Am Sa., 5. Nov. 2022 um 13:22 Uhr schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
> Danach wäre der verspätet eingetroffende Rüstwagen, der den Betonmischer anheben sollte, sowieso nicht zum Einsatz gekommen, „da
> es zu gefährlich gewesen wäre, den Betonmischer mit technischem Gerät anzuheben. Sie habe sich demnach dafür entschieden, den
> Betonmischer mit eigener Motorkraft zu bewegen, um das eingeklemmte Unfallopfer zu befreien.
Ich sehe nicht, wieso das einen Unterschied bedeuten kann.
Damit das in irgendeiner Form eine Rechtfertigung ist, müssten die "Festgeklebten", das im Vorfeld gewusst haben.
Mit dem selben Argument könnte dann jeder, der Rettungskräfte behindert, sage: "Ich hatte geglaubt, dass sie eh nicht helfen".
> Auch die Äußerungen der Notärztin halte ich für korrekt, aber in den (a)sozialen Medien wird sicherlich weiter gegen die mörderische
> Letzte Generation gewettert werden.
Die Äußerung ist völlig irrelevant für die Bewertung der Tat.
Hier hilft es auch nichts, sich über die Socialen Medien und die darin gelebte, z. T. wirklich unterirdische Diskussionskultur auszulassen.
Und, falls es erlaubt ist, es ist wirklich eine interessante Frage:
Falls in den Socialen Medien gewisse Dinge viral gehen, welche es in den traditionellen Medien nicht geschafft hätten, liegen dann in jedem Fall die Socialen Medien falsch?
Ein Problem, welches ich stark sehe, ist, dass es keine redaktionelle Prüfung gibt. Da lässt ein User irgendwas vom Stapel und es wird verbreitet. Selbst wenn die selbe Person 3 Tage später bekannt gibt, dass die Aussage falsch war, geht diese Gegendarstellung nicht gleichermaßen viral. Die Lüge oder das Gerücht hat damit einen asymmetrischen Vorteil gegenüber der spätere Wahrheit.
Auch gibt es das Problem, dass Teilergebnisse publiziert werden.
Im normalen Journalismus war es früher mal Mode, dass man die gesamte Geschichte mitsamt Hintergründen usw. recherchiert hat, der Gegenpartei eine Möglichkeit zur Stellungnahme gab (falls möglich) und anschließend die Story publiziert hat. Selbst dann gab es oft genug Anlass zur Korrektur und manchmal stellte sich im Nachhinein heraus, dass nichts dran war.
Wie ich schon in einer früheren Mail erzähle:
Man braucht eine glaubwürdige Reputation, um effektiv zu lügen.
Und diese Reputation baut man sich am Besten dadurch auf, dass man vorher häufig die Wahrheit sagt.
Die Massenmedien fallen nicht immer durch seriöse Berichterstattung auf. Man erinnere sich an die Killerspieldebatte oder Raubkopierer.
Wo die eigenen Interessen berührt werden...