Am 12.02.2025 um 10:06 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Soweit ich sehe, nur durch Übertragung der logischen Folgerungen aus den eingeschränkten (stochastischen) Verlaufsgesetzen auf das Naturgeschehen, wie bspw. bei der Wettervorhersage. 

Nein, dann würde das gemalte Bild die Ursache der Landschaft sein, siehe Kratylos. 

Ich hatte offensichtlich nicht an Kratylos, sondern an Hertz gedacht mit meiner Formulierung; denn „wir machen uns innere Scheinbilder oder Symbole der äußeren Gegenstände, und zwar machen wir sie von solcher Art, daß die denknotwendigen Folgen der Bilder stets wieder die Bilder seien von den naturnotwendigen Folgen der abgebildeten Gegenstände.“ 

es sind zwei verschiedene Sprachen. Sicher gehört auch die Sprache, in der Kausalität vorkommt, zur bildlichen Seite. Aber es ist eine andere als diejenige, in der Logik und Mathematik vorkommen. 

Die Umgangssprache gilt als natürlich, die Mathematik kann auch als Kunstsprache verstanden werden. Beide entstehen gleichursprünglich aus Reden und Zählen bzw. Worten und Zahlen. Insofern sind es zwei verschiedene Sprachen, aber in der Mathematik kommen Kausalität und Notwendigkeit nicht vor. Sie entstammen der Umgangssprache mit ihrer Logik, auf die in den philosophischen Logiken reflektiert wird. Die mathematische Logik begann mit Boole, in deren Folge auch die ursprünglich philosophisch-modalen Logiken mathematisiert wurden. Und so konnte die Modalität notwendig auf die logischen Folgerungen aus mathematischen Verlaufsgesetzen und ihren Einschränkungen bezogen werden, sofern sie sich auch empirisch als wahr herausstellten. Die Kausalität in Labor und Natur entspricht der modalen Notwendigkeit des Verlaufsgesetzes. Spannt die Logik damit nicht den Bogen zwischen natürlicher und künstlicher Sprache? Und bleibt die Umgangssprache nicht Metasprache der Mathematik?           

Zur Erinnerung: "Kausalität ist eine einseitige, eine einmalige, vorübergehende und flüchtige Verbindung in der Wirklichkeit. In der Kausalbeziehung erscheint das Wirkliche, hervorgehend aus seinen Ursachen. Im Möglichen aber erscheint nicht die Ursache, sondern der Grund der Erscheinungen. Der Grund ist das Bleibende in der Erscheinungen Flucht.“ In der zeitlogischen Perspektive von Weizsäckers folgt die Doppelstruktur der Rede aus der Unterscheidung von Vergangenheit und Zukunft bzw. Wirklichkeit und Möglichkeit: „Die Illokution ist futuristisch, die Proposition perfektisch.“ Havemann scheint daran angeknüpft zu haben.      

Ist das nicht eine Variante des Ideen-Platonismus? 

Weizsäcker hat neben Einstein und Heisenberg auch an Platon und Kant angeknüpft, verfolgte aber (bis auf seine Ur-Annahme) keinen Ideen-Platonismus. Und Havemann war Materialist, kam aber mit seiner zugleich eingeschränkten und erweiterten Kausalitätsauffassung in der "Hauptverwaltung Ewige Wahrheiten“ nicht gut an. 

> ... da sich Wesentliches sprachlos ereignet und es nicht auf Worte ankommt ...

Mit dem, was zum Wort "Mystik" gedacht wird, könnte dieser Satz auch gesagt werden. 

Für mich, wenn Mystik so wie bei Tugendhat verwendet würde. Der hat in seinem Buch "Egozentrizität und Mystik“ sein sprachanalytisches Verständnis von Mystik als Möglichkeit aus der anthropologischen Struktur herausgearbeitet, wie sie sich in der propositionalen Sprache ausdifferenziert hat. „Alle Mystik hat zu ihrem Motiv, von der Sorge um sich loszukommen oder diese Sorge zu dämpfen.“ Und er fährt fort: „Mystik besteht darin, die eigene Egozentrizität zu transzendieren oder zu relativieren, eine Egozentrizität, die andere Tiere, die nicht 'ich' sagen, nicht haben."

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