Am 16.06.2022 um 05:31 schrieb
waldemar_hammel:
lieber
karl,
es ist mir schon klar, dass du aufgrund der dir eigenen
"übernatürlicho-philie" statt explizit auf "gott" implizit zu
diesem gelangen willst, indem du "geist" mit einem universellen
vor-bewusstsein (UVB) assoziierst.
ich würde deshalb vorschlagen, irgendeinen
nachweis/beweis/argumente für ein UVB oder UB, oder wenigstens
wege zum nachweis vorzubringen, oder die sache (occams razor)
fallenzulassen.
aber wenn, dann bitte kein kreationistischer argumentations-ansatz
...
zudem kann man, ein UVB/UB voraussetzend, quasi die ganze welt
damit "covern", "envelopisieren", in dieses gedankenkonstrukt
hineinpacken als "universalargument" = für alles gültig
Du sprichst hier völlig zutreffend das Grundproblem unseres
Diskurses an: Es ist gleichermaßen wie bei meinem
Gedanken-/Meinungsaustauschs mit Ingo die grundsätzlich
unterschiedliche Auffassung von „Gott und Welt“, also schlichtweg
diesen sich im Kern entgegenstehenden Weltsichten (positivistisch vs
idealistisch) geschuldet, dass wir bei der Erörterung von
weltanschaulich geprägten Themen nie zu einem Konsens kommen werden.
Nun, das muss ja auch nicht sein und daher stellt sich die Frage, ob
man angesichts dieser fundamentalen Gegensätze überhaupt
weltanschaulich geprägte Themen hier diskutieren sollte, denn es
läuft – wie von Ingo stets heftig kritisiert – auf die immer gleiche
Argumentation und damit auf leidige Wiederholungen hinaus.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass es lohnenswert ist, sich
derartigen Themen immer wieder auf‘s Neue zu nähern, weil sich
bezüglich eigener fixierter Ansichten immer auch die Möglichkeit
auftut, diese neu zu überdenken und ggf. zu korrigieren. Jedes
Gegenargument zur eigenen Position (je provozierender - bei
gebotener Fairness - desto mehr) ist potentiell dazu geeignet.
Ein Thema zwischen uns haben wir allerdings aus gutem Grund
abgehakt: Die Frage nach einem Gott. Ganz offensichtlich zwecklos,
Dir zum wievielten Male erklären zu wollen, dass ich einem
anthropomorphen Gottesbild längst „entwachsen“ bin, demnach wahrlich
weder explizit noch implizit (wie Du es annimmst) diesem Bild
entsprechend zu einem Gott gelangen will. Allerdings habe ich Dir
solches Ansinnen zugeschrieben und ich bleibe dabei, dass sich
hinter Deiner positivistisch-wissenschaftlichen Fassade ein ganz
persönlicher Gottesbezug verbirgt, den Du hier als den klassisch
jüdischen beschrieben hast. Zudem bist auch Du Idealist, nur sind
Deine Ideale nicht unmittelbar mit meinen vergleichbar. Du scheinst
eher an ethischen Idealen orientiert zu sein, die sich vornehmlich
an Handlungsmaximen von Vernunft und gesellschaftlicher
Verantwortung ausrichten, was Deiner zur Schau getragenen
Misanthropie entgegen zu stehen scheint, doch diese ist ebenso
Fassade.
Natürlich sind genannte Ideale auch meine, doch darüber hinaus (eben
in "übernatürlicho-philie" hinein reichend) stehe ich dem
philosophischen Denkansatz nahe, der sich aus dem griechischen
„idea“ als Urbild ableitet und daher rührt selbstredend auch meine
Präferenz für v. Weizsäckers „Ure“. Warum sollten diese nicht als
"Informations-Atome" aufgefasst werden können? Dieses zu einer Zeit
(1960er Jahre), als C.F. von Weizsäcker seine diesbezüglichen
Vorstellung in „Die Einheit der Natur“ zusammenfasste, was
notwendigerweise (wie bereits angeführt, vornehmlich in einer
positivistisch orientierten Wissenschaftswelt) vergleichsweise
spekulativen Charakter hatte und demnach besonders heftig aus der
Skeptiker-Szene heraus bis heute (in meist selbstgefällig arroganter
Weise) angegriffen wird. C.F. von Weizsäckers Denkansätze also
generell als „Kategorienfehler“ oder gar als „Unsinn“ und
großspurige Attitüde abzutun, könnte sich letztlich – die benannte
Attitüde betreffend - als auf Dich, Waldemar, gemünzt verkehren.
Jahrzehnte nach C.F. v. Weizsäcker zeigen nun experimentell
bestätigte Erkenntnisse, dass Information sehr wohl ein wesentlicher
Grundbaustein der Welt ist; Wohlgemerkt ein Grundbaustein und nicht
notwendigerweise Grundgröße der Natur schlechthin. Mit Zeilingers
Arbeiten zur Quanten-Teleportation wurde gezeigt, dass Information
mit QM in Verbindung gebracht werden kann.
Es mag verwundern, angesichts der bislang vorherrschenden Ansicht,
im Gegensatz zur Information eines klassisch physikalischen Systems
jene eines Quantensystems (QS) in Superposition nicht kopieren zu
können („no-cloning theorem“), dass mit Zeilingers Experiment die
Herstellung einer exakten Kopie eines QS gelungen ist. Dabei kommt
das (von Hardcore-Materialisten verständlicherweise - im Einklang
mit Einstein - als Spuk angesehene) Phänomen der Verschränkung von
Quanten (im a. Experiment Photonen) zum Einsatz. Es wurde dabei das
originale QS spezifisch eigenschafts- und somit informationslos „als
Ganzes“ übertragen, was man sich im übertragenen Sinn als Transport
von Eigenschaftensummen in einem Container vorstellen kann. Damit
ist das „no-cloning theorem“ nicht verletzt, denn es handelt sich
nicht um einen Kopierprozess „bit by bit“ resp. als übertragene
Folge von Qbits, sondern um eine geschlossen vollständige
Informationsübertragung.
Alleine schon dieses Experiment zeigt, dass Quantenphysik sehr wohl
mit Information in Verbindung steht (und vice versa), genauer mit
Zeilingers Worten ausgedrückt:
„ Es stellt sich letztlich heraus, dass Information ein wesentlicher
Grundbaustein der Welt ist. Wir müssen uns wohl von dem naiven
Realismus, nach dem die Welt an sich existiert, ohne unser Zutun und
unabhängig von unserer Beobachtung, irgendwann verabschieden.“
Das heißt nichts anderes, als dass Bewusstsein resp. Bewusstwerdung
(im Kopenhagener Sinn der QM) als Beobachtung/Messung und damit als
jeweilige Auslösung eines von Information gesteuerten
Wechselwirkungsprozesses zu sehen ist, der - bezogen auf den
qualitativ prozessualen Zustand (Eigenschaftensumme einer in der
physikalischen Realität (Makrowelt) vorliegende Gegebenheit – auf
diese einwirkt. Information als Träger und Getragenes. Somit ist
(informationstragendes) Bewusstsein wirkende Realität.
Daraus wird man (sofern man nicht durch pur materielle Sichtweise
daran gehindert ist) ersehen können, dass Information ein komplexes,
an Bewusstsein gebundenes, prozesshaftes Objekt von Wechselwirkungen
(selbstredend gleichermaßen in Makro- und Mikrowelt) ist.
Soweit für den Augenblick!
Bester Gruß! - Karl
PS: Deine nachfolgend angeführte Argumentation wurde bereits von
Thomas aufgegriffen und entsprechend beantwortet.
Erstaunlich für mich, dass ein Physiker
(aber eben auch Philosoph) wie R.v. Weizsäcker mit seiner
Ur-Hypothese überhaupt im positivistisch dominierten
Wissenschaftsbereich hinlänglich akzeptiert wurde.
Ich war jedenfalls angetan (nicht nur) von seinem
Informationsbegriff, wonach er - bezogen auf die
Quantenmechanik - von logisch kleinsten Objekten (Ure) ausging,
diese als „Informations-Atome“ definierte und damit Materie und
Energie (Einsteins E=mc^2 ) als Manifestationen von Information
ansah. Damit komme ich nochmal auf Wheeler und sein Postulat von
den „Ja-Nein-Entscheidungen“ der Natur zurück: Ur-Alternativen
stellen den Informationsgehalt möglicher Ja/Nein-Entscheidungen
dar und damit ein bit (Quantenbit) quantentheoretisch
potentieller Information.
der haken daran ist, dass natura garnicht ja/nein entscheidet =
indem aus jeder wechselwirkung "ein feuerwerk" von potentiellem,
von möglichkeiten resultiert, aus denen dann erst eine folgende ww
eine
der möglichkeiten herauspickt und damit verwirklicht
als zahlenbeispiel wäre das etwa: 2+3 = {1,2,3,4,5,6,7,8}, und
erst eine nachfolgende ww pickt daraus "5 mit effee nach 2,5" als
zu realisierendes heraus, blödsinn?, nö, zb scheimpilze "rechnen"
so
(von mir "thermodynamisches rechnen" = "wechselwirkungs-rechnen"
genannt)
und noch was: qm in irgendeiner weise mit dem
"informations"begriff zusammendenken/vermischen zu wollen, dürfte
ein sog "kategorienfehler" sein = hat garnichts miteinander zu tun
* auch ich habe mich seinerzeit auf weizsäckers "ure" gestürzt in
der erwartung "erleuchtungen" zu finden, habe das ganze aber sehr
schnell als unsinn zur seite gelegt, "schnellschuss", und
"informations-
atome" = da wollte jemand granz schlau sein, weizsäcker als neuer
demokrit oder ähnlich.
Nun liesse sich hier sofort weiter
sinnieren: natürlich gehe ich mit Hameroff/Penrose davon aus,
dass Informationsverarbeitung im Gehirn nach quantenmechanischen
Prinzipien abläuft. Doch dazu ggf. später.
das ist doch eine binsenweisheit, weil niemand bestreitet, dass
alles in natura an der basis = untere ebene, nach qm-prinzipien
abläuft, das erklärt aber nicht, was ebenen darüber abläuft,
neurone, synapsen,
usw = wie kommt man von quantität zu qualität ? (und vice versa)
=> shannon/weaver syntaktische, quantitative info-theorie, bis
heute keine semantische = qualitative in sicht, die wir brauchten,
um wechselwirkungen
"informationell" zu modellieren
wh.