Lieber Karl,

die Aussage „anima forma corporis“ ist ein Aristoteles-Zitat des Aquinaten: siehe hierzu u. a. das ausgezeichnete Buch von Hubertus Busche:

Die Seele als System

Aristoteles' Wissenschaft von der Psyche


Paradeigmata 25. 2001. Unveränderter Print-on-Demand-Nachdruck der Ausgabe von 2001. VIII, 186 Seiten. 
978-3-7873-1591-8. Kartoniert
EUR 48,00

Klappentext: 

Während die Aristotelische Seelenlehre dem Christentum jahrhundertelang als Bollwerk gegen Materialismus und Zufallsdenken gegolten hatte, nennt man Aristoteles seit geraumer Zeit entweder einen 'Materialisten' oder aber den 'ersten Funktionalisten'. Dieser Verlegenheit suchen andere zu entgehen, indem sie den Philosophen als 'Dualisten' cartesischer Art interpretieren. Gegenüber solchen in zahllosen Spezialuntersuchungen vertretenen Forschungsthesen wagt das vorliegende Buch eine neue Gesamtdeutung der Aristotelischen Psychologie und zeigt, daß Aristoteles weder Materialist noch Funktionalist noch Dualist ist, sondern die Seele als schöpferische funktionale Form des Leibes versteht.

Die Kapitel 1-6 untersuchen zunächst die Psyche der irdischen Lebewesen: ihre Vermögen auf der Stufenleiter von Pflanze, Tier und Mensch. Die Untersuchung kommt zum Ergebnis, daß die Psyche hier als eine zweckmäßig arbeitende funktionale Struktur, d. h. als ein System mit interner Bewegung verstanden werden kann, das emergente Leistungen wie Leben, Wahrnehmen und Denken erzeugt: die Nährseele als eine an Selbsterhaltung arbeitende Struktur, die Sinnenseele als arbeitendes Funktionsgefüge von peripheren Sensorien und Zentralsensorium, die Vernunftseele als punktzentriertes System, dessen Denkleistungen durch Arbeit an Vorstellungen erbracht werden.

Kapitel 7 weist die gängigen Deutungsmuster der aristotelischen Seelenlehre als Dualismus, Materialismus, Behaviorismus, Identitätstheorie oder Funktionalismus als unzulänglich zurück.

Kapitel 8 untersucht schließlich die Psyche der himmlischen Wesen: Die Passagen aus 'De caelo' und 'Metaphysik XII', an denen Aristoteles dem Gott wie den Gestirnsphären eine Seele zuschreibt und sogar dem Weltganzen eine Art von Beseeltheit, werden immanenztheologisch interpretiert, so daß die ganze aristotelische Kosmologie als wissenschaftliche Aufklärung über den rationalen Kern des mythischen Götterglaubens verstanden werden kann.

Viele Grüße,

Thomas

PS: für die, die in researchgate.net stöbern können meine jüngste Einlassung: https://www.researchgate.net/publication/369125237_Deconstructivist_rhizome_talk_the_elite's_secret_language_its_psychological_function_and_its_underlying_theory

Am 11.03.2023 um 00:41 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:



Am 10.03.2023 um 17:46 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:



Am 10.03.2023 um 12:23 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

… dass „Planck-Teilchen“ als echtes teilchen" die Basis allen Seins sind. Vollkommen richtig, es ist die materielle Basis aus der alles Leben per Formung hervorgeht: „anima forma corporis“. 


Moin Karl, 

das klingt mir schwer nach theologischem Geschwafel, zumal Schriften des Thomas von Aquin nicht zu meinen Referenzen gehören und ich bei Planck im Zusammenhang mit der Einführung seiner Einheiten nichts von Teilchen gelesen habe. Was Du mit „Planck-Teilchen“ meinst, hatte ich Dich schon einmal antwortlos gefragt. Also worauf beziehst Du Dich? Ich hatte mich JH gegenüber ja an das spekulative Fluid-Modell Gibsons vom frühen Universum erinnert, in dem Planck-Teilchen vorkommen, allerdings nur extrem kurzzeitig und nicht als andauernde materielle Basis.  


Das hätte mich auch schwer gewundert, wäre der Aquinus in Deinem Referenzen-Pool - moin moin Ingo!

Dieser Gelehrte ist aber sehr wohl im „Referenz-Pool“ von Theologen und zählt somit zum Feindbild von Atheisten. Warum gibst Du Dich denn überhaupt mit „theologischem Geschwafel“ ab, wenn es Dir zuwider ist?

anima forma corporis“ - dieser Ausspruch wird zwar dem Aqinaten zugeschrieben, aber wissen wir, ob diese Aussage origninär von ihm stammt. Aquinus war Dominikaner, zählte zu seiner Zeit zur Bildungselite und ich denke, das war er zurecht, wenn man seine Schriften (zumindest zu Teilen) gelesen hat. Das hast Du natürlich nicht – wie solltest Du auch, wo derartige Literatur nicht in Deinen Referenzrahmen fällt; dann aber Urteile zu diesem Thema abgeben, wird kaum der von Dir stets eingeforderten intellektuellen Redlichkeit entsprechen. 

Müssen Du und Waldemar immer wieder tendenziöse Abwertungen von Beiträgen abliefern zu Themen, die eben nicht in Euren „Referenzrahmen“ liegen? Da liegt schlichtweg die Vermutung nahe, dass es Euch immer nur darum geht, Menschen zu diskriminieren, die einer Religionsgemeinschaft angehörig sind oder einfach nur einen persönlichen Bezug zu einem von ihnen geglaubten Gott haben. 

Euch beiden sollte doch nach all den Jahren an Diskussion hier klar geworden sein, welchen Bezug ich zu Religion und einer Göttlichkeit habe, der sich mitnichten in einer naiv anthropomorphen Gottesvorstellung ausdrückt. Doch auch mir sollte längst klar geworden sein, dass bei Eurer Radikalkritik an Religion kein Jota Spielraum für jedweden Bezug zu Spiritualität verbleibt – es ist schlichtweg Null-Toleranz-Kritik, die nicht selten verächtlich vorgebracht wird: „Theologische Geschwafel“. 

Du, Ingo, zeigst Dich unbefriedigt ob meiner ausgebliebenen Antwort, was ich mir unter „Planck-Teilchen“ vorstelle. Warum fragst Du mich danach, wo es doch Waldemars Wortschöpfung ist!?

Ich mokiere mich lediglich über Waldemars Körnchen im Planck-Format, die für ihn „Building-Blocks“ sind, ohne zu bedenken, dass Materie ohne Bedeutung (Matter and Meaning – wie wir das bei R. Kastner erörtert haben) eben keine Bedeutung hat: Aus purer Materie ohne „Bauplan“ entwickelt sich nichts in dieser Lebenswelt; eine Binsenweisheit und einfach nur noch lachhaft, darüber hier zu diskutieren. 

Somit magst Du dieses „anima forma corporis“ des Aquinus als theologisches Geschwafel abtun, wie überhaupt hier nahezu alles Geschriebene. Das sei Dir als Deine Meinung zugestanden. Nur vergißt oder missachtest Du, wie auch Waldemar, dass es auch andere Meinungen resp. Überzeugungen gibt und mit gleichem Recht in einem philosophisch orientierten Forum vorgebracht werden können.

Hast Du jemals von mir vernommen, dass ich Deine atheistisch geprägten Beiträge und Einlassungen hier als eben solches Geschwafel abgewertet hätte?


KJ





IT 


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