Moin, moin Ingo!

Es ging hier - dem Thread folgend – um Gödels Unvollständigkeitstheorem und in der weiteren Folge um seinen Gottesbeweis. Du hattest Dich diesbezüglich ambivalent geäußert: Unverständnis gegenüber Gödel, der einerseits scharfsinnig und kreative Menschen auf Gläubige reduziert und dann noch versucht, die Mythengestalt Gott beweisen zu wollen, andererseits Verständnis für Gödel, als dieser nicht „herumschwafelt“, sondern etwas beweisen will, was man für Gott hält.

Bezogen auf Deine sich widersprechenden Aussagen waren es mir zu müßig, explizit darauf einzugehen und daher mein „Pfeifen auf Beweise“: Auf Beweise kann man natürlich nicht grundsätzlich verzichten, verzichten kann man auf Ungereimtheit, auf die zu antworten entweder auch nur zu widersinnigem „Geschwafel“ oder zu einem Abbruch der Diskussionskette führt.

Meine Aussage zu Gottesbeweisen war, dass es diese nicht geben kann. Darüber hatten wir hier schon vor Jahren geschrieben und soweit ich mich erinnere, hat sich meine diesbezügliche Argumentation nicht geändert.

Gödels Gottesbeweis ist in sich schlüssig insoweit er zeigte, dass sich jeder hinreichend komplexe Satz von (mathematischen) Axiomen als Grundannahme für die Konstruktion von wahren Aussagen eignet, deren Wahrheit jedoch innerhalb des gewählten Systems von Axiomen nicht beweisbar ist. Bezogen auf ein mathematisches Wahrheitssystem (z.B. Wahrheitstabelle in der Datentechnik) hat diese Aussage absolute Gültigkeit, niemals hingegen, wenn es sich um Beweise handelt, deren Prämissen nicht einem System von Axiomen zugeordnet werden können, was ausnahmslos auf alle metaphysisch, resp. religiös angelegte „Systeme“ zutrifft.

Gödel konnte lediglich beweisen, dass aus bestimmten Annahmen notwendigerweise die Existenz einer Entität herzuleiten ist, die man als Gott definieren kann; nicht bewiesen ist dabei jedoch, ob die gewählten Annahmen als Prämissen objektive Gültigkeit haben, resp. ob diese zu beweisen sind. Daraus ergibt sich: selbst wenn eine logische Argumentation zutrifft, d.h. WAHR ist, wird diese nicht notwendigerweise zu einer wahren Aussage führen, wenn die Gültigkeit der Prämissen unbewiesen ist. Daraus schließe ich, dass es weder einen Beweis für bzw. gegen einen Gott geben kann, da hierzu in dieser Lebenswelt keine axiomatisch gültigen Prämissen existieren.

Ein Gott kann nur geglaubt werden und das ist wahrlich ein Thema für sich! 

Somit gibt es auch für Nihilisten keine Chance, gegen die Existenz eines Gottes im Sinne einer dementsprechenden Beweisführung zu argumentieren. Dagegen hilft auch nicht ab, dass „nach demVorbild der Wissenschaft nur Beweise wesentlich“ sind; auch Atheisten, Nihilisten und sonstige Leugner eines Gottes können nur glauben, dass es diesen nicht gibt: „GLAUBEN heißt nicht WISSEN“ sagt der Volksmund, wie weise dieser bisweilen doch ist – selbst wenn man diese noch so oft als Geschwafel oder Brimborium abtut!


Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl



Am 10.01.2023 um 16:23 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:



Am 10.01.2023 um 00:49 schrieb Karl Janssen <janssen.kja@online.de>:

Pfeifen wir doch auf diese Beweise, wo sie doch nachweislich für den bitteren Alltag - wie derzeit vor dieser finster kriegerischen Kulisse, der gesellschaftlichen Spaltung etc. zu erleben – keinen Deut weiterführen. Schön für die Wissenschaft, wohlfeil für jene, die ihr huldigen: nicht mehr, nicht weniger!



Moin Karl, 

für einen Nihilisten sind nach dem Vorbild der Wissenschaft nur Beweise wesentlich, der Rest ist Brimborium — auch in Alltag, Lebenswelt und Gesellschaft. Kriege sind davon nicht ausgenommen; denn Kriegsverbrechen müssen ebenfalls bewiesen werden. Zudem gilt es, die jeweils wesentlichen Kriegsursachen zu identifizieren und aus ihrem historischen Zusammenhang heraus die militärischen Operationen bis hin zu den Frontverläufen zu verstehen. Philosophen sind dabei als Aufklärer und Ideologiekritiker, als Propagandisten und  Ideologen gefragt, je nach der Kriegspartei, für die sie arbeiten.  

IT

    
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