Am 07.02.25 um 23:58 schrieb Karl Janssen über PhilWeb

gerade:

> ... Da ich als Nachrichten/IT-Ingenieur von der Pike auf gelernt habe, wie diese technischen Begriffe definiert sind,konnte ich gar nicht anders, als entsprechend zu intervenieren. Im Rückblick darauf kommt mir dieses Geplänkel fast lächerlich vor, zudem sich immer wieder zeigt, wie unterschiedlich man auf die Lebenswelt aus verschiedenen Blickwinkeln sieht, vor allem aber dem eigenen „Framing“ festgezurrter Denkmuster folgend argumentiert.

Hierfür habe ich vorhin das Wort "Änderungen" gebraucht, und unabhängig davon kam Karl vermutlich auf ähnliche Gedanken.

> Ingo T. nennt das Vorurteile und liegt damit falsch,

Vorurteile als Wort ist zu vieldeutig und damit meist fehl am Platz. Das Wort kann auch nur ein Hinweis sein, es ist dem anderen gegenüber manchmal abwertend: Wer sagt, der andere hat Vorurteile, meint er selbst hätte Urteile. Wer dem anderen Ideologie unterstellt, denkt er wäre über diese erhaben, wer den anderen als Extremisten darstellt, meint er wäre davon nicht betroffen usw.

> denn es handelt sich um Prägungen, die sich durch Sozialisierung, spezifische Lebens- und Berufserfahrung, Ausbildung und natürlich nicht zuletzt durch religiöse Beeinflussung (soweit gegeben) ergeben. Sofern diese Prägungen auch durch ein stabiles Selbstbewusstsein gestärkt sind, wird es schwerfallen, diese entsprechend zu hinterfragen oder gar zu revidieren, was i.a, zu Egoismus führt, schlimmer noch zu Selbstherrlichkeit oder in psychischer Ausprägung zu narzisstischer Attitüde. Ich würde behaupten, dass letztere Charakteristik jeder selbstbewusste Mensch in sich trägt.

das meinte ich mit "Änderungen", so weit sind wir also nicht voneinander entfernt.

> Unzählige Fachliteratur hierzu füllt die Hochschulbibliotheken (ich hatte im Nebenfach Psychologie und bin grade dabei, Studienskripte  zum Altpapier zu geben. Wenn ich hier also Fachbegriffe nutze (wie am Beispiel der Perzeption), dann kommen mir diese in den Kopf ohne daran zu denken, dass ich sie hier erklären müsste/sollte.

So ist es, würde Waldemar sagen.

> Doch wie gesagt, wir sind hier ja kein Kaffeekränzchen im Alltagsklatsch, sondern ein an wissenschaftlichen, vornehmlich philosophischen Themen orientiertes Forum,

schön wär's, mir scheint es sich oft eher an politischen Themen zu orientieren, an Hervorkehren von Meinungen, Glaubungen, Wissungen aus dem Homunkulus des Gilbert Ryle, zudem noch oft möglichst aus submolekularen Größenordnungen oder makro-Größenordnungen. Und ein Vorzug liegt auf Gesprächen, bei denen die Fetzen fliegen. Irre ich jetzt?

> in dem nicht die immer wieder gestellte Frage nach „dem Sinn des Lebens“ diskutiert werden soll, sondern die Frage nach Lebenssinn.

Mir unverständlich, aber ok.

> Es ist nicht ganz einfach, auf derartige Fragen sogleich Antworten parat zu haben. Da müssen doch erst mal Randbedingungen benannt werden, unter denen man entsprechende Voraussetzungen schafft, um dedizierte Fragen zu platzieren.

Das stimmt, es muss manchmal auch gelernt werden, um an die gleiche Stelle zu kommen.

> Stürzt ein Flugzeug ab, kommt zunächst die Nachricht vom Absturz über die Medien, danach präzisierend die Information, dass z.B. alle Insassen und die gesamte Crew ums Leben gekommen sind. Ist das nicht selbstredend Usus der täglichen Nachrichten- und Informationsübermittlung, allgemein als Berichterstattung bezeichnet. Frage mal bei KI nach, dann wissen wir es genau.

Nein, ich hatte hingewiesen auf einen bestimmten gut dokumentieren Flugzeugabsturz: https://de.wikipedia.org/wiki/Air-France-Flug_447

> Von mir kommen keine „Glaubenssätze“, auch wenn Ingo T. meine Beiträge so interpretiert.

Von mir auch nicht. Was ich schreibe, könnte ich sowohl als hartnäckiger Atheist als auch als phantasierender Religionist, als Maoist oder gar als Einsteinist schreiben.

> Und an Perzeption als Begriff zu glauben, ist tatsächlich nur schwerlich möglich, denn damit ist nichts anderes gemeint, als das im ursprünglichen Wortsinne verstandene mentale Erfassen eines Sachverhaltes. Es geht also um geistiges Erfassen als ein psychologischer Prozess von Wahrnehmung hinsichtlich Informationsumfang und -inhalt.

Es sind mir zu viele Wörter im vorherigen Absatz, Wilhelm von Ockham lässt grüßen. Ungenau genommen ist der Absatz mir ok.

> In der Philosophie ist der Begriff von Perzeption anders besetzt, da geht es um innerliches, seelisches Erfassen, etwa einer intelligiblen Wesenheit.

Das mag sein, es spielt keine Rolle für mich im besprochenen Bereich.

> Da kann das Vermögen zu hinreichender Perzeption hilfreich sein, zwischen Glauben und Sekte unterscheiden zu können.

Schon "das Vermögen" oder Vermögen wurden spätestens seit Wilhelm Wundt in Frage gestellt. Hierbei werden Stellen in der Person abgegrenzt, die vielleicht nicht abgegrenzt vorliegen. Denke an die Seele, die Vernunft bei Kant, das Unbewusste bei Freud. Und in der Folge kann sich die Frage nach Glauben und Sekten nicht mehr stellen. Sogar nach der oben beschriebenen Prägung geht das eine nahtlos ins andere über.

> Über das Verhängnis blinden Glaubens an einen Gott habe ich hier oft geschrieben. Liest Du das eigentlich, könnte ich Dich mal fragen.

Ja, das lese ich, aber ich sehe darin auch primär etwas in der Person Geändertes, und nicht jede Person hat dieses Geänderte in sich. So gesehen stört es mich nicht im Geringsten, wenn eine Person Sätze zu "ihrem Glauben" sagt, die andere zu "ihrem Unglauben". Verhängnisse gibt es an jeder Straßenecke. Für einen Polyamoristen wird es schon heikel wenn mehrere Frauen nicht nur zu Besuch kommen, nicht nur bei Jean-Paul Sartre war das der Fall. Ach wäre ich nur Stoizist oder Stoiker! Dann würde ich sagen: Treibe nicht zu viel Sport, glaube nicht zu viel an die Götter, lasse sie in Ruhe, esse nicht zu viel ...

JH