Am 08.02.25 um 16:16 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb:
Aus Philosophie-Vorlesungen erinnere ich die Unterscheidung: Sensualismus — Rationalismus. „Der Terminus „Sensualismus“ war zum ersten Mal 1804 von dem Franzosen Joseph Marie Degérando in seiner Geschichte der Philosophie verwendet worden. Er bezeichnete damit neuzeitliche Theorien, die physisches Empfinden als Ursprung allen Denkens und Handelns auffassten.“ (Wikipedia) Auf John Lock geht bekanntlich die These zurück: „Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen war.“ Woraufhin der Rationalist Leibniz ergänzt haben soll: „außer dem Verstand selbst!" Aber was sollen derartige Einseitigkeiten und Dualismen noch nach Kants und Marxens Kritiken sowie linguistischer und pragmatischer Wende? Alltagspraktisch kreisen wir doch ständig zwischen Sensorik — Kognition — Motorik bzw. Empfindungen — Denken — Tun.  

Richtig, es geht dennoch darum, die Sachen zu finden, die nicht nur von den Wörtern her plausibel/denkbar zu sein scheinen, sondern diejenigen zu nutzen, über die nicht ständig diskutiert werden braucht. "denken" ist so ein Wort, das dennoch jede Person leicht anders definieren könnte. Der eine ordnet mehr dazu, als im Sprachgebrauch üblich, der andere weniger. Ich denke die Sache extrem erweitert. Übrigens tat es Descartes ebenso, er dachte sogar, dass ein Mensch vierundzwanzig Stunden am Tag denkt. So gesehen sah er das Träumen auch als eine Art Denken an, das habe ich in Erinnerung. Dann geht es darum, die Definition nicht jeden Tag zu ändern. Und beim Gespräch geht es darum, die eigene mitzuteilen. Das habe ich getan. Wenn keine Einigkeit der Definition besteht, dann geht das Gespräch nicht gut voran. Wenn das Gespräch oder die eigene Konstanz nun möglich wird, dann erst kann es zu den anderen Wörtern und Sachen gehen, die etwa  IT aufgezählt hat. Redundanzen und sonstige Fehler können dann gesucht, gefunden und entfernt werden, es kann auf dem ersten wichtigen Wort aufgebaut werden. Es kann sein, dass in der Folge weniger Wörter übrig bleiben. Wen das alles nicht kümmert, der kann Wörter kunterbunt benutzen, er ist dann fähiger zum Streit als derjenige, den das alles kümmert. Und vermutlich ist er fähiger zum Vielschreiben. Wenn ein bestimmtes Wort öfter gebraucht wird, also wichtiger oder grundlegender für eine Person ist, um so eher kann ihr ein diesbezüglicher Realismus zugesagt werden.

Ein Beispiel: Immanuel Kant nahm die Vernunft als überaus wichtig an, und baute rundherum die vielen anderen Instanzen auf, für die es schon Wörter gab. Einen gewissen Erfolg hatte er dabei, auch heute noch wirkt er. Sigmund Freud hätte schreiben können: Wo ist bei Kant denn das Unbewusste angesiedelt? Hat er es vergessen? Und Karl könnte fragen: Wo war bei Kant die überaus wichtige Information? Nebenbei bemerkt: Kant konnte genauso gut denken mit der Annahme der Existenz Gottes als ohne sie. Zweifler könnten fragen: Wo ist denn heutzutage der Mangel an Urteilskraft bei den Menschen? Das dazu übliche Wort zu nutzen wäre gerade heutzutage eine Beleidigung für denjenigen, dem sie fehlt.

JH