Am 01.04.2023 um 17:39 schrieb Rat Frag über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
6. Zu Erich Fromms Dreisatzstruktur finde ich gar nichts. Was hat es
damit auf sich?
Jetzt ist’s schon etwas spät geworden, wo ich u.a. Deine Frage hier lese.
Ich denke, dass sie auf Erich Fromms sog. „Drei Filter“ hinführt, wobei er die gesellschaftliche Lebensweise im Bezug aufindividuelle, also subjektive Wahrnehmung kategorisiert. Er führt ein System von Kategorien ein, das diese subjektiv spezifischen Wahrnehmungen gesellschaftlich klassifiziert, denn jede Gesellschaft ist kollektives Abbild der mehrheitlichen Lebensform ihrer Mitglieder. Dieses „Schablonensystem“ wirkt wie ein gesellschaftlich bedingter Filter, also eine Art „soziales Filter“, wie man Regulierung von Gesellschaftssprache durch heute übliches „Framing“ bezeichnen könnte. Es dringt in das individuelle Bewusstsein vornehmlich nur ein, was dieses Filter „passieren“ lässt.
Neben diesem ersten ergibt sich ein weiterer, zweiter Filteraspekt und das ist die Logik. Darunter würde ich die intelligent rationale Verbindung von Verstand und Vernunft definieren, aus der sich individuell sowie kollektiv angelegte Denkmodelle entwickeln und somit auch eine Gesellschaft charakterisieren.
Kürzlich wurde hier mit dem Hinweis auf Wehrli das Prinzip der Chiralität angesprochen und die damit in Verbindungs stehende aristotelische Logik. Diese beruht auf dem Grundprinzip der Identität, der besagt, daß A gleich A ist. Chiralität ist wahrlich ein Thema für sich und wäre durchaus lohnenswert, hier etwas genauer betrachtet zu werden.
Der dritte Filteraspekt nach Fromm ist neben Sprache und Logik die Qualia und somit das sog. harte Problem der Philosophie (wie es David Chalmers nennt). Welchen Gehalt haben subjektive und letztlich kollektiv bestätigte Empfindungen?
Hinter all dem ergibt sich immer wieder die Frage resp. das Problem, wie diese Filter wirken und damit bestimmte Empfindungen in das menschliche Bewusstsein dringen oder eben nicht. Geopolitisch aktuell könnte man sagen, Propaganda ist alles!
Soweit für den Augenblick.
Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
7. Im folgenden (Seite 10 bis 13) wird mittels der
"freudomarxisitischen" (im Sinne von Fromm im Abgrenzung etwa zum W.
Reich; nicht jedoch ohne Marxismus und "wile Psychoanalyse" (?)
(wahrscheinlich in Abgrenzung zur verbesserten Version von Fromm)
vorher unter die Ideologien gerechnet zu haben) erklärt, das die
klassischen Mathematiker den Intuitionismus aufgegeben haben, weil
dieser ihren Bestand an Theorien gefährdet.
8. Poppers Umdeutung auf Seite 13 erscheint mir sogar etwas "gewaltsam".
Insgesamt bleibe ich mit der Frage zurück: Was ist Fromms Dreisatzstruktur?
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