Am 30.08.24 um 10:01 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb:

>”Das Buch der Natur ist in der Sprache der Mathematik geschrieben.“ Kepler, Galilei und Newton waren gläubige Menschen und verstanden ihre Naturfoschung als Gottesdienst bzw, Physikotheologie. Offensichtlich benutzt Galilei in seiner Bemerkung ‚Buch‘ ‚Sprache' und ‚geschrieben' metaphorisch; denn wer soll denn das Buch der Natur geschrieben haben? Menschen sind es, die Natur mit Mathematik im Prognose- oder Bewirkungswissen formulieren.  


Deine Frage: "denn wer soll denn das Buch der Natur geschrieben haben?" ist gut zum Lachen, deine Antwort korrekt: ... wer denn sonst? Derjenige, der mit den goldenen Platten kam? Oder was sagt KJ dazu, schließlich hat er die Statue "Galilei" zitiert.

> Gemäß Kratylos-Dialog ist Sprache konventionell aufzufassen,

Das wusste ich noch nicht. Ich denke noch schlimmer a-konventionell, denn ich sehe in jeder Benutzung eine Wortes den naiven Realismus, nicht nur in Wörtern wie "die Gerechtigkeit", sondern auch in Wörter wie "die Physik". Also der naive Realismus nicht bezogen auf "die Materie", sondern auf "die Begriffe", von denen ich nicht viel verstehe.

> so wie es bspw. Lorenzen mit den Prädikatorenregeln vorgeführt hat. Denn „trotz aller neuzeitlichen Logik und Wissenschaft mag es für die Philosophie statt ‚calculemus‘ immer noch und immer wieder heißen: 'distinguamus‘.“ Neben dem Rechnen kommt es auf das Unterscheiden an, nicht auf das metaphorische oder anlogisierende Verallgemeinern. Mathematik ist folgernd und handhabend aus dem Zählen und Messen entwickelt worden.

Zu diesen Sachen muss ich noch lernen.

> Das Handeln in der Alltagspraxis ist der Ausgang, nicht nur die Sache, die bewirkt.

Da werden die Wörter, die du gebrauchst, mit den meinen durcheinandergewirbelt. 

> Oder solltest Du es wie Habermas meinen, für den ja „Gesellschaften systemisch stabilisierte Handlungszusammenhänge sozial integrierter Gruppen" darstellen.       

Um Gottes Willen, von dem will ich nichts hören. Verfängt er sich nicht in seinem eigenen Netz?

>Wie anders als systemdynamisch soll verstanden werden können, dass „Berechnungen als Sache selbständig wirken“? 

So kompliziert denke ich nicht.


Dass ein Plan nicht in der Zukunft ist, sondern in der Person, die mit ihm vorgeht, ist trivial. Dies obwohl die vierte Kausalitätsart des Aristoteles in vieler Munde ist, wahrscheinlich weil sieEher in der Mehrzahl. Und kaum mit dem bestimmten Artikel, denn es gibt ja fast immer viele Vorsachen, und zu dem bestimmten Zeitpunkt kann es Nebensachen geben. vereinfachend wirkt, und als Lückenbüßer aus dem Hut gezaubert werden kann, analog zu einem Universalargument.

Wenn Du mit „kausal“ Zweck-, Material-, Form- oder Wirkursache meinst; wer soll Dich verstehen können, wenn Du nicht angibst, welche „Ursache" Du jeweils meinst? 

Hier ging es um die Zweckursache (die Aristoteles zu den drei anderen bekannten hinzufügte), die ich nur ungenau in Sätzen gebrauche. Zudem mache ich die vier Unterscheidungen nicht am Anfang, dh. ich lege die die Ursachen nicht in die vier Schubladen ein. Zudem nutze ich das Wort Ursache nicht mehr, sondern nur noch die Wörter Vorsachen und Nebensachen. Nebensachen nicht im umgangssprachlichen Sinn, so als wären sie nebensächlich. Sondern dann wenn mehrere Sachen wirken, ist eine gegenüber der anderen Nebensache (das ist nur eine Definition). Die Vorsachen denke ich eher in der Mehrzahl. Und kaum mit dem bestimmten Artikel, denn es gibt ja fast immer viele Vorsachen, und zu einem bestimmten Zeitpunkt kann es Nebensachen geben. Ich erlaube mir dieses fremd erscheinende Denken, zu dem ich dann trotz allem die passendsten Wörter aus dem üblichen Wörterkorpus verwende. Das alles ist nicht so einfach. Ich versuche, wie jeder andere zu denken, führe die Übersetzungsarbeit in meine Sprache aus, kann auch mit dieser schreiben, nur kann ich von niemandem verlangen, dass er die Rückübersetzung vornimmt. Wahrscheinlich ist das sogar unmöglich. Du hast auch schon bemerkt, dass ich das Wort "an" wie in "denke an" selten verwende. Ich denke: "Ich denke die Person", ganz einfach weil ich auch nicht sage "Ich sehe an den Vogel", sondern "ich sehe den Vogel". Hier hat die Sprache Besonderheiten, die ich nicht übernehme. In dieser Angelegenheit bleibe ich wie die Statue des Condillac.

> wer soll Dich verstehen können?

Das ist eine gute Frage. Und die Antwort lautet: Das kann ich niemandem zumuten und ich kann es nicht verlangen.

JH