Am 22. Februar 2025 10:01:39 MEZ schrieb "Ingo Tessmann über PhilWeb" <philweb@lists.philo.at>:
Moin Claus,
Deine alltagsbezogenen Anmerkungen sind zumeist treffend und plausibel, so auch die untenstehenden zu Annahmen über Kant. Jedenfalls war Kant seiner Zeit verhaftet ein Vernunftsphilosoph der Aufklärung, die er durch Hume gefährdet sah. Und so verlegte er das Kausalitätsprinzip als eine Bedingung der Möglichkeit von Erfahrung ins transzendentale Ich. Weizsäcker und Lorenzen knüpften daran an, erweiterten aber sprachkritisch, logisch und mathematisch den Horizont. Bei Weizsäcker strukturell von der Zeit- und Quantenlogik bis in die Ur-Theorie, bei Lorenzen aus dem Herstellungs-Apriorie heraus über die Dialogische- und Modallogik bis in die Bestimmung von Empirie durch die quantitative Experimentalwissenschaft. Damit wird das innere transzendentale Ich wieder quantitativ auf die Außenwelt bezogen, indem die logisch notwendigen Schlüsse aus den Verlaufsgesetzen an die Messwerte der Experimente gebunden bleiben. Wie wesentlich quantitative Beziehungen für die Kausalität sind, zeigen ja besonders die Dosis-Wirkungsbeziehungen in der Medizin.
IT
Am 21.02.2025 um 21:15 schrieb Claus Zimmermann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
Tag Ingo, ich habe die Diskussion ehrlich gesagt nicht so genau verfolgt und halte mich deshalb raus, möchte Joseph nur darin recht geben, dass dein oben zitierter Satz für einen Normalsterblichen wenn überhaupt nur mit einigem Interpretationsaufwand zu verstehen ist.
Versuchen wir es mal.
Unter einer Meta-Annahme würde ich eine Annahme über Annahmen verstehen.
Die Vernunftphilosophie Kants nimmt also an, dass die Kausalitätsannahme vernünftig ist.
Sagt er nicht, dass sie eine unverzichtbare Voraussetzung dafür ist, Erfahrungen der Vergangenheit auf Gegenwart und Zukunft anzuwenden? Oder vielleicht gar nicht Voraussetzung dafür, sondern ein- und dasselbe. Dieses Denken ermöglicht es, aus Erfahrung zu lernen und sich in der Welt zurechtzufinden. "Hochstilisiert", wie du gern sagst, wird es zur Erfahrungswissenschaft. Man kann es als vernünftig bezeichnen und es steckt uns in den Knochen wie anderen Tieren auch, die nicht immer mit dem Kopf durch die gleiche Mauer wollen. Ich würde lieber von Lebenstüchtigkeit reden.
So kann man auch annehmen, dass ein skeptizistischer Rundum- und Totalzweifel ("Was weiss ich, ob die Sonne morgen wiederaufgeht?") unvernünftig ist.
Und Kant kritisiert an Hume vielleicht, dass er beides nicht sieht.
Ich hoffe, das einigermassen richtig interpretiert zu haben
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