Am 18.07.2022 um 19:24 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
Im Kern gibt es nichts Neues in dieser Lebenswelt, was nicht schon in früher existierenden Universen bereits verkörperlicht war. Wo und wann sich Geist verwirklichen will, muss er sich materialisieren. Es ist und bleibt ein endloses Wechselspiel von Werden und Vergehen in der Synthese von Geist und Materie; nicht aber Materie erzeugt Geist, sondern dieser formt Materie nach den Gesetzen von Zufall und Notwendigkeit sowie der Evolution.
Hi Karl,
begriffsgymnastisch bringt für mich Energie Materie in Form. Methodisch aber folge ich Büchner. Der einer Arztfamilie entstammende Ludwig Büchner hatte — wie sein früh verstorbener Bruder Georg — Medizin studiert. Darüber hinaus belegte er philosophische und ästhetische Fächer und beteiligte sich an den damaligen Studentenverbindungen und Fortschrittsvereinigungen.
Karl: "nicht aber Materie erzeugt Geist, sondern dieser formt Materie nach den Gesetzen von Zufall und Notwendigkeit sowie der Evolution."
Wenn dem so wäre, schön wär's, vielleicht. Dann entsteht die
Frage: Wann der Zufall, wann die Notwendigkeit, wann die
Evolution? Ist es sinnvoll, die drei Sachen so zusammen in einem
Satz zu sagen? Wenn es einmal die Nummer 1, in anderen Fällen
die Nummer 2, usw. ist. Muss ich mich nicht vorher entscheiden,
in alle drei Richtungen Sachen suchen, oder noch andere, oder
nur mit einer beginnen? Wenn ich vor einem kaputten Apparat oder
einer toten Pflanze stehe, oder umgekehrt vor einer neu
werdenden Sache.
Was Ingo schriebt, ist so vieldeutig, dass ich nichts dazu
sagen kann. Ich erinnere mich: Wenn errechnet wird, bei welcher
Temperatur eine chemische Verbindung zu Stande kommt, gibt die
größer werdende Entropie, mathematisch einfach errechnet, die
Prognose ab, ob eine Reaktion geschieht oder nicht. Sogar wie
stark sie ist. Demnach ist es nicht die Energie, die irgend
etwas bewirkt. Energie ist eher etwas Statisches, in einer
bestimmten Form. Nun gehe ich nicht so weit, zu sagen: Die
immateriellen Gesetze, in diesem Fall die "Naturgesetze",
begriffsgymnastich rundherum der Entropie wirken auf die
Materie, so dass diese sich in eine andere Form bringt. Wäre das
nicht auch fabuliert?
Nun ist bekannt, dass die molekular-atomarer Ebene weder
Temperatur noch Entropie kennt, so dass dort andere
"Naturgesetze" begriffsgymnastisch gedacht werden müssen. Dann
müsste der Geist das auch wissen, und an der richtigen Stelle
eingreifen, an der molekular-atomaren Ebene, oder eben der ohne
Vergrößerungsgerät. Die "Gesetze" zu Entropie bräuchte er dort
gar nicht zu kennen.
Hier im Forum gibt es Spezialisten, die sich besser noch in
subatomaren Ebenen auskennen. Dort müssten wiederum andere
"Naturgesetze" wirken. Obwohl die subatomaren Gesetze in die
atomaren übersetzt werden können. Wenn die Kenner schreiben,
lese ich staunend und enthalte mich des Kommentars. Gemäß Karl
kämen die drei von ihm angegebenen Sachen wohl auf jeder Ebene
zum Tragen, er müsste sie schließlich auch jeweils bedenken. Ich
nicht. Wohlan, wenn er es kann. Mir jedoch ist das eindeutig zu
viel des Guten. Ach ja, die Psyche habe ich nun im Eifer ganz
vergessen, den Geist, die Seele, das erste Prinzip.