Am 04.11.2022 um 09:55 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Am 04.11.22 um 00:32 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Ich achte eigentlich gar nicht auf von mir verwendete Worte, füge sie einfach nacheinander in Sätze ohne mir besondere Gedanken darüber anzustellen. Meine Gedanken brauche ich, um überhaupt etwas schreiben zu können, sollte also vor (und mit) dem Schreiben denken.

Könnte das nicht als Mangel an Sorgfalt angesehen werden?

Sehr wohl! Und würde ich etwa eine juristische Stellungnahme zu einem Sachverhalt abzufassen haben, sollte ich diese Sorgfalt walten lassen.

Schon die zwei Wörter "Worte" und "Wörter" zeigen einen erheblichen Unterschied in der Sprache, der nicht von mir erfunden ist. Diesmal Google (also Herkunft für mich schwer herauszufinden, zur Abwechslung statt Wikipedia:

"Ganz einfach auf den Punkt gebracht: Der Plural „Wörter“ wird dann verwendet, wenn damit die Zusammensetzung aus Buchstaben gemeint ist. „Worte“ sind es dann, wenn von Gedanken gesprochen wird."


Das leuchtet mir nicht auf Anhieb ein. Wörter ist der Plural von Wort, soweit ich das bislang verstanden hatte: Ein Wort steht für die kleinste Einheit sprachlichen Ausdrucks, mit der eine Bedeutung verknüpft ist und als Wortinhalt angenommen wird, was durchaus den Gedanken des Wortnutzers entsprechen kann. Mehrere Worte sind Wörter, die zumeist als Wortfolge nach grammatischen Regeln in einem Satz angeordnet werden. Dass ein Wort und damit Wörter aus Buchstaben zusammengesetzt sind, hat mit Wortbedeutung schlechthin nichts zu tun. Soweit also mein Verständnis von Wort- und Satzbildung. Darüber habe ich mir, offen gesagt, seit der Schulzeit explizit keine Gedanken mehr gemacht und wende diese Formen mehr oder weniger automatisch an;  daher gab es auch keinen Anlass dazu. 

Blicke ich zurück, zählte Deutsch zu meinen „Stützfächern“, will heißen, dass mir üblich gute Noten in diesem Fach stets den Notendurchschnitt angehoben haben. Biologie und Chemie gehörten nicht zu meinen bevorzugten Fächern (Thomas - leider lange nichts mehr von ihm gehört - mag es verzeihen), also musste das ausgeglichen werden; es waren aber mehr die Aufsätze und auf Bedeutungsinhalte bezogene Textanalysen und nicht wohlfeil konstruierte Wort- und Satzbildungen, denen mein Interesse an diesem Fach galt.

Hier in philweb haben wir es wohl eher mit Sachtexten zu tun und so denke ich, sollte Sorgfalt vornehmlich auf die inhaltlich semantische Struktur von Aussagen (in welcher Wort- oder Satzform immer) gerichtet sein. Gleichwohl erachte ich Deine Einlassungen hinsichtlich der jeweils verwendeten Worte als lehrreich und nachdenkenswert, dennoch sollte dabei nicht die eigentlich inhaltliche Aussage von Beiträgen in den Hintergrund geraten.

Also Worte rücken eher in die Nähe von Begriffen. Und diese kann ich nur als Vorstufe von Definitionen ansehen. Das Durcheinander, was mit Begriffen angestellt wird, ist mir ein Horror. Als Transportmittel für das, was gedacht wird, sind sie jedoch allgemein üblich, und deswegen unumgänglich, ich muss sie auch nutzen.


Worte müssen doch selbstredend an eine Begrifflichkeit im Sinne o.a. Wortbedeutung gebunden sein, wenn sie nicht sog. „hohle Worte“ sein sollen. Gibt es hohle Worte, wie diese umgangssprachlich oft alsWorthülsen“?  Es könnten Worte ohne Bedeutung sein und damit ohne klaren kontextuellen Bezug.

An dieser Stelle würde ich gerne mit Wortbetrachtungen abbrechen, da ich darin keine ausgeprägte Kompetenz besitze. Vielleicht kann mir diesbezüglich aus dem Forum beigestanden werden.


Die Sprache verursacht in diesem Kleinfall ungewollt Fehler, weil die Einzahl in beiden Fällen Wort ist. Und/oder der Fehler wird von denjenigen gemacht, die nicht differenzieren. Und derjenige, sogar aus gehobenen Kreise, lässt sich nicht gerne unterstellen, er würde nicht genügend differenzieren, denn er meint, dass das ja bei ihm nicht allgemein der Fall ist. Der Bereich, in dem ich dies bedenke, hat einen Fuß in der Linguistik, denn dort sind die richtigen Wörterjongleure. Ich wäre froh, wenn ich es so gut könnte wie sie. Ungenau daher gesagt ist mir das Wort "Wortjongleur" oder "Begriffsjongleur" als Fremdbezeichnung eine Ehre. Weil wie oben gesagt ich von "Worten", "Begriffen" nicht viel verstehe, im üblichen Sprachgebrauch, so dass ich eine Übersetzung vornehmen muss, mir ist es egal ob hier jemand meint, das wäre meine Privatsprache.

Wie gesagt, Linguistik ist nicht mein Fach- und schon gar nicht Interessensgebiet, dennoch versuche ich, Beiträge hinreichend plausibel zu gestalten, doch letztlich geht es immer auch um teils komplexe Begrifflichkeiten, wenn dieses Forum sich abheben will vom Geschwafel der Alltagswelt.

Wenn Du (wie von Dir angeführt) von Worten und Begriffen nicht viel zu verstehen glaubst, verwundert mich es, dass Du ja geradewegs immer auf deren korrekten Gebrauch abhebst. Privatsache hin oder her, Deine Gedanken, Deine Wortwahl, Dein Verständnis von Worten und damit ausgedrückte Begrifflichkeiten sind zwar Deine private Angelegenheit, sobald Du jedoch in einen gemeinschaftlichen Diskurs eintrittst, vermischt sich diese Privatheit notwendigerweise mit jener Deiner Diskurspartner und Du bist tatsächlich gezwungen, Dir unbekannte resp. unvertraute Worte und Begriffe in Deine Wort- und Begriffswelt einzuordnen und ggf. dementsprechend daran anzupassen resp. diese aus einem anderen Sprachgebrauch in Deinen zu übersetzen. Dabei können die jüngst angesprochenen informationstechnischen Mittel (online-Lexika etc.) wertvolle Hilfestellung geben, was allerdings mit einigem Aufwand verbunden sein kann.



Die Antwort auf auf "Was meinst du mit ..." habe ich in meinem vorherigen Schreiben vorgelegt, und dort ist einiges zu beantworten, bevor die Sache insgesamt diskutiert werden kann, von oben herab gesagt. Dort steht das Wort "deterministisch" nicht, auch gab ich nicht zu denken, was mit dem Wort zu denken ist. Bei juristischen Überlegungen zu einem Unfallgeschehen ist implizit die erste Frage diejenige nach der Ursache. In dem Fall wäre es ein schönes Argument, dagegen zu reden, das "das Gericht" sei deterministisch und es müsste auch an den Zufall gedacht werden, und warum nicht zuerst an die Zufälle? Und hier erscheint dann dieselbe Frage, die ich im Text stellte: Plus und Minus wird zu Minus, auch wenn das Minus noch so gering ist. Denke hier an das Händekleben auf den Asphalt, und wie schwierig es für die Richter ist, hier eine Antwort zu finden, denn auch in den Gesetzesbüchern ist im Anschluss an die Ursachefindung nicht viel Strafbares zu finden. Den Zufällen gesellt sich zusätzlich in diesem Fall noch der zivile Ungehorsam dazu, mitsamt Recht zur Meinungsäußerung. Auch dieses Thema wurde hier nur gestreift, und es blieb bei einem Mischmasch aus Moral verschiedenster Farben, ich habe nicht gemerkt, dass die übliche Unterscheidung, auf die mit den Ausdrücken "positives Recht vs. Naturrecht" hingewiesen wird, und differenziert wird, ich denke, dass meine Bemerkungen mitsamt dieser Differenzierung überlesen wurden, also für die Wand geschrieben wurden.

Ein Sprung hier also zu einem konkreten Anlass. Die ersten Klebe-Klimaapostel sind bereits verurteilt bzw. in Gewahrsam (hier in München) genommen worden. Nötigung, Widerstand gegen bzw. Behinderung von Rettungskräften – da ist sehr wohl einiges Strafbares zu finden. Der Zweck heiligt die Mittel, sagt der Volksmund; doch er heiligt nicht alle Mittel. Die unter einem Betonmischer eingeklemmte und damit schwer verletzte Frau ist mittlerweile ihren Verletzungen erlegen. Kein Mensch kann sagen, ob sie den Unfall und die dadurch erlittenen Verletzungen überlebt hätte, wenn die Straße und somit die Rettungskräfte nicht blockiert gewesen wären. Dieser Umstand hat jedoch mit Sicherheit dazu geführt, dass die bei solch kritischen Verletzungen gebotene Eile zur medizinischen Versorgung durch diese Protestaktion verhindert wurde. Man wird sehen, wie Staatsanwaltschaft und Richter diesen Fall bewerten werden. Diese Klima-Apokalyptiker erreichen mit derartigen Protesten zweierlei: Tatsächlich Bewusstmachung der Klimakrise (wie von diesen beabsichtigt) aber auch eine nicht zu unterschätzende Gegenposition in der Gesellschaft. So fragt sich, ob es nicht andere Mittel gibt, die - durchaus auch auf drastisch eindringliche Weise - das Klimaproblem in der Gesellschaft bewusst machen.

Bester Gruß! - Karl