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Am 17.11.2025 um 10:10 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:


Am 30.10.2025 um 09:09 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Statt von „kosmischer Intelligenz" oder „Feinabstimmung“ sollten wir nur noch von Selbstkonsistenz oder Selbststabilisierung schreiben. Was man sich darüber hinaus denken mag, ist bloße Meinung oder Glaube, aber kein Wissen.

„Mit der Dunkelheit schlief ich ein, träumte, daß ich sämtliche Dinge des Weltalls auf einmal verstehen wollte, es nicht vermochte, weder nach Kategorien, noch an einem einzigen Individuum. Enttäuscht, beim Morgenlicht, erwachte ich“. Das schrieb Sor Juana ines de la cruz, „Die zehnte Muse von Mexico“ über einen Traum. Die Nonne aus dem 17. Jahrhundert gilt in Mexiko als Nationalheldin und ich erlebte kürzlich das Musiktheater über sie im Hamburger tonali. Bemerkenswert scheint mir ihr Eingeständnis, dass Kategorien und ein Individuum bzw. Sprache und Gefühl das Weltall nicht zu verstehen vermögen.

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Alleine schon die heute vorliegenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, insbesondere jene der Astrophysik machen alle  historischen - auf Basis von faktischer Unwissenheit getroffenen - Annahmen, resp. Erklärungen hinfällig, einschließlich aller Art diesbezüglich religiöser Dogmatik oder metaphysischer Denkmodelle. Mit dieser Feststellung müssten Skeptiker, Atheisten, Positivisten doch endlich ihren Frieden mit den von ihnen so verachteten, bisweilen auch nur belächelten Glaubenden,  Meinenden, Unwissenden und allen sonstigen Tagträumenden schließen. 


Was sollte denn am Weltall nicht zu verstehen sein? Raumzeit, Gravitation, Materie, Energie sind mittlerweile allesamt hinreichend naturwissenschaftlich beschrieben und solchermassen als gesichertes Wissen verfügbar. Die habitablen Zonen des Weltalls sind von Wesen belebt und demnach keine Ansammlung amorpher Gegenständlichkeiten. 


Lebewesen, die sich ihrer Existenz im Sinne des „Cogito ergo sum“ bewusst sind. Denkende, fühlende, in sozialen Verbänden existierende Menschen, die seit ihrer Selbstbewusstwerdung Fragen nach ihrer und der Welt Herkunft stellen. 


Mit zunehmendem Wissen über Lebenswelt und Kosmos haben sich Fragen verdichtet, die die heutige Wissenschaft nach dem Phänomen der Feinabstimmung der Naturkonstanten forschen lässt: Purer Zufall? Eines Gottes Idee und Schöpfung? Eine Art von kosmischer Intelligenz? 


Selbstverständlich kann man diese Feinabstimmung mit Selbstkonsistenz oder Selbststabilisierierung erklären, doch dieser Definition fehlt die Benennung deren Verursachung. Ein sich selbst stabilisierendes System muss hinsichtlich seiner ursprünglichen Konstitution mit dem Kriterium der  Zeit (ohne Masse keine Zeit und vice versa) als essenzielle Voraussetzung von materieller Existenz in Verbindung  stehen und somit auch mit einem Anfang und Ende. Demzufolge ist die Gesetzmäßigkeit der Thermodynamik (Entropie) die basale Zustandsgröße des makroskopischen Systems, eben dieses Weltalls. 

Binsenweisheit mittlerweile, nicht so jedoch das fehlende Wissen vom Anfang dieses Systems, modulo der gängigen Urknalltheorie;  Erklärungen, die ein Uratom, eine Ursuppe, das  Equilibrium etc. als Anfang (und Endzustand) sehen. Damit ist jedoch nicht erklärt, wie Geist in diese Welt kam, wie sich Primaten zu denkenden, selbstbewussten, somit den Menschen als geistige Wesen entwickelt haben.


Ich denke, fühle - also bin ich und zudem: ich sehe mich mit der Erde verbunden, also existiert sie. Doch warum sie existiert, warum überhaupt etwas existiert und vielmehr nicht Nichts (Leibniz), diese Frage ist nach wie vor offen und seit Anbeginn ein Paradox, denn dieses angenommene „Nichts“ ist in diesem Zusammenhang ein sprachliches Abstraktum, insoweit auch intellektuelle Spiegelfechterei. 


Wittgenstein im übertragenen Sinn: Müssig, über Dinge zu sprechen, von denen man nichts weiss. Fest steht jedoch, es gibt habitable Zonen (zumindest eine, die unsere) im Weltall und die Frage stellt sich, ob sie zufällig Lebensraum für Mensch und Tier ist/ sind oder ob ein teleologischer Zweck damit verbunden ist. 


Zurück zum Geist - schon als Jugendlicher wurde mir bewusst, dass sich Geist nur verwirklichen kann, wenn er sich verkörpert. Ein sich selbst denkendes Wesen im ausschließlichen Sinne von Selbstkonsistenz kann nur eine immaterielle Instanz, aber niemals ein der Entropie, also einem Anfang und Ende ausgesetztes Lebewesen sein.

Kosmische Intelligenz d.h. allgegenwärtige, omnipotente Entität, die man durchaus als göttliche Wesenheit benennen könnte. Es mag Menschen geben, die das Vermögen haben, resp. entwickeln, an dieser Wesenheit zu partizipieren und damit die göttliche Idee in dieser Lebenswelt zu Taten werden lassen. 


Idee und Tat, vom Urzustand als Potentialität zum Erschaffen von Wirklichkeit aus dem jeweils Möglichen, dem dualen Prinzip des „Versuch und Irrtum“ folgend. Idealvorstellung, denn der Mensch verharrt meist zu lange im Irrtum, mit oftmals verheerenden Folgen.

Nicht das beobachtbare Weltall ist also unverstanden, sondern das ureigenste Wesen dieser Lebenswelt.


KJ