Am 15.09.2024 um 00:34 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
... und das ist nur das feste vermögen (zb grundbesitz) und nur der catholica in einigen europ ländern,
und, da natürlich absichtlich, keine genauen zahlen vorliegen, sinds nur schätzungen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Vermögen_der_römisch-katholischen_Kirche#:~:text=Das%20Vermögen%20des%20Erzbistums%20Paderborn,Freising%205%2C96%20Milliarden%20Euro.
(speziell der vatikan selbst ist im artikelchen geradezu bettelarm gerechnet ...)
Im Wesentlichen sind es sakrale Gebäude mit ihren Liegenschaften, die den nahezu unschätzbaren finanziellen Reichtum der Kirchen ausmachen.
Natürlich steht das im Gegensatz etwa zur überlieferten biblischen Erzählung vom finalen Schicksal des reichen Prassers, diesem in feines Leinen und Purpur Gekleideten, vor dessen Türe Lazarus lag und sich gerne mit den Resten der reich gedeckten Tafel begnügt hätte, würde man sie ihm zugeworfen haben.
Wie mögen die prall gefüllten Tafeln der Fürstbischöfe deren Wissen um eben diese Erzählung beeinträchtigt haben? Vermutlich kaum, denn es steckten ihrer Triebhaftigkeit folgenden Menschen in den noblen Kutten und Festgewändern. Auch Giordano Bruno, auch ein Franz von Assisi steckten in Kutten und man sieht sogleich, dass es eben nicht auf Äußerlichkeiten, sondern auf die innerste Einstellung in der Sicht auf Gott und Welt ankommt.
Der überbordende Reichtum der Kirchen steht klar dem Rat des Jesus entgegen, wie im Evangelium (Markus 10/12) geschildert:
Einen reichen jungen Mann, der zu Jesus kam und ihn fragte, wie man „ewiges Leben“ erlangen könne, forderte er auf: „Geh‘ hin, verkaufe alles, was Du hast und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm‘ und folge mir nach!“
Diesem Aufruf wollte der solchermaßen in Bedrängnis gebrachte Mann jedoch nicht folgen und ging seiner Wege, Jesus aber reagierte mit dem berühmtem Ausspruch: „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes komme!“
Hier zeigt sich jedoch durchaus ein Widerspruch zur alttestamentarischen Überlieferung, wo Reichtum als Segen galt, den Gott jenen schenkte, die an ihn glauben und ein rechtschaffenes Leben führen: „Weil du der Stimme des Herrn deines Gottes gehorsam gewesen bist, werden all die Segnungen dich überkommen und der Herr wird machen, dass du Überfluss an Gutem haben wirst“. So ließe sich der Reichtum Abrahams erklären, solchermaßen von Gott reich gesegnet mit Schafen und Rindern, mit Silber und Gold, Knechten und Mägden, Kamelen und Eseln. Zu allem noch hinzu „Überfluss an Gutem, an Frucht deines Leibes, an Jungtieren deines Viehs, an Ertrag deines Ackers.“
Dieser verheißene Überfluss mag den heute nachhaltig lebenden Menschen ein Dorn im Auge sein, doch er wird dadurch relativiert, als er ein überfließend Gutes sein soll, das den Menschen zuteil werden sollte. Doch ergibt sich dabei die Frage, was in diesem Zusammenhang ein Gutes und was ein Schlechtes sei.
Ist Armut ein Gutes hingegen Besitz und Reichtum ein Schlechtes? Ist ein Leben in Armut jenes Ideal, dem sich Bettelmönche verschrieben haben, bedenkend den Fall, diese Welt wäre nur von solchen besiedelt, wer wollte ihnen dann Nahrung geben?
Es waren nachweislich klösterliche Gemeinschaften mit ihren (zumeist selbst geschaffenen) Besitztümern, die massgebend die Gestaltung gesellschaftlicher Systeme betrieben, indem sie durch Normsetzung und Rationalisierung geregelte Verfahrensabläufe schufen, was vor allem durch Arbeitsteilung eine ökonomische Güterzuweisung ermöglichte. Daraus erwuchs der entscheidende kulturelle Aufbruch dieses Kontinents, aus dem sich Ordnungsmuster entwickelten, die bis heute tragende Säulen der Gesellschaft sind.
Heute sind viele dieser klösterlichen, insbesondere sakralen Besitztümer in staatliches oder Stiftungs-Eigentum übergegangen, sind nur noch Zeugen der beschriebenen kulturellen Entwicklung und als solche museale Monumente, deren Erhalt Unsummen verschlingt. Doch wollte man sie verfallen lassen, wäre die Menschheit um diese steinernen Zeitzeugen beraubt. Dass sie von Abertausenden besucht - eher wohl touristisch heimgesucht werden, zeugt vom ungebrochenen Interesse der Menschen, sich angesichts dieser Kunst- und Bauwerke für einen Moment staunend in vergangene Epochen zu versetzen. So ist es wohl Wert, diese Besitztümer zu erhalten, ihre Entstehung zu bestaunen, anstatt diese kleinlich hinsichtlich des auch hiermit stets verbundenen Fehlverhaltens, des Machtmissbrauchs, der Knechtung von Menschen destruktiv zu hinterfragen.
Somit ist jede Wertung menschlichen Handelns immer aus entsprechender Perspektive vorzunehmen, wobei stets das Gute wie eben auch das Abträgliche im Wesen von Menschen aufscheinen wird, was deren grundsätzlicher Missbrauchsgeneigtheit und nicht Religion oder einem Gott geschuldet ist.
KJ