JH: „Wenn A dem B sagt, dass es kein X gibt, dann kann B das erst mal nur zur Kenntnis nehmen….“
Zur Kenntnis nehmen ist selbstredend Voraussetzung für einen irgendwie gearteten Dialog. Diesen jedoch im Sinne einer gemeinsamen Auseinandersetzung hinsichtlich einer getätigten Aussage weiterzuführen, bedingt doch geradewegs die Fortsetzung eines Diskurses. Und soweit es sich nicht um eine axiomatisch gesicherte Aussage handelt, steht alle weitere Thematik für eine Diskussion offen.
KJ ging nach dem vorhin Geschriebenen zur Sache über, um die es vorher ging, also um die Frage nach der Existenz von Naturgesetzen. Der Übergang geht "nach meinen Regeln" zu schnell. Nun muss ich zugeben, dass auch ich "nach meinen Regeln", wenn sie denn vorliegen würden, ein Übergang für mich auch "schnell" nicht zu schaffen wäre. So könnte auch ich "nicht mehr mitmachen", weil mir "meine Regeln" eben in Gänze nicht vorliegen. Also Stück für Stück:
> Würde ich Deinen Regeln von Konversation folgen müssen,
könnte ich in meiner mir eigenen Art der Wort- und Satzgestaltung
nicht mehr hier mitmachen.
Das glaube ich dir.
> Die Zeit, wo ich mich dem schulischen Diktat von lehrenden
Germanisten unterordnen musste, ist glücklicherweise vorbei.
Diesen Satz würde jeder angehende Politiker sagen, Nietzsche wies
ungefähr darauf hin, dass sie diesen im Hinterkopf haben: "Nun
habe ich genügend gelernt, und will das in die Praxis umsetzen."
Und "Lange Rede kurzer Sinn, nun will ich die Macht haben und mein
Wissen umsetzen, nicht theoretisieren, mein Programm ist bekannt."
Dieser Satz sagt in etwa: "Nun bin ich aus der Lehre heraus, zumindest aus der Lehre der Germanisten. Nun bin ich frei und kann sagen was ich will, und brauche nicht mehr an das "Diktat" der Germanisten zu denken."
Hier denke ich schon fast an die Diktatur der Germanisten. So hast du sicher nicht gedacht, das glaube ich dir.
Zurück zum Anfang: Es sind nicht "meine Regeln". Es ist eine
allgemeine Regel, und zwar die Regel, die du selbst schriebst,
nämlich nach der das was der andere sagt, ernst zu nehmen ist.
Egal wie extrem der erste Satz desjenigen ist, der dir entgegen
kommt, egal wie bekannt oder unbekannt dir das Wort ist, das dir
zukommt, es geht nur, dieses so zu verstehen, wie der andere es
versteht. Es geht nicht, den anderen sofort als psychisch krank
einzustufen, als Ideologen, als Kind oder alten Mann. Es geht
nicht, seine Äußerungen auf seine Vergangenheit zu beziehen. Hier
geht es auch um die Person, die spricht, nicht oder nicht nur um
die Exegese ihrer Äußerungen und die Entgegnung dieser. Das sind
zwei verschiedene Vorgehensweisen. Sicher könnte auch ich
schreiben: "Hier habe ich ein Kind vor mir, und ich bin nicht
bereit, mich an Kindesdenken anzupassen, das was ich sagen müsste,
habe ich schon so oft gesagt, es langweilt mich. Dort habe ich
einen psychisch Kranken vor mir, der gehört irgendwo hin, und
weiter weg einen mit einer schweren Vergangenheit. Und weiter weg
sehe ich einen Ideologen, und mit Ideologen spreche ich nicht. Und
mit einem Belehrenden kann ich auch nichts anfangen, ich habe
genug gelernt. Ich will nur noch Meinungen austauschen. So wie
Schopenhauer es schrieb: Die einen tauschen Gedanken aus, die
anderen Karten."
Das Gespräch ging bei dir und mir jetzt vom Betreff ab, und ich
kann auch schon allein deswegen schreiben, dass ich deswegen und
wegen dem vorhin Geschriebenen schreiben könnte, dass auch ich
"nicht mehr hier mitmachen" könnte. Ich breche hier nur ab, weil
andere Sachen sich aufdrängen. Mir ist bewusst, dass ich nur auf
einen kleinen Teil dessen eingehen konnte, den du schriebst, den
ich aber ernst nahm so wie ich dich ernst nehme. Jedoch auch ich
kann je nach Sache "passen", also "nicht auf sie eingehen", nicht
"entgegnen können", dann kann ich das sagen. Dann brauche ich
nicht den Eigentor-Satz des Wittgenstein nicht.
JH