist. 


Moin Karl,

warum schreibst Du dann nicht in Klammern zu „Ganzheit“, wie Du sie verstehst? Ebenso ist Information bloß als Schlagwort verwendet fast nichts-sagend. Insofern das Gehirn als dynamisches System aufgefasst und synergetisch analysiert wird, ist Geist abstrahiert aus den Kognitionen ein Ordnungsparameter. Aber in welcher nachvollziehbaren Theorie sollte „Ganzheit“ für sich genommen Sinn machen? Im Sinne der Synergetik wären „Geist“, „Information“ und „Bedeutung“ jeweils in Natur, Leben und Hirnen ausweisbar. 

Haken führt bspw. vor, wie aus Information Bedeutung hervorzugehen vermag. Dabei sind die paar Tausend Wörter, die wir alltäglich verwenden, hinsichtlich der sich synergetisch selbst organisierenden 100 Mrd. Nervenzellen in unseren Hirnen ebenfalls als Ordnungsparameter auffassbar. Umgangssprachlich ist bekanntlich jeder Unsinn formulierbar, also bedarf es einschränkender Bezüge auf nachvollziehbare Theorien, um irgendetwas über den Alltagshorizont hinausgehendes sinnvoll schreiben zu können. 

Selbstorganisation im Kontext des Fachgebietes der Synergetik zu diskutieren (dem es ja zugeordnet ist), würde sich durchaus anbieten, da hiermit ein viel breiteres Spektrum gegeben ist, in dem unterschiedlichste Aspekte von Selbstorganisation erörtert werden können. Damit würde man aus der o.a. Schleife diesbezüglicher Begriffe heraus finden. 

Bezogen auf Astrophysik würde ich auch annehmen wollen, dass Dunkle Materie/Energie eben nicht (bloße) Bestandteile dieses Universums sind, sondern dieses (auf bislang nicht gekannte Art) konstituieren.

Überhaupt Astrophysik: Ein rundweg ermutigenderes Thema hier zur Diskussion, als das leidige der Metaphysik oder gar Religion, obgleich beide (erst- wie letztgenannte) Themenbereiche darunter leiden, im Kern (noch) nicht verstanden zu sein. 



Astrophysik für sich genommen, wäre wohl zu fachspezifisch, Kosmologie eher der philosophischen Diskussion zugänglich. Ob Haken oder irgendwer sonst das Universum bereits explizit synergetisch behandelt hat? Wohl alle physikalischen Theorien unterfallen der Theorie Dynamischer Systeme, aber ausdrücklich als ein solches behandelt hat es natürlich Smolin, und das schon mehrfach: 1995: "Cosmology as a Problem in Critical Phenomena“, 2002 hat Vaas seine evolutionären Ansätze von 1992 und 1997 im Anschluss an die Frage diskutiert: "Is there a Darwinian Evolution of the Cosmos?“ 

Und wie die Umgangssprache zugleich den Umgang der Menschen ordnet und sich dabei ändert, könnte es auch mit den Physikerregeln zugehen, die sich mit dem Universum ändern könnten. Darüber hat Smolin 2012 spekuliert in: "Unification of the state with the dynamical law“. Kanitscheiders Geschichte und Systematik der Kosmologie in philosophischer Perspektive stammt aus dem Jahr 1991. Aber womit fangen wir an? Mit dem Neuesten? Mit dem Interessantesten? Mit dem Zusammenhang von Synergetik und Evolution? 

PS: Ach ja, noch zum „wichtigsten Ordnungsparameter im Kapitalismus“. Geld als die hässliche Fratze des Kapitalismus; die Moneymaker sind wieder hoch aktiv und fummeln in der Tat nach Belieben an den Kontrollparametern Öl und Gas. Sind Politiker dazu verdammt, diesem dreckigen Spiel zusehen zu müssen, ohne Möglichkeit dieses zu beenden oder zumindest es zu beschränken?



Was kann man schon gegen einen skrupellosen Massenmörder ausrichten? Massive Gegengewalt ist anzuwenden oder ein jahrelanger Stellungs- wie  Wirtschafts- und Propagandakrieg durchzustehen. In Afghanistan hat es zehn Jahre gedauert, bis die Sowjets am Ende waren. Wann wird Russland am Ende sein? Leider ist kein zweiter Gorbatschow in Sicht. Aber wer weiß, was im Untergrund so alles fluktuiert und sich überraschend aufschaukeln könnte? 

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