Am 07.02.25 um 23:27 schrieb waldemar hammel über PhilWeb:
ja ja, das "verstehen" ist auch so ein problem ...

wenn man eine nachricht bekommt, und diese affirmativ beantwortet, praktisch mit einem "ja, so isses",
oder mit einem "ja, ich weiß (es schon)"
hat man, oder glaubt man vielmehr, "verstanden" zu haben.

wieso ???

So kann ich problemlos auch denken.

wenn zb ein mensch aus dem fenster springt, den sturz unbeschadet überlebt,
und erst im augenblick, wo er die erde erreicht, also nachträglich aktiv umgebracht wird,
dann glaube ich unbesehen, ursache-wirkung verstanden, dass der fenstersturz ihn umgebracht hat,
obwohl ich de facto in solchem fall nichts verstanden habe

Ungenau gedacht ok.

und so auch mit anderen sachen,
wenn etwa ein H-atom an ein OH molekül nur-addiert oder "bindet", elektronen, bindungen, usw,
dann glaube ich doch lediglich den vorgang verstanden zu haben, und nenne das ganze dann nachträglich "wissen",
und glaube daran, dass das immer so läuft

wie vor.

was ich damit sagen will, ab wann wird "glauben" eigentlich zu "wissen" ?
wo ist der unterschied zwischen beiden begriffen?
wie oft muss ich "glauben dass ..." affirmativ austesten oder erleben, ehe ich ihn/es, in sog. "wissen" umgewandelt, im kopf abspeichern darf?

Das ist eine Frage, die sich denjenigen stellt, die am Anfang einen Unterschied zwischen "wissen", "glauben", ich darf fortsetzen mit "meinen", "überzeugt sein von", "sicher sein" usw. Die Frage stellt sich demjenigen nicht, der den inneren Sachen nur einen einzigen Namen gibt, keine Definition gibt, sondern alles als "denken" bezeichnet. Für diesen ist "glauben" auch "an Gott" ein "denken". Das Wort muss nicht einmal groß geschrieben werden, dh. es braucht keine Instanz hergestellt werden. Es muss kein "ich" dazu gedacht werden. Es muss auch nicht gesagt werden "es denkt" wie "es regnet" wie glaube ich Lichtenberg es vorschlug, oder war es jemand anders? Ernst Mach besprach es jedenfalls schon. Das "denken" stelle ich auch nicht als Vorgang oder als Rätsel dar. Das wenige, das dazu bekannt ist, ist nicht mit den Wörtern "Nachricht" beizukommen. So gesehen wird sich Karl auf die Füße getreten fühlen, weil er mit dieser Sprachweise nicht sagen könnte, mit "glauben" etwas Wichtiges Zusätzliches zu können. Er mag zwar so denken, ein anderer mag denken, dass er keine kosmischen Kräfte denken kann.

* ich würde ein gauß-kurve-artiges spektrum vorschlagen, in dem 100% glauben und 100% wissen ("verstanden haben") nur die beiden extremale sind,
und, wie in der gauß-verteilung üblich, mehr als 2/3 der verteilung zwischen glaube-wissen im mittleren bereich liegen,
womit man ca 2/3 aller dinge lediglich "glaubwissen" oder "wissensglauben kann", oder "glauben verstanden zu haben" (neuer begriff dafür wäre sehrgut),
was der wirklichkeit sehr viel näher käme,
zumal das ganze leben analog abläuft, es erreicht in günstigen fällen die nähe von optima (als extremale), aber mehr, also ein optimum tatsächlich 100% erreichen, darf sogar nicht,
weil sonst ein letztlich tödlicher "deadlock" entstände

Hier wurde ich erinnert, dass ich das Wort "wissen" hier vernachlässigt habe. Hier spielt das Geänderte mit, also das, was sich in der Person änderte. Dieses spielt eine Rolle. Und zwar kann die Person ein zweites Mal denken, was sie nach der Änderung dachte. Hier könnte das Wort "wissen" erweitert werden mit dem "meinen" und den von Waldemar gesagten Änderungen. Gedacht wird von innen heraus nicht nur das Erlebte, auch das einmal Gemeinte, Geglaubte. Hier kann auch das Wort "Gewohnheiten" gesagt werden. Das "wissen" gehört dazu. Aber all das, egal mit welchen Wörtern es von den Personen belegt wird, die Änderungen sind überwiegend Vor-Sachen. Der eine hat viel "erlebt" so wie Lord Byron, der andere hat viel Mathematik gelernt, und der dritte hat esoterische Erlebnisse gehabt, der vierte seine Krankheiten, der fünfte seine moralischen Verfehlungen. Die Änderungen können sowohl von außen bewirkt werden, wie auch von innen her. "vermuten" ist mir gegenüber "denken" ein erlaubtes Wort, weil hier eine Unsicherheit mit gedacht werden kann, die mit der Aussage einhergeht, "meinen" ist schon problematisch. Weiter gibt es seit Descartes und seinen "sectateurs" die Einigkeit, dass einiges stark gedacht wird, hierfür sind die Wörter "überzeugt sein, sicher sein, usw." geläufig.

Nur nebenbei bemerkt: Ich brauche die Wörter "Ursache, Wirkung, ..." nicht mehr, sondern nur noch die Wörter "Kausalität, wirken, bewirken, Vor-Sachen, Nach-Sachen, Neben-Sachen" mit Rekursion vorwärts und rückwärts in der Zeit. Mit diesen kann ich ziemlich viel schreiben und beschreiben. Weitere Wörter würden Redundanz "bewirken". Ich gehe auch nicht davon aus, dass "erklären" mehr ist als "beschreiben", obwohl es ein höhergradiges Beschreiben geben kann. Aber auf diese weiteren Sachen wollte ich nicht hinweisen, freue mich also, wenn hier keine Äste und Zweige angefügt werden. Dass ich auch das Wort "verstehen" nicht brauche, habe ich schon geschrieben. "denken" wäre im umgangssprachlich ungenau übersetzbar: "nachvollziehen", wenn es um das andere geht, das Sache der Schreibung oder Beschreibung ist.

JH