Bin gerade unterwegs - spontan ist mein Zugang zu dieser bislang ungeklärten Frage der, dass ich es mit D. Bohm halte (Bohm‘sche Welle). Seiner Vorstellung entsprechend, kommt es darauf an, wie das in Betracht genommene System behandelt wird: „how the System is treated“.
Bricht man es „top down“ auf die Teilchenebene herunter, hat man es eben mit Quantenmechanik zu tun und nutzt deren Beschreibungsmethoden. Aber eigentlich ist es kein „herunterbrechen“, sondern ein Zerlegen, besser ein Zerteilen eines Ganzen in seine Elementarteilchen, was sicher schwieriger sein dürfte, als sich ein Ganzes als aus Elementarteilchen gebildeten Molekularstrukturen zusammengefügt zu denken. Ein solches Quantenobjekt konstituiert sich als Teilchenkonglomerat und zugleich als Wellengebilde, bzw. es weist dementsprechende Eigenschaften auf.
Somit ist der Welle-Teilchen-Dualismus sicher eines der Phänomene der Natur, das in seiner kontraintuitiven Darlegung dem menschlichen (Alltags-)Verstand fundamental entgegen steht: Quantenobjekte als Teilchen und Welle zugleich, wie soll das funktionieren?
Intuitiv würde man an ein Entweder - Oder denken, Teilchen- oder Welleneigenschaft. Das lässt an den Satz vom ausgeschlossenen Dritten denken „Tertium non datur“ oder an Kierkegaards Entweder - Oder“, das jedoch in einem ganz anderen Kontext steht und damit ist man wieder bei Bohm: Es kommt darauf an, wie man ein Quantenobjekt in Betracht nimmt.
Das Prinzip vom ausgeschlossenen Dritten gilt hier nicht, da keine kontradiktorischen Gegensätze im Sinne von Ambiguität, sondern beide Eigenschaften zugleich gegeben sind.
Somit lässt sich ein Quantensystem als konkreter Wahrscheinlichkeitsraum seiner Wellenfunktion beschreiben, indem deren Quadrat berechnet wird und damit der Teilchenort statistisch bestimmt wird. Damit ist der Zusammenhang von Welle und Teilchen und nicht dessen Entweder-Oder beschrieben.
Anschaulich habe ich mir diesen Zusammenhang immer als Welle vorgestellt, die sich als Folge beliebig vieler Punkten zusammengesetzt ergibt.
Wie gesagt, halte ich es mit Bohm/de Broglie und deren postulierter Theorie der Führungswelle. Sie entspricht meiner Vorstellung einer kausalen, damit deterministischen Interpretation der QM im Sinne von: Das Wahrscheinliche geschieht am wahrscheinlichsten.
Bezogen auf das SEIN des Lebens heißt das: Sein oder Nicht-Sein ohne irgendein Dazwischen (Tertium non datur), es sei denn, damit wäre der Phasentransit zwischen Kohäherenz und Dekohörenz beschrieben, als ein lebenspraktisch nicht wahrnehmbarer Zeitabschnitt.
Philosophisch gesehen, ließen sich derartige Zeitabschnitte jedoch beliebig dehnen: Potentia als zeitlich unbegrenzter unendlicher Vorrat an Möglichkeiten, aus denen sich beliebige Formen konkretisieren lassen: „potentia ad actum“ als Transit vom Wollen/Können hin zur Verwirklichung.
Das drückt sich eindeutig im Leben wollen/können und Leben gestalten des Menschseins aus. Und dazu gehört, die Welt als bruchloses Ganzes und nicht als fragmentiertes Gebilde zu begreifen. Womöglich ist die verinnerlichte Vorstellung von Führungswellen geeignet, diese Lebenswelt als ganzheitlichen Organismus sehen zu können, als ein zielgerichtetes Gebilde, dessen Telos wir allenfalls erahnen können, jedoch nie wissen werden. Die Faktizität des Seins hingegen entbehrt - unbeschadet subjektiver Wahrnehmung - jeglicher Ambiguität, somit jedem Zweifel.
KJ