Am 11.03.23 um 10:54 schrieb Ingo
Tessmann über PhilWeb
einiges zur Kritik der Gespräche, in
Bezug auf deren Art und Weise, wie sie ablaufen. So ungefähr
schreibe ich das, es erscheint immer wieder diese Art Kritik, und
dann noch verbunden mit der Person, die eine bestimmte Art und
Weise hat, wie sie denkt, und was sie denkt. Ich möchte auf keinen
Fall diese Sachen alle analysieren. (Schon wieder denkt Karl
vielleicht, ihm in den Mund gelegt: "Kaum spricht der JH, hat er
schon seinen eigenen Sprachgebrauch, ich würde eher sagen
Sachverhalt." - Ok, würde ich antworten.) Ich selbst kann jedes
Wort bei anderen als nicht adäquat ansehen, aber auch bei mir. Was
soll das Wort "analysieren" frage ich mich dann. Ich schwafle, ok.
Soll ich das jetzt konjugieren (ich.., du, ..)?
Die "normale" Rhetorik sieht das
Argumentam a homindem (*1) als einen Fehler an. Bleibt noch mehr
dazu zu sagen? Ob diese Sache zu den Gesprächen hier passt, kann
jeder für sich entscheiden.
Im Umkehrschluss dürfte es nicht einem
Ideal entsprechen, wenn dieser Fehler oft vorkommt. Ich bin jedoch
kein Richter, überhaupt keine Obrigkeit, ich entschuldige mich
gerne, wenn ich mal was von oben herab schreibe, wie das jetzt der
Fall ist.
Ich habe schon oft gefragt, was jeder
für sich hier denkt, wenn er das Wort "Ideologie" gebraucht.
Vorausgeschickt: Ich nutze es nicht, brauche es nicht. Nur könnte
mit einem Gespräch zu dieser Sache, die auch alles andere
Abwertende betreffen könnte, geführt werden. Etwa mit dem Wort
Geschwafel. Jeder, der diese Wörter braucht und nutzt, könnte
sagen, was für ihn dazu gehört. Im Anschluss könnte gefragt
werden, ob ein gemeinsamer Nenner oder nicht entsteht.
IT hat eine völlig neue Art Ideologie
präsentiert, auf die ich nur lachend und dumm antworten kann:
"Sowas habe ich aber noch nie gehört!" Das Wort, das er dafür
gebrauchte war "Wortaberglaube". Bezieht er sich auf Fritz
Mauthner "Der Wortaberglaube ist unausrottbar" als
erste Fundstelle der Suchmaschine. Und wenn ich mich
richtig erinnere "Wortideologie", nicht gefunden. Soll an einen
Neologismus gedacht werden? Ein Horror für Waldemar, dann wäre ja
eine Emergenz für ihn zu bestreiten.
Exkurs: Jetzt will ich IT närrisch mir
gegenüber machen. Ich habe mir in einem anderen Zusammenhang
Fragen gestellt, kam dann auf den 25-seitigen Text des William J.
Hoye (
http://www.hoye.de/), den ich, wäre ich ein
"Gottgeistgläubiger" lesen würde, oder ein "Materialist, Atheist,
Gefühlloser, zumindest Mangelmensch", jeweils von der Gegenseite
so gedacht. Das will ich sofort umgehen. Hier ist der Text:
http://www.hoye.de/pieptug.pdf. Es ging mir um einige Fragen, die
dort beantwortet werden, die ich berücksichtige, zwar nicht
unbedingt in ein System des Denkens einbette, sondern versuche,
ohne System zu denken. Hier wird deutlich: Hoye verbindet ein
Thema mit einem System, das er befürwortet, ich jedoch zumindest
nicht benutze. Ob ich neutral ihm gegenüber dem System bin,
negativ oder positiv, spielt keine Rolle. Es stört mich jedenfalls
nicht. Und dann, ach je, kommt auch noch Thomas darin vor, Pieper
und noch sicher andere. Von alledem abstrahiere ich. Versteht Karl
das mit dem abstrahieren? Er hat schon gegen mein Abstrahieren
gesprochen. Sogar Selbstbezeichnungen finde ich im Text, ich
müsste an die Decke gehen. Belanglos hier, aber es interessiert
mich die "negative Kausalität", dort: "Dort wo die Person
eingreifen sollte, statt das Geschehen laufen zu lassen .."
außermoralisch gedacht. Und dann Hoye: "Gleichgültigkeit, das
heißt, keine Lust zu haben, liegt aber keineswegs außerhalb der
Moral. Jedenfalls liegt sie tiefer als Ungerechtigkeit und
unterminiert Gerechtigkeit völlig. Allein eine Auflistung der
Namen der weiteren Laster, die aus der acedia hervorgehen ..." und
"stumpfe Gleichgültigkeit [torpor]". Übrigens muss ich zugestehen,
dass ich nach dem Suchen und Lesen dort viel mehr Laster habe, als
ich dachte. Lustig dort: "Wer also die Kraft des Zürnens
verketzert, als sei sie in sich selbst etwas Widergeistiges ...."
ein Satz, der durchaus an Karl gerichtet werden kann. Zudem wird
in dem Text ständig Begriffsbestimmung getan, was dem Wörterdenken
entgegen läuft.
Warum ich diesen Hoye jetzt brachte:
Dort schreibt er über Wörter, die mit der Zeit verschwanden. Und
er versucht ständig, bestimmte Wörter zu betonen. Das erinnert
mich an den Kratylos-Dialog, und an die immer aktuellen Linguisten
und Sprachphilosophen, dafür kann ich nichts.
Zurück zur Frage, wie es denn mit
Wörtern bestellt sein kann. Also die Gretchenfrage dazu. Ein Wort
kommt in einer Gruppe vor, oder eben nicht. Ein Wort kann selten
sein. Es kann nicht von jedem verständlich sein. Ein Beispiel aus
dem Text des Hoye:
"... Acedia. Die völlige Unbekanntheit
als auch die Unverständlichkeit dieses Wortes und dieser Idee ...
".
Hierzu meine Frage: Gehört Acedia einer Wortideologie an? Ist
Wortideologie Teil der Ideologie allgemein, sozusagen ein Kapitel
davon? Diese Frage ist nicht berechtigt von jemandem, der das Wort
Ideologie nicht braucht und gebraucht. Kann Aschenputtel gebraucht
werden? Ein Extra-Wörterbuch für die Wörter, die in Wortideologien
vorkommen? Ein wenig Sünder bin ich schließlich hierbei, insoweit
ich zum Minimalismus tendiere, eher jedoch die Redundanzen als
Fehler oder Fehlerquellen ansehe.
Ich fahre nicht weiter, ich habe schon
zu viel geschwafelt, habe dieses als Geusenwort als Ersatz für
"schreiben" gütig und bald endgültig angenommen.
JH