Am 13.08.2024 um 15:30 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
Am 12.08.2024 um 18:24 schrieb waldemar hammel:
(1)
und generell zum (wenigstens sprachlichen) letztbegründen:
es gäbe da vielleicht eine möglichkeit, indem man für eine plausible letztbegründung n+1 eine begründung n+1 findet, die auf die vorherlaufende begründung n 1:1 rückkoppelt, was insgesamt dann eine art nachvollziehbar-abgeschlossenes system ergäbe, mit dem erheblichen risiko aber, dass solches zu einer ideologie dann prädestiniert ist (alle ideologien sind quasi abgeschlossene systeme, beispiel: religionen, und deshalb un-natürlich, weil es in realer natura keine abgeschlossenen sys gibt)
mit diesem denkmodell könnte man auch die entstehung der welt aus sich selbst heraus erklären (aus sich selbst heraus entstandene welt, statt "geschöpfter"/geschaffener), als ein system nämlich, das von anbeginn auf sich selbst und teile seiner selbst rückgekoppelt hat, schlicht weil sonst nichts vorhanden war, und dabei im folgenden dann allmählich evolutionierte.
nachteile dieser vorstellung:
- dann müsste "unser" kosmos eine art abgeschlossenes (oder quasi-abgeschlossenes) system sein
- und dann wäre unser kosmos (mit uns mittendrin und teil des ganzen) als eine art "materialisierter" ideologie zu denken
vorteil:
- dann wäre, im rahmen dieser ideologie, was immer auf erden möglich ist, überall im kosmos möglich ("möglich" = konjunktiv), und wir müssten dann etwa nach anderem leben als dem irdischen im kosmos nicht mehr mühsam suchen, sondern könnten es als selbstverständlich voraussetzen, einfach deshalb, weil die permutationsmöglichkeiten innerhalb des kosmos "unendlich" sind ("giordano bruno ^5"), wobei man leben auf planeten- oder monde- oberflächen unterschiedlich interpretieren kann: positiv = ist was gutes, oder negativ = ist eine art von vorübergehender infektion, die am beginn des mittleren "lebens"abschnittes von besonders G3-sonnen passieren kann, falls es planeten oder monde als letztlich trümmerstücke aus der sonnenentstehung (99% der masse zb unseres systems steckt in der sonne selbst) in "habitablen zonen" um sie herum gibt (mehr ist "leben" nämlich nicht, und in 300-500 mio jahren wird auch für irdisches leben schon wieder fin/shutdown sein, während sonne als üblicher G3-stern dann noch mehr als 5 mrd jahre weiter"leben" wird - das gesamte leben auf erden, so großartig es erscheint, "arme würstchen" am dauertropf einer sonne, die ihm am ende sonne-höchstpersönlich das licht ausblasen wird)
Durchaus eine interessante Reflektion, die aber offenbar in den Weiten des philweb-Kosmos verhallt, wo wir beide hier verbliebenen einsamen Wanderer gegen den horror vacui ankämpfen, des Kampfes um Religion und Gottesbilder müde geworden. Gerade letztere sind es aber, die sich angesichts der unermesslichen kosmischen Dimensionen schlichtweg darin verlieren: pure evaporation!
Mir scheint jedoch, Du glaubst an Wiedergeburt (Deine Nähe zum Buddhismus?), denn warum grämst Du Dich, was hier auf diesem Erdenkügelchen in Millionen Jahren ablaufen wird?
für mich also die frage:
leben wir alle und sind bestandteile vielleicht einer materialisierten ideologie, von uns selbst "kosmos" genannt ?,
IM kosmos gibt es zwar keine abgeschlossenen systeme, aber es könnte ja sein, dass der kosmos selbst "eine geschlossene veranstaltung" ist ?
und falls ja, wie ließe sich das eventuell nachweisen?
Oh, diese Frage hat es in sich! Sind darauf noch andere Antworten hier in philweb zu erwarten? Vermutlich nicht und ich denke, wir beide sind hier die letzten aktiv verbliebenen (Be-)Streiter.
Du willst von Geist nichts wissen, eigentlich schade, denn ich dachte es längst, dass sich der Mensch aus einem geistigen Prinzip der Natur und nicht aus blinder Evolution heraus entwickelt hat. Hier gilt es natürlich die biologische und geistige Entwicklung auseinanderzuhalten, da für erstere keine absolut stringente Merkmalsunterscheidung zwischen Menschenaffe und Mensch gegeben ist. Wenn man vom Menschen als ein auf der Spitze einer Entwicklungspyramide platziertes Wesen sprechen will, dann wohl nur hinsichtlich seiner geistigen Entwicklung, die es ihm ermöglichte, sich selbst als denkendes und damit als mit geistigen Kräften ausgestattetes Wesen zu erkennen: „Cogito ergo sum“.
Als ich vor vielen Jahren Jean E. Charons Büchlein: „Der Geist der Materie“ gelesen hatte, war mir klar geworden, dass das menschliche Wesen eine Synthese von Geist und Materie darstellt. Durch ein i.Ggs. zum Tier deutlich vergrößertes Hirnvolumen (insbes. im Verhältnis zur Körpergröße) sind dem Menschen spezifisch geistige Fähigkeiten erwachsen. Damit ist jedoch kein Alleinstellungsmerkmal bezogen auf Intelligenz schlechthin gegeben. Grundsätzlich sind noch viele Fragen in diesem Kontext offen und es bleiben ggf. für immer ungelöste Rätsel, definitiv auch bezüglich der Synthese aus Physis und Geist. Diese Elemente sehe ich nicht dualistisch getrennt, sondern prozessual aufeinander abgestimmt. Physis (i.W. Gehirn/ZNS) als von Geist gesteuerte materielle, intrinsiche wie extrinsiche Struktur.
Und nun die Frage, welches Medium diese wundersame Synthese übergeordnet in Gang setzt, bzw. diesen Prozess aufrecht erhält, eben den unverzichtbaren Austausch von Information, gleichermaßen in hiesig irdischen, wie auch kosmischen Gefilden.
Für mein Dafürhalten sind es Felder und hier ist die Bandbreite groß, von metaphysisch anmutenden Morpho-Feldern bis hin zu eindeutig beschreibbaren kontinuierlichen flüssigkeitsähnlichen Substanzen als Quantenfelder.
Nichts könnte m.E. das geistige Prinzip der Natur besser als „materialisierten Geist“ verdeutlichen, als eben diese Quantenfelder, sie sind die „Building Blocks“ einer von Geist geformten Materie: „Anima unica forma corporis“
Und wenn Du diesbezüglich von „materialisierter Ideologie“ sprichst, kommt das m.E. auf's Gleiche hinaus, denn Ideologie bedeutet ja nichts anderes als eine grundlegende Auffassung vom Leben.
KJ