>”Das Buch der Natur ist in der Sprache der Mathematik geschrieben.“ Kepler, Galilei und Newton waren gläubige Menschen und verstanden ihre Naturfoschung als Gottesdienst bzw, Physikotheologie. Offensichtlich benutzt Galilei in seiner Bemerkung ‚Buch‘ ‚Sprache' und ‚geschrieben' metaphorisch; denn wer soll denn das Buch der Natur geschrieben haben? Menschen sind es, die Natur mit Mathematik im Prognose- oder Bewirkungswissen formulieren.
> Gemäß Kratylos-Dialog ist Sprache konventionell aufzufassen,
Das wusste ich noch nicht. Ich denke noch schlimmer
a-konventionell, denn ich sehe in jeder Benutzung eine Wortes den
naiven Realismus, nicht nur in Wörtern wie "die Gerechtigkeit",
sondern auch in Wörter wie "die Physik". Also der naive Realismus
nicht bezogen auf "die Materie", sondern auf "die Begriffe", von
denen ich nicht viel verstehe.
> so wie es bspw. Lorenzen mit den Prädikatorenregeln
vorgeführt hat. Denn „trotz aller neuzeitlichen Logik und
Wissenschaft mag es für die Philosophie statt ‚calculemus‘ immer
noch und immer wieder heißen: 'distinguamus‘.“ Neben dem Rechnen
kommt es auf das Unterscheiden an, nicht auf das metaphorische
oder anlogisierende Verallgemeinern. Mathematik ist folgernd und
handhabend aus dem Zählen und Messen entwickelt worden.
Zu diesen Sachen muss ich noch lernen.
> Das Handeln in der Alltagspraxis ist der Ausgang, nicht nur
die Sache, die bewirkt.
Da werden die Wörter, die du gebrauchst, mit den meinen
durcheinandergewirbelt.
> Oder solltest Du es wie Habermas meinen, für den ja
„Gesellschaften systemisch stabilisierte
Handlungszusammenhänge sozial integrierter Gruppen" darstellen.
Um Gottes Willen, von dem will ich nichts hören. Verfängt er sich
nicht in seinem eigenen Netz?
>Wie anders als systemdynamisch soll verstanden werden können,
dass „Berechnungen als Sache selbständig wirken“?
So kompliziert denke ich nicht.
Dass ein Plan nicht in der Zukunft ist, sondern in der Person, die mit ihm vorgeht, ist trivial. Dies obwohl die vierte Kausalitätsart des Aristoteles in vieler Munde ist, wahrscheinlich weil sieEher in der Mehrzahl. Und kaum mit dem bestimmten Artikel, denn es gibt ja fast immer viele Vorsachen, und zu dem bestimmten Zeitpunkt kann es Nebensachen geben. vereinfachend wirkt, und als Lückenbüßer aus dem Hut gezaubert werden kann, analog zu einem Universalargument.
Wenn Du mit „kausal“ Zweck-, Material-, Form- oder Wirkursache meinst; wer soll Dich verstehen können, wenn Du nicht angibst, welche „Ursache" Du jeweils meinst?
Hier ging es um die Zweckursache (die Aristoteles zu den drei
anderen bekannten hinzufügte), die ich nur ungenau in Sätzen
gebrauche. Zudem mache ich die vier Unterscheidungen nicht am
Anfang, dh. ich lege die die Ursachen nicht in die vier Schubladen
ein. Zudem nutze ich das Wort Ursache nicht mehr, sondern nur noch
die Wörter Vorsachen und Nebensachen. Nebensachen nicht im
umgangssprachlichen Sinn, so als wären sie nebensächlich. Sondern
dann wenn mehrere Sachen wirken, ist eine gegenüber der anderen
Nebensache (das ist nur eine Definition). Die Vorsachen denke ich
eher in der Mehrzahl. Und kaum mit dem bestimmten Artikel, denn es
gibt ja fast immer viele Vorsachen, und zu einem bestimmten
Zeitpunkt kann es Nebensachen geben. Ich erlaube mir dieses fremd
erscheinende Denken, zu dem ich dann trotz allem die passendsten
Wörter aus dem üblichen Wörterkorpus verwende. Das alles ist nicht
so einfach. Ich versuche, wie jeder andere zu denken, führe die
Übersetzungsarbeit in meine Sprache aus, kann auch mit dieser
schreiben, nur kann ich von niemandem verlangen, dass er die
Rückübersetzung vornimmt. Wahrscheinlich ist das sogar unmöglich.
Du hast auch schon bemerkt, dass ich das Wort "an" wie in "denke
an" selten verwende. Ich denke: "Ich denke die Person", ganz
einfach weil ich auch nicht sage "Ich sehe an den Vogel", sondern
"ich sehe den Vogel". Hier hat die Sprache Besonderheiten, die ich
nicht übernehme. In dieser Angelegenheit bleibe ich wie die Statue
des Condillac.
> wer soll Dich verstehen können?
Das ist eine gute Frage. Und die Antwort lautet: Das kann ich
niemandem zumuten und ich kann es nicht verlangen.
JH