Am 29.03.2025 um 02:04 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:

transmitted from iPad-Client

Am 28.03.2025 um 20:28 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

mein donnergott ist für mich mein höchster gott, und wenn donnerstags zufällig gewitter stattfindet, habe ich die besonders hohe zeit dieses gottes zu feiern, und darf den ganzen tag auch nichts essen, denn ein dauerspruch meiner mutter:
"den während gewitter fresser erschlägt der blitz", sodass ich ihren ewigen spinat mit kartoffelbrei schon aus diesem grund und zum höheren lob des donnergottes getrost stehenlassen konnte
* im hunsrücker platt hier: donnerstag/donnerstags = dunnerschdaag/dunnerschdass

(das hoscht du beschtimmt awwrer ach no nit gewuscht, oder?)


Gell du hoscht misch gelle gern, gelle isch disch ach“ So sang es jahrzehntelang das liebreizende Margitsche und ich hatte auch einen Freund aus Landau (in der Palz) gern, der mir diesen Dialekt nahe brachte. Die berühmten Faschings-, pardon, Meenzer Fastnachtssitzungen geben mir den alljährlichen  Auffrischungskurs.

hallo karl

das richtige original hunsrücker platt wird hier nur noch von sehr wenigen gesprochen,

und hauptsächlich älteren oder ganz alten, daher für mich immer eine besondere freude, mich mit solchen älteren unterhalten zu können,

der rest (90%?) spricht -leider- mehr oder weniger uniformes sog. "hochdeutsch",

was mir langweilig bis farblos-irgendwie sogar fast eklig vorkommt - die dialekte sind DE-weit leider schon heute weitgehend ausgestorben,

jammerschade wie ich finde, denn gerade dialekte transportierten sehr viel an "colorit" über gegend, landschaften, und leute samt ihren befindlichkeiten.

meine großeltern hier im soonwald und ihre verwandten sprachen noch nur dialekte, und diese waren sogar oft von dorf zu dorf leicht-unterschiedlich,

wie ich heute noch erinnere.

ich bin original-sobernheimer, in diesem dialekt die ersten sechs lebensjahre auch großgeworden, und es war früher so, dass im hunsrück, soonwald, und der ganzen pfalz

fast jede mikrolandschaft ihren eigenen von allen benachbarten zumindest leicht unterschiedlichen dialekt hatte, oft nur ein wald zwischen zwei mikrolandschaften, und die leute

hier und drüben sprachen schon unterschiedlich, wobei es mitunter auch nur um unterschiedliche intonationen der fast gleichen dialektworte ging.

(sprache als gewohnheit, und gewohnheiten entstehen aus der lebenspraxis heraus "als überbau", so hatte ein dorf an einem flüsschen zumindest teilweise eine andere lebenspraxis,

als ein dorf von wald umgeben, und bereits das genügte, dass sich beider dialekte im zeitverlauf auseinander entwickelten, insofern nahm man seinen dialekt früher quasi mit der muttermich auf,

während heute der schulisch-uniforme drill auf hochdeutsch dieses feingesponnene geflecht schlicht zerstört, und die leute sprachlich "de-privatisiert")

ist sehr schade, aber heute fast nur noch einheitsbrei "hochdeutsch" bis ins hinterste dorf, sehr oft kann man aber dann noch anhand der "sprach"färbung" " beim aussprechen heraushören,

woher genauer ein sprecher kommen mag.

das hochdeutsche kommt mir vor wie eine rein informationelle transportsprache, und somit "oberflächlich", unpersönlich, ohne hintergründe, fast sowas wie schmerzhaft, aber muss ja sein,

(einheitlicher sprach-code),

sonst könnte man sich selbst im "abgemagerten" philweb nur deutlich schwerer untereinander verstehen und unterhalten

ich jedenfalls erlebe den verlust des sprachlich-dialektischen als wirklichen riesenverlust, und trauere ihm nach, weil das dialektische einfach "heimeliger" ist = man fühlt(e) sich wohler damit

wh.


Virenfrei.www.avast.com