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Am 17.11.2024 um 11:23 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:




Am 17.11.2024 um 11:14 schrieb waldemar hammel:



Am 17.11.2024 um 05:13 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:

Was ist nun also Zeit? Tausendfach gefragt und ebenso beantwortet!

allgemein "zeit" gibt es nicht - alle welt"punkte" haben untereinander divergierende "eigen(raum)zeiten" - dazu kommen auf sehr viel größerer skala die, von vielerlei gründen verursacht, unterschiedlichen zeiterleben von lebewesen, und bei letzterem hakt natürlich der spinnerte mensch ein mit 1000 fragen und 1000000 nicht gefragten antworten, "was denn zeit wohl sei?"

(ein einziges kopf - und bauch- hirn hat und gebraucht/benötigt schon dutzende von unterschiedlichen "zeiten"/zeitabläufen, physiologische + psychische ("innere, alle unterschiedlich schnell ablaufende uhren" jede menge), soass man sich bei der frage "was ist zeit?" immer zuerst fragen sollte, auf welche innere uhr sich die frage denn beziehen soll

* auch die sog planckzeit ist insofern problematisch, als sie letztlich von unserer illusionären alltagszeit abgeleitet ist (und eben nicht umgekehrt)


Lebenszeit ist Dasein, sagt Heidegger und verbindet diese Aussage mit der Frage nach dessen Sinn und Zweck. Er spricht von sinnenhaften Bezügen zwischen Dasein und „Zuhandensein“. 

Der Begriff von Dasein lässt auch an Hegel und seiner Vorstellung von Endlichkeit vs. Unendlichkeit denken. Dasein als das Werden und Vergehen allen Lebens, gezählt in Einheiten von Momenten. Insofern ist eine Uhr quasi ein „Momentenzähler“. 


Zeit als Momente, die als entropische Prozesseinheiten in definierten Intervallen aufsummiert sind. Die Frage bleibt, ob dieses Aufzählen endlich oder unendlich und ob es in allen Universen stattfindet.



gottlob ist heidegger uns heutigen weitgehend zu(sc)handen geworden mit seinen krankhaften spinnereien und perseverationen ...

=> der moderne "moment" ist neurologisch bedingt / definiert = ist EIN frame im (gesunden, wachen, nicht abgelenkten) kurzzeit-speicher unseres hirns = dauer: ca 2,7 sekunden,
ein gesundes KZ-gedächtnis mensch, zur erinnerung, kann 7 frames auf einmal/gleichzeitig aktuell halten = das sind inhaltlich 7 unterschiedliche sems (daher auch vermutlich die überwertige bedeutung, die der zahl 7 im alltag oft zugesprochen wird),
danach, also alle ca 3 sec, wird alles gelöscht, und mit neuen 7 frames gefüllt, womit eine neue gegenwart (ein neuer 7-ner Gesamtmoment) kreiiert ist, so entsteht die zeit, in der wir 50-90 jahre leben, und meinen, es gäbe zeit-an-sich
(tut mir leid, denn mir durchaus bewusst, dass diese obige darstellung zirkulär ist, aber ist der kürze geschuldet)

* unendlichkeit geht an ihrem rand in null über ... hihi (zb unendlicher zeitvorrat = ewigkeit = gibt keine "zeit")

Das war mir klar, wie Du, lieber Waldemar, auf Heidegger reagieren wirst! Eben Deiner Neigung folgend, Dir nicht genehme Menschen in Bausch und Bogen abzuwerten. Ich bin mir sicher, dass Du weder sein Buch „Sein und Zeit“ gelesen hast, noch Dich mit zumindest einigen seiner und anderer Schriften befasst hast, die Leben und Wirken dieses Philosophen beleuchten. 


Nun, das verlangt ja auch keiner, aber dann sollte man sich eben mit undifferenzierter Kritik zurückhalten und sich vor allem keiner Klischees bedienen, die letztlich immer nur auf einseitigen gesellschaftlichen Vorprägungen aufsetzen. 


Genau dieses Verhalten kritisiert eben Heidegger in einem eigenen Kapitel seines o.a. Buchs: „Man macht das eben so“ als eine dem notwendigen „Eigensein“ entgegenwirkende Konformität. Dieses Eigensein würde im Kontext von Eigensinn die subjektiven Verfestigungen von Denkmustern bedeuten, die es aufzulösen gilt, was exakt dem Freilegen von Verschüttetem und Verstelltem entspricht, wie Heidegger es beschrieben hat. 


Über das Verstellen hatte ich hier geschrieben und auf Gofmans Büchlein „Wir alle spielen Theater“ hingewiesen. Im Wesentlichen geht es bei Literaten immer um die Kernaussage ihrer Werke und somit bei Heidegger um das Verhältnis „Ich und die Anderen“, also dem Umstand, dass sich dem Menschen sein eigenes DASEIN (resp. Eigensein) als Individuum immer nur in Bezug auf das Dasein Anderer erschließt.


Binsenweisheit oder schlichtweg uraltes literarisches Kulturgut der Menschheit? Einerlei, diesmal hat es Heidegger neu aufgeschrieben und wer sein Werk aus dieser Perspektive zu lesen vermag, wird wieder an das erinnert, was des Menschen Leben  und das aller Natur ausmacht: Die Erkenntnis, dass Alles immer schon ist und war. Und wenn Dir, Waldemar, dieser Heidegger „gegen den Strich geht“, versuche es mit Karl Jaspers:


„Alles was mir gegenständlich wird, ist jeweils zusammengeschlossen in einem relativ Ganzen unserer Welt, in der wir leben. Wir sehen dieses Ganze, sind in ihm geborgen. Es umschließt uns gleichsam in einem Horizont unseres Wissens. Jeder Horizont schließt uns ein; er versagt den weiteren Ausblick. Daher drängen wir über jeden Horizont hinaus. Doch wohin wir auch kommen, der Horizont, der ständig das jeweils Erreichte einschließt, geht gleichsam mit. Er ist immer neu wieder da und zwingt, weil er nur Horizont und nicht Abschluß ist, jedes, endgültige Verweilen aufzugeben. Niemals gewinnen wir einen Standpunkt, auf dem der begrenzende Horizont aufhörte und von dem aus ein nun horizontlos geschlossenes, daher nicht mehr weiter weisendes Ganzes überblickbar würde. Und wir gewinnen auch keine Folge von Standpunkten, durch deren Gesamtheit wir, wie bei einer Erdumseglung, in der Bewegung durch die Horizonte hindurch das eine geschlossene Sein – im System des Seins – gewönnen. Das Sein bleibt für uns ungeschlossen: es zieht nach allen Seiten ins Unbegrenzte. Es läßt immer wie Neues als jeweils bestimmtes Sein uns entgegenkommen.

Unser Erkennen schritt fort vom unbestimmten Ganzen unserer Welt (in der wir unmittelbar leben) zum bestimmten Gegenstand (der in der Welt vorkommt und aus ihr an uns herantritt) und von da zur bewußt in ihren Horizonten erfaßten Weltgeschlossenheit (im jeweiligen System des Seins). In jedem dieser Schritte ist uns Sein gegenwärtig, aber mit keinem haben wir das Sein selbst. Denn jedesmal zeigt sich die Möglichkeit des weiteren Hinausschreitens über die gewonnene Erscheinung des Seins in das Sein hinein. Das bestimmte, das gewußte Sein ist immer umgriffen von einem Weiteren. Jedesmal erfahren wir in dem positiven Erfasser) eines Partikularen (partikular ist auch jedes gedachte System des Ganzen des Seins) zugleich, was das Sein nicht ist.“


Ich besitze seine Bücher und erlaube mir o.a. Zitat. Bleibt die Frage:  Ist das der Weisheit letzter Schluss? Ich denke nicht, eher ein Schritt hin zur Erkenntnis, resp. Gewissheit, dass Unendlichkeit nicht begreifbar ist.


Bester Gruß!

Karl