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Am 03.06.2024 um 18:18 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb 


Du hast Deine Prägung als methodischer Konstruktivist hier kundgetan und diese ist schlichtweg Dein Merkmal als ein Dir eigenes, somit subjektives Konstrukt.

Moin Karl,

bei Prägung denke ich natürlich an Konrad Lorenz. In seinem Sinn können Menschen nicht geprägt werden. Und den meth. Konstr. sehe ich lediglich als Einstieg ins Philosophieren. Gleichsam als rationale Basis, auf die man sich immer wieder beziehen und besinnen kann. Dabei setzt das meth. Konstr. gerade voraus, seine Subjektivität zu transzendieren. Wie mehrfach geschrieben, sind Konstrukte nicht methodisch nachvollziehbar, sind sie für mich belanglos.   


Diese Annahme steht natürlich im starken Gegensatz zur Theorie des Behaviorismus, obgleich dieser seine Bedeutung verloren hat (darüber haben wir vor Jahren hier diskutiert). 


In Bezug auf K. Lorenz jedoch (diesmal geht es mir nicht um den „Lorenzpiepser“ als Rückmeldung in philweb😊) würde mich Deine Aussage sehr stark verwundern, wonach er eine soziale Prägung des Menschen für unmöglich gehalten hat.


Er hat als Verhaltensforscher geradewegs entscheidende Forschungsergebnisse vorgelegt, die das Phänomen der sozialen Prägung als irreversible Form des (sozialen) Lernens nachweist. Es vollzieht sich dabei ein prozessuales Geschehen, bei dem ein Mensch sich während einer bestimmten, kurzen Zeitspanne intuitiv und irreversibel entscheidet, welche Objekte er als entscheidende Bezugsperson für seine sozialen Beziehungen erachtet. Dieses Verhalten ist auch für die ersten Momente spontaner Verliebung beschrieben, etwa bei Frauen, die intuitiv beim Anblick eines Mannes dessen Eignung für eine partnerschaftliche Verbindung wahrnehmen kann.

Diesen Forschungen gingen bei Lorenz bekanntermaßen Tierbeobachtungen, insbes. die berühmten Versuche mit Federvieh voraus. Bezogen auf Gänseküken, die nach dem Schlüpfen nicht ihre Muttergans, sondern Lorenz als erste soziale Bindung erfahren haben, folgten diesem im „Gänsemarsch“ auf Schritt und Tritt und verlangten des Nachts eben diesen berühmten Lorenzpiepser, schlichtweg als in gewissen Zeitabständen erfolgende Rückmeldung einer intakten Beziehung. Diese solchermaßen hergestellte Verbindung ist irreversibel prägend, d.h., würde Lorenz anstatt seiner „Mutterfunktion“ wieder die eigene Gänsemutter der Küken ins Spiel bringen, würde sie nicht von diesen als solche akzeptiert werden.


Und wie Waldemar es zuletzt hier anführte, gibt es hier keinen Unterschied zwischen Mensch und Tier, somit auch bezüglich der Bindung zwischen Tieren wie auch der Menschen, wie Lorenz es zeigte.


Hast Du jemals in einer Bibel oder wissenschaftliche Schriften zur sog. Jesus-Forschung gelesen? Wenn nicht, wie willst Du als Atheist eine Aussage über einen Jesus machen, bzw. über dessen Leben und Wirken?

Ich habe in der Bibel und in den Platonischen Dialogen geschmökert und kam so zu dem Schluss: Jesus predigte und Sokrates argumentierte. Momentan lese ich gerade „Das Tagebuch der Menschheit“, in dem die Autoren die Bibel anthropologisch kommentieren und nicht nur kritisieren, sondern auch anerkennen als hilfreich zur Bemeisterung von Krisenzeiten unserer Vorfahren.     

Also ist sie  eben auch ein Buch des Lebens mit all seinen Facetten.



Pornofilme ästhetisch? Einige sind es durchaus und als solche sehenswert (wer’s mag), doch das meiste derartige Zeug ist abartiger Schrott!

Nicht nur die meisten Pornofilme sind wohl Schrott, sondern die meisten Filme überhaupt. Umso wichtiger ist die unzensierte Medienerziehung in der Schule.


Dem kann ich nur zustimmen. Was jedoch die Behandlung von  Medien im Schulunterricht anbelangt, sollte diese auf die entsprechende Reife der Schulkinder abgestimmt und daher definitiv nicht gänzlich unzensiert sein. Verantwortungsvolle Zensur hat nichts mit Vorenthaltung von pornografischen Darstellungen zu tun, die in ihrer Art noch nicht von Kindern emotional zu verarbeiten sind.

Du kennst offensichtlich nicht den Hintergrund, die Bedeutung dieses Symbols, deren Bewandtnis in keinem Fall mit irgendeiner Voreingenommenheit in Verbindung gebracht werden kann. Dieses Symbol steht für eine harmonisch ineinandergreifende, also wechselseitige Beziehung zwischen zwei Gegensätzen, wie eben dem weiblichen und männlichen Prinzip. Deine fadenscheinig hier demonstrierte Präferenz für das erstere (Wunsch nach Matriarchat etc.) würde zu nichts anderem als wiederum Einseitigkeit im Geschlechterverhältnis führen. Yin und Yang als eben das Symbol für eine im ganzheitlichen Gleichgewicht befindliche Beziehung zwischen Gegensätzen, wie sie nicht nur in persönlichen Beziehungen, sondern sich in allen Lebensbereichen zeigen.

Yin und Yang bilden ein Ganzes, was symbolisch durch deren gemeinsamen Einschluss in einen Kreis dargestellt ist. Fehlt eines dieser Elemente, entsteht ein Ungleichgewicht, was dem Prinzip allen Lebens entgegensteht, denn dieses bedeutet, dass jegliches Leben von Gegensätzen abhängt. Plus - Minus. Simples - hier schon mehrfach angeführtes - Beispiel: Eine elektrische Batterie oder ein Akku liefert keine Energie ohne Spannung zwischen seinen gegensätzlichen Polen Plus und Minus.
Ein Leben ohne Yang (also das männliche Prinzip) wie Du es hier gefordert hast, ist zum Tode verurteilt. Mathematisch gesehen, eine tödliche Symmmetrieverletzung.

Hast Du Dich etwa der Magie ergeben?

Mit Sicherheit nicht.

Gerade die Symmetriebrüche sind es, die die Evolution der Natur wie des Lebens voranbringen.

Darüber haben wir hier ausführlich geschrieben und natürlich trifft das auf Deinen Einwand hier zu. Womöglich hätte eher von Symmetrieverletzung sprechen sollen, um aufzuzeigen, dass am Beispiel von Yin und Yang als zwei gegensätzliche Elemente einer Ganzheit, das Fehlen, bzw. Entfernen eines dieser Elemente unweigerlich zum Zusammenbruch einer Ganzheit führt. Nimmst Du das männliche Prinzip aus dieser Einheit  und belässt nur das weibliche, verlierst Du die Ganzheit. Das ist Dir natürlich bewusst und somit kann es nur Provokation sein, die Menschheit sich nur noch aus dem Weiblichen konstituiert zu wünschen.Auf dass die Welt damit ein besserer Ort sei. 
Andernfalls kennst Du die Frauen nicht! Sie können alles sein: von der Hexe bis zur angebeteten Heiligen.

Denk nur mal an die Materie/Antimaterie-Asymmetrie oder die Chiralitäts-Auszeichnung von Biomolekülen. Die natürlichen Bedingungen, die die Zweigeschlechtlichkeit beim Menschen hervorbrachten, sind doch längst durch technische ersetzt worden, die auch Eingeschlechtlichkeit möglich machten.

Die technischen sind artifizielle Konstrukte, die in der reinen Natur kein Überleben haben. Doch wie gesagt, ist Biotechnik nicht mein Fachgebiet, was nicht heissen muss, kein Gespür für die Gefahr abnormaler Vorhaben in diesbezüglicher Forschung zu haben. Vielleicht wäre es hilfreich, auch hier die Meinung unseres Fachmanns in philweb zu hören, sofern Thomas grade mitlesen sollte.


Biologisch verkümmert das Y-Chromosom womöglich einmal ganz von selbst bis zu seiner Funktionslosigkeit. Und gesellschaftlich ist die männliche Kraftmeierei durch Technik schon lange überflüssig geworden.

dito - kaum zu glauben, dass solche Einschätzung von Dir kommen kann. Hast Du nicht Bio-Ingnieurwesen studiert und dabei genau diese unumgängliche Verbindung von Mensch und Technik, als notwendige „Organverlängerung“ erkannt, ohne die wir noch in Höhlen hausen würden. Aber ja, das ist ja das Ziel einiger verklärter Grünlinge, wohlan!

Technik hat die männliche Kraftmeierei überflüssig gemacht. Du hast meine vorige Formulierung offenbar anders verstanden.

Offenbar, womöglich mit unbewusster Absicht.

 Hat Technik das wirklich vollbracht? Wie steht es diesbezüglich um die Kraftmeierei eines Despoten, der aktuell die Welt in ein nuklear verseuchtes Armageddon mittels militärischer Technik zu verwandeln droht?

Vielleicht noch ein Gedanke zum Konstruktivismus. Grundsätzlich ein Konstrukt, das einem altruistischen Ansatz  gesellschaftlicher Verhaltensform entgegen steht. Nahezu in solipsistischer Manier gestalten Menschen dieser Neigung ihr Leben vornehmlich nach eigenen Vorstellungen in Art einer Selbstbildung und stehen ihrem sozialen Umfeld mit ausgeprägt autarkem Verhalten gegenüber, das auf einer selbst kreierten Wirklichkeit aufsetzt. Hat dieses Verhalten Methode, könnte man dann von einem  methodischen Konstruktivismus sprechen? Womöglich ist diese Methode grundlegend für den aktuell vorherrschenden Neoliberalismus: „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt“. Das Credo der Beliebigkeit, soweit sie mir dient. Was andere denken, interessiert nicht.

KJ