Am 11.02.25 um 18:42 schrieb waldemar hammel über PhilWeb:

> "philosophie als suche nach weisheit", ok, da möchte selbst ich auf josephs hier oft erwähnte "vaihinger fiktion" des "als ob" hinweisen, denn wir brauchten "die weisheit" nicht zu suchen,

Nun muss ich richtig lehrerhaft auftreten, und Waldemar war ausnahmsweise einmal nicht aufmerksam. Es gibt:

(a) Vermutungen und alle Varianten und Wörter dazu,

(b) Annahmen, Hypothesen, passend zu Sachen, von denen die Person meint, dass es etwas dazu gibt, und sie dazu einen Prozentsatz Sicherheit aussagt, und auch ständig so lebt, als wäre das alles so. (Ob "Wissungen, Glaubungen, Meinungen, Überzeugungen" auch nur Sätze oder Wörter dieser Art (b) zugehören, das könnte diskutiert werden.)

(c) Vaihingerfiktionen. Dies sind unsichere Sachen, mit Wörtern oder Sätzen als Annahmen gedacht, die aber nicht bewiesen werden brauchen, können, und trotzdem gebraucht werden. Sie sind so wie ein Katalysator, der nach der Reaktion nicht mehr gebraucht wird. So etwa die Willensfreiheit für Gerichte, die ihre Bestrafung nicht ohne diese Vaihingerfiktion fertig bringen. Nach dem Urteil sitzt die Person im Gefängnis, dann wird "die Willensfreiheit" nicht mehr gebraucht. (Geht nicht in Wikipedia schauen, die Sache ist dort noch nicht korrekt beschrieben. Wenn ihr es ernst meint, sucht die Sätze mitsamt Beispielen im Buch, dann können wir sie schreiben und die Quelle angeben.). Vaihingerfiktionen sind auch dann vorhanden, wenn es zwei Denkweisen gibt, von denen beide nicht kompatibel sind. Ein einfaches Beispiel für dich, lieber Waldemar: Du gehst jeden Tag ohne Widerspruch ins Bett und sagst noch vorher: "Es gibt keinen Gott, Gott sei dank." Und Karl kann den Satz des Paul Watzlawick sagen. Die Beispiele mögen nicht passen. Es gibt Personen, die einmal Sätze sagten, und diese werden dann ständig gedrescht, und es wird dann genüsslich gedacht, als hätte man sie verstanden.

Die drei Sachen oben können ergänzt werden. So kann es Personen geben, die sehr an das Kosmische glauben (eine mindestens kräftige oder auch besondere Form des Denkens), wenn sie auf einem hohen Berg sind, wieder unten angekommen leben sie ohne diese Annahme. Wenn jedoch ein Kontrahent ankommt, der noch nicht bekehrt ist, dann wird die Annahme wieder aktiviert, und dann geht es zur Sache, mit Feuer und Flamme. Hier wird der Streit möglich. Sollte diese Annahme dann doch eher eine Vaihingerfiktionen sein, dann wäre der Gebrauch des Wortes von Waldemar mindestens teilweise korrekt gewesen. Denn es könnte darüber gestritten werden, inwieweit das ständige Denken der Annahme überhaupt möglich ist. Für das Wissen ist es ebenso. Denke an das Beispiel des Alain Bombard, der auf hoher See eine volle Nahrungsmitteldose hat, aber keinen Dosenöffner. Was nutzt ihm das Wissen, wie sie aufgemacht wird, wenn er keinen Dosenöffner hat. Also sogar das Wissen ist nicht überall von Nutzen, und das kosmische Wissen nutzt dann auch nichts. 

> denn wir brauchten "die weisheit" nicht zu suchen, weil sie uns 24/7 stets direkt in form des natürlichen vor augen steht, und zudem in uns von anbeginn auch eingebaut ist, sofern wirs nur zulassen, dass unser eigenes inneres mit uns reden und erzählen darf,
und die kleineren weisheiten, die ganzen artifiziellen und technischen türrilürs unserer kultur und unkultur, umgeben uns reichlichst den ganzen tag + alle unsere nächte

Dieser erschlossene Satz könnte besser geschrieben werden.

JH