Am 11.03.23 um 10:54 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb

einiges zur Kritik der Gespräche, in Bezug auf deren Art und Weise, wie sie ablaufen. So ungefähr schreibe ich das, es erscheint immer wieder diese Art Kritik, und dann noch verbunden mit der Person, die eine bestimmte Art und Weise hat, wie sie denkt, und was sie denkt. Ich möchte auf keinen Fall diese Sachen alle analysieren. (Schon wieder denkt Karl vielleicht, ihm in den Mund gelegt: "Kaum spricht der JH, hat er schon seinen eigenen Sprachgebrauch, ich würde eher sagen Sachverhalt." - Ok, würde ich antworten.) Ich selbst kann jedes Wort bei anderen als nicht adäquat ansehen, aber auch bei mir. Was soll das Wort "analysieren" frage ich mich dann. Ich schwafle, ok. Soll ich das jetzt konjugieren (ich.., du, ..)?

Die "normale" Rhetorik sieht das Argumentam a homindem (*1) als einen Fehler an. Bleibt noch mehr dazu zu sagen? Ob diese Sache zu den Gesprächen hier passt, kann jeder für sich entscheiden.

Im Umkehrschluss dürfte es nicht einem Ideal entsprechen, wenn dieser Fehler oft vorkommt. Ich bin jedoch kein Richter, überhaupt keine Obrigkeit, ich entschuldige mich gerne, wenn ich mal was von oben herab schreibe, wie das jetzt der Fall ist.

*1 https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem

Ich habe schon oft gefragt, was jeder für sich hier denkt, wenn er das Wort "Ideologie" gebraucht. Vorausgeschickt: Ich nutze es nicht, brauche es nicht. Nur könnte mit einem Gespräch zu dieser Sache, die auch alles andere Abwertende betreffen könnte, geführt werden. Etwa mit dem Wort Geschwafel. Jeder, der diese Wörter braucht und nutzt, könnte sagen, was für ihn dazu gehört. Im Anschluss könnte gefragt werden, ob ein gemeinsamer Nenner oder nicht entsteht.

IT hat eine völlig neue Art Ideologie präsentiert, auf die ich nur lachend und dumm antworten kann: "Sowas habe ich aber noch nie gehört!" Das Wort, das er dafür gebrauchte war "Wortaberglaube". Bezieht er sich auf Fritz Mauthner "Der Wortaberglaube ist unausrottbar" als erste Fundstelle der Suchmaschine. Und wenn ich mich richtig erinnere "Wortideologie", nicht gefunden. Soll an einen Neologismus gedacht werden? Ein Horror für Waldemar, dann wäre ja eine Emergenz für ihn zu bestreiten.

Exkurs: Jetzt will ich IT närrisch mir gegenüber machen. Ich habe mir in einem anderen Zusammenhang Fragen gestellt, kam dann auf den 25-seitigen Text des William J. Hoye (http://www.hoye.de/), den ich, wäre ich ein "Gottgeistgläubiger" lesen würde, oder ein "Materialist, Atheist, Gefühlloser, zumindest Mangelmensch", jeweils von der Gegenseite so gedacht. Das will ich sofort umgehen. Hier ist der Text: http://www.hoye.de/pieptug.pdf. Es ging mir um einige Fragen, die dort beantwortet werden, die ich berücksichtige, zwar nicht unbedingt in ein System des Denkens einbette, sondern versuche, ohne System zu denken. Hier wird deutlich: Hoye verbindet ein Thema mit einem System, das er befürwortet, ich jedoch zumindest nicht benutze. Ob ich neutral ihm gegenüber dem System bin, negativ oder positiv, spielt keine Rolle. Es stört mich jedenfalls nicht. Und dann, ach je, kommt auch noch Thomas darin vor, Pieper und noch sicher andere. Von alledem abstrahiere ich. Versteht Karl das mit dem abstrahieren? Er hat schon gegen mein Abstrahieren gesprochen. Sogar Selbstbezeichnungen finde ich im Text, ich müsste an die Decke gehen. Belanglos hier, aber es interessiert mich die "negative Kausalität", dort: "Dort wo die Person eingreifen sollte, statt das Geschehen laufen zu lassen .." außermoralisch gedacht. Und dann Hoye: "Gleichgültigkeit, das heißt, keine Lust zu haben, liegt aber keineswegs außerhalb der Moral. Jedenfalls liegt sie tiefer als Ungerechtigkeit und unterminiert Gerechtigkeit völlig. Allein eine Auflistung der Namen der weiteren Laster, die aus der acedia hervorgehen ..." und "stumpfe Gleichgültigkeit [torpor]". Übrigens muss ich zugestehen, dass ich nach dem Suchen und Lesen dort viel mehr Laster habe, als ich dachte. Lustig dort: "Wer also die Kraft des Zürnens verketzert, als sei sie in sich selbst etwas Widergeistiges ...." ein Satz, der durchaus an Karl gerichtet werden kann. Zudem wird in dem Text ständig Begriffsbestimmung getan, was dem Wörterdenken entgegen läuft.


Warum ich diesen Hoye jetzt brachte: Dort schreibt er über Wörter, die mit der Zeit verschwanden. Und er versucht ständig, bestimmte Wörter zu betonen. Das erinnert mich an den Kratylos-Dialog, und an die immer aktuellen Linguisten und Sprachphilosophen, dafür kann ich nichts.

Zurück zur Frage, wie es denn mit Wörtern bestellt sein kann. Also die Gretchenfrage dazu. Ein Wort kommt in einer Gruppe vor, oder eben nicht. Ein Wort kann selten sein. Es kann nicht von jedem verständlich sein. Ein Beispiel aus dem Text des Hoye:

"... Acedia. Die völlige Unbekanntheit als auch die Unverständlichkeit dieses Wortes und dieser Idee ... ".

Hierzu meine Frage: Gehört Acedia einer Wortideologie an? Ist Wortideologie Teil der Ideologie allgemein, sozusagen ein Kapitel davon? Diese Frage ist nicht berechtigt von jemandem, der das Wort Ideologie nicht braucht und gebraucht. Kann Aschenputtel gebraucht werden? Ein Extra-Wörterbuch für die Wörter, die in Wortideologien vorkommen? Ein wenig Sünder bin ich schließlich hierbei, insoweit ich zum Minimalismus tendiere, eher jedoch die Redundanzen als Fehler oder Fehlerquellen ansehe.

Ich fahre nicht weiter, ich habe schon zu viel geschwafelt, habe dieses als Geusenwort als Ersatz für "schreiben" gütig und bald endgültig angenommen.

JH