Am 06.03.2023 um 11:50 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
> Dass Information bzw. deren Begrifflichkeit an sich, weit über technische IT hinaus geht,
allein das ist für mich schon fragwürdig, ich benutze auch mal deine Wendung: Nicht mehr, nicht weniger. Dann kannst du merken, dass es nicht um meine Art geht, sondern dass es Ansatzpunkte gibt, zu denen diskutiert werden könnte, in deiner Art oder irgendeiner Art angelegt, spielt keine Rolle. Wieder nehme ich gerne deine Sprache an. Wenn du mir zu einer bestimmten Stelle schreibst: "Diese Stelle ist für mich fragwürdig.", dann versuche ich die Frage dort auch zumindest zu denken, dann sage ich nicht "In einer Art angelegt", so dass ich deswegen nichts dazu sagen kann.
Ein jeder soll nach seiner Façon selig werden; mit diesem berühmten Ausspruch hat der „Alte Fritz“ Religionsfreiheit gewährt, Freigeist und auch Feingeist, der er selbst war. Des Preußenkönigs Postulat war doch auch eine gut gemeinte Ermunterung „von oben herab“ zu freiem Denken, Sprechen etc., losgelöst von Fesseln, die dieser selbst auf drastische Weise in jungen Jahren durch seinen Vater erdulden musste.
Abgesehen davon, dass auch Friedrich II v. Preußen letztlich wieder von der harten Lebensrealität auf den Boden der Tatsachen zurück geworfen wurde und damit sein ursprünglicher Idealismus, seine Weltoffenheit, sein Sinn für Kultur sich - ähnlich dem Wandel des jungen zum alten Luther - in blank zynisches Sentiment gegen Mensch und Welt verkehrte, überdauerte sein Postulat die Zeiten bis heute: Jeder nach seiner Façon!
Das kann natürlich kein Appell zu beliebigem Handeln sein, welches sich aus regelwidrigem Denken ableitet, doch er gleicht Kants Aufruf zur Mündigkeit:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen…Sapere, aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Wie Kant in seiner Schrift „was ist Aufklärung?“ weiter ausführt, „Faulheit und Feigheit“ seien Ursache dafür, dass Menschen gerne und zeitlebens unmündig bleiben und damit es anderen leicht gemacht wird, sich als deren Vormünder aufzuwerfen, ersieht man bis zum heutigen Tag, wie zutreffend dieser Denker das Wesen des Großteils der Menschen beschrieben hat.
Du, Joseph, denke ich, hast den Mut und natürlich das Recht, die benannten von Dir verfassten Abhandlungen auf Deine Art zu gestalten. Nichts anderes meinte ich in meiner Betrachtung auf diese Texte, wie Du sie in „weltordnung“ einstellst. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass sie damit auch sehr eigenwillig und definitiv nicht „mainstream“ und somit nahezu ein Alleinstellungsmerkmal haben.
> das drücke ich in Anlehnung an R. Feynman
die Anlehnungen an andere Personen kann ich nicht zusätzlich bedenken, ich bin froh, wenn eine einzelne Person mir sagt, dass ich sie gut verstehe, wenn ich noch Externe dazu nehmen muss, muss ich scheitern. Du nicht, ok.
> „it’s all about atoms“ eben mit „it’s all about Information“ aus.
Dazu habe ich schon geschrieben. Nur habe ich schon den Versuch unternommen, meine Gegnerschaft zu dieser Art Sätze zu relativieren, die trotz allem nicht auf "alles" bezogen werden können. Ich habe zwei Hypothesen an den Text angefügt, von denen ich sagen kann, dass sie nicht allgemein verständlich sind, ich versuche wahrscheinlich, die Stellen besser zu schreiben. Am liebsten würde ich sagen: lies diese Textstellen nicht, aber du bist einer der wenigen, die Texte von mir überhaupt lesen, also lies sie bitte doch. Denn es gibt ein "Von-oben-herab", das gutartig sein kann, ohne dafür paternalistisch zu sein, was also dann noch besser ist als gutartig. So in etwa lese ich deine Sätze, du bekennst dich ja auch für das Positive. Das "von-oben-herab" kann ich jedoch nicht auch noch bedenken, egal ob es gutartig ist, wofür ich mich dann bedanke, oder eben auch, wenn es nicht gutartig ist. Es geht mir auch darum, mit anderen klar zu kommen, jedoch primär darum, mit mir selbst klar zu kommen. Du siehst, dass ich meinen Fehler eingesehen habe, indem ich die Hypothese 2 eingeführt habe, die du vermutlich in deinem Denken nutzt, die erste jedoch abweisen würdest. Dank deiner impliziten Mithilfe. Und obwohl wir nicht aus denselben Motiven heraus diskutieren. Hier komme ich vom Thema ab, das hast du schließlich auch vorher getan, in Richtung: Warum sind denn so wenige hier.
> Dabei beziehe ich mich nicht nur auf meine diesbezüglich ureigenste Erfahrung, sondern natürlich auch auf namhafte Wissenschaftler, die Information als „Building Blocks“ dieser Lebenswelt definieren.
Wie vor, das ist mir so allgemein, dass ich nichts damit anfangen kann, wenn du es kannst, wohlan. Und ich suche auch nicht nach solchem, teste es nicht einmal.
Es scheint also umgekehrt auch für Dich zu gelten, wenn Du z.B. mit meinem Ausspruch „it’s all about Information“ nichts anfangen kannst, weil ich diesen in Anlehnung an Feynmans verkürztes Zitat „it's all about atoms“ hier angeführt habe. Wenn man diese elliptisch verkürzten Phrasen ohne (gedanklichen) Kontext zu dessen fachlichen Hintergrund zu verstehen versucht, kann das schlichtweg nicht gelingen.
Hintergrund in Feynmans Statement ist, dass ein Versuch, das Leben als Ganzes zu verstehen, nur unter dieser einen Annahme gelingen kann: alle Dinge bestehen aus Atomen!
Hintergrund in meinem „Statement“ ist, dass Information fundamental gewissermaßen als „Building Blocks“ von Kosmos und Welt anzunehmen ist. Damit lehne ich mich natürlich nicht an Feynman, sondern u.a. an J. Wheeler an, der Information als grundlegendes Element der physikalischen Welt beschreibt: „it from bit“. Das steht im Kontext der Bohmschen Mechanik, die mir sehr plausibel erscheint.
Mir ist schon bewusst, dass dieses „Statement“ nicht allgemeinverständlich sein kann, denn es setzt ja spezifische Kenntnisse in der Naturwissenschaft voraus. Allerdings könnte man schon näher darauf eingehen, wenn es entsprechend hier hinterfragt würde. Doch vermutlich würde es den Diskussionsrahmen sprengen und zurecht jene langweilen oder gar abstoßen, die schlichtweg kein Interesse für diese Thematik aufbringen wollen.
Doch eigentlich wollen wir hier ja immer auch eine Brücke zwischen Natur- und Geisteswissenschaft, insbes. Philosophie bauen, wobei es eigentlich gar keiner Brücke bedürfte, sondern eher einer direkten Verbindung.
Wenn hier immer wieder mal von Feldern, von Verschränkung, von Nichtlokalität gesprochen wird, dann sind es genau diese Phänomene, die für diese Verbindung von Materie und Geist stehen. Und genau deshalb kommt es darauf an, nicht nur diesbezügliches Wissen zu erlangen, sondern dieses in seinen spezifischen Zusammenhängen auch zu begreifen.
Somit liegt es doch im Interesse sowie im Vermögen jedes einzelnen Menschen, mit welcher Thematik er sich beschäftigen und wie tief er in diese vordringen will: Ein jeder soll nach seiner Façon selig werden!