Hallo,

zur empirischen Psychologie gehört wohl die Frage, was tatsächlich in einem bei der Wortanwendung vorgeht, nicht aber die, ob sie unbedingt von einer solchen Vorstellung begleitet sein muss, ob die Vorstellung oder das physische Muster nicht zu verschiedensten Zwecken dienen könnten, ob das Wort auch richtig angewandt werden kann, wenn man sich vielleicht gar nichts dabei vorstellt, wie eine solche Anwendung von einem blossen Zufallstreffer zu unterscheiden wäre... das sind alles Fragen, zu deren Beantwortung Empirie nicht weiterhilft.

Ich meine nicht, daß das Pluszeichen auf ein Konzept der Addition verweist. Das ist vielleicht nicht unbedingt falsch, schon deshalb, weil es so nichtssagend ist. So wird man einem Schüler kaum erklären können, wie man addiert.
Ich meinte tatsächlich, daß Bilder weniger erklärungsbedürftig sind als z. B. Morsezeichen. Im Ausland kann ich mich ohne Sprachkenntnisse zur Not mit Händen und Füßen oder auch Zeichnungen verständigen. Wie waren wir noch darauf gekommen? Es ging doch darum, ob beschreibende Sätze eine gewisse Ähnlichkeit mit Bildern haben und an ihre Stelle treten.
Dein Problem mit der "Bedeutung" hat man wahrscheinlich, wenn man meint, daß es sich um einen Namen handelt, der etwas bezeichnet, vielleicht sogar etwas irgendwie geisterhaftes. Wenn man das nicht sagt oder meint, kann man locker von Bedeutung oder Konzept reden. Und du hast natürlich recht, zur Erklärung des Addierens gehört die Einübung der Zahlenreihe und der schrittweisen abgemessenen Bewegung auf ihr.

Grüsse, Claus

Rat Frag via Philweb <philweb@lists.philo.at> schrieb:

Am 1. Februar 2017 um 15:05 schrieb Zimmermann.C. <.@.>:
Ich kann mir z.B. das Muster, das mir zur Erklärung des Worts "rot" gezeigt worden ist, in Erinnerung rufen - und werde das wahrscheinlich auch tun, wenn ich das Wort neu gelernt habe und die Anwendung noch nicht automatisiert ist  - um Gegenstände von dieser Farbe auszusuchen oder um sie auszusortieren.

Mir ist schon klar, dass diese Denkart von Wittgensteins PU übernommen wurde. Dennoch gehört sie eigentlich in den Bereich der (Lern-)Psychologie.

Wobei hier mit "Bild" eher kein gewöhnliches Bild gemeint ist.
 
Der Unterschied zwischen Zeichen mit vereinbarter Bedeutung und Gebilden daraus einerseits und Bildern andererseits ist, daß wir erstere nicht ohne Erklärung verstehen, letztere grundsätzlich schon.

Du meinst, das "+" verweist auf das Konzept der Addition, das "=" auf das Konzept der quantitativen Gleichheit und so fort.

Das Problem ist nur, dass man das als eine Art Platonismus auffassen könnte, nicht wahr? Es gibt einmal die Zeichen und einmal die darin begründete Konzepte.

Das Problem könnte man meines Erachtens komplett umgehen, indem man nicht von "vereinbarter Bedeutung" spricht, sondern von "vereinbarten Verhalten". Wir wissen, wie wir uns zu verhalten haben, wenn wir eine Addition durchführen und deshalb wissen wir auch, wie jeder vergleichbar vorgebildete Beobachter vorgehen würde.
 
Ich hoffe, daß das zumindest ein bisschen mit dem zu tun hat, worauf du hinaus wolltest. Teilweise scheinen wir doch etwas aneinander vorbei zu reden. So z.B. wenn du sagst "Da scheint mir die Idee, dass 'ist wahr' nur eine Art ist, über Sätze zu reden, doch bestechend." - damit rennst du ja offene Türen ein. Aber vielleicht war es ja auch zustimmend gemeint.
Das Gefühl habe ich sowieso.