Es ist eben nicht so einfach und vielleicht auch überflüssig, Schönheit oder Komik zu erklären, Ingo. Vor allem geht es nicht so plump wie bei den von dir angeführten Theorien, die diese Luftgebilde gnadenlos plattwalzen.

Vielleicht ist es die Empfindung, die sich mit bestimmten Formen unwillkürlich verbindet? Erst muss die Form überhaupt wahrgenommen werden, nicht nur die Einzelheiten als allerdings unverzichtbare Voraussetzungen, dann muss sie sich mit einer Empfindung verbinden und zwar ganz von selbst, ohne dass man es sich ausgesucht hätte.
Zieht man z.B. vom Musikhören die Musik ab und lässt nur die Empfindung übrig, hat das gar nichts mehr mit Musik zu tun. Es ist nicht so, als ob man sagen könnte: das Mittel wird nicht mehr gebraucht, wenn es seine Schuldigkeit getan hat und der Zweck realisiert ist.

Die Farbwahrnehmung gehört zum Inhalt der Erfahrung, nicht zu ihrer Form. Man kennt sie ja nicht vor der Erfahrung. Aber hat sie vielleicht nichts mit dem Auge des Betrachters zu tun? Ja was denn nun, kannst du jetzt wieder fragen. Einerseits...andererseits...

Von der KI wissen wir nur, dass sie bestimmte Messwerte, die Farb- und Helligkeitsempfindungen korrespondieren, speichert - die Erlebnisse selbst kann nur der speichern, der sie hatte - und darin Muster auffinden kann, wenn sie von einem Menschen trainiert wird, der vorgibt, was schön oder lustig ist und sie würde dabei jeden Blödsinn fressen.

Claus


Am 26. Juli 2025 09:09:11 MESZ schrieb "Ingo Tessmann über PhilWeb" <philweb@lists.philo.at>:

Am 25.07.2025 um 19:55 schrieb Claus Zimmermann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Nachtrag: Alle Einzelheiten eines Bildes können eingelesen und maschinell oder im menschlichen Gedächtnis gespeichert worden sein, ohne dass der Empfänger der Bildinformationen die leiseste Ahnung von der Schönheit des Bilds hat. Das meine ich damit, dass sie nicht aus anderem abzuleiten ist, sondern ebenso zu den empfangenen Eingaben gehört wie die Farb- und Helligkeitswerte. Wobei der Empfang hier nicht rein passiv, sondern der aktive Nachvollzug der vom Maler hergestellten Form ist. Aber auch an der Farbwahrnehmung ist der Betrachter ja nicht ganz unbeteiligt. Auch hier gilt wie bei der Formwahrnehmung: der eine sieht/hört es, der andere nicht. Nur dass eine komplexe Form eben nachvollzogen werden muss, um als Einheit aufgefasst werden zu können, während eine Farbe eine kleinste Einheit ist, so dass ihre Wahrnehmung weniger oder weniger komplexe Aktivität erfordert.

Moin Claus,

Dein Verständnis von Schönheit erschließt sich mir nicht. Wenn Schönheit nicht ableitbar ist, entsteht sie dann aus nichts, quasi als spontane Ordnung aus dem Chaos? Wenn sie zur Eingabe gehört, hat sie dann nicht der Künstler hinzugefügt? Und wenn der Betrachter nicht ganz unbeteiligt ist, kommt es auch auf ihn an, was als schön gilt bzw. was er als schön auffasst. Schönheit gibt es demnach als vom Künstler beabsichtigt, aus sich selbst heraus und vom Betrachter interpretiert. Bei der Schönheit aus sich selbst heraus kann die KI eine Rolle spielen. Wobei „aus sich selbst heraus" nur eine Umschreibung für aus den Einzelheiten heraus abstrahierte Invarianten ist. Die können aus MI oder KI hervorgehen. Aber worauf wolltest Du eigentlich hinaus (außer vom Krieg zu erzählen)?

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