Am 17.07.2022 um 21:12 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:


Schon "description of the world" kann ich nicht annehmen, das habe ich schon vorhin geschrieben. Einen Teil verstehe ich, aber es genügt nicht, mitzureden, ich bedauere das. Ich bin vermutlich sogar außerhalb des hermeneutischen Zirkels. Ich kannte einen alten Mann, der immer wieder sagte: Das ist mir alles zu viel. Er ist tot, ich lebe gerade noch. 


Hi JH, 

wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, dann plapperte ich vielfach einfach nach, was meine Eltern und Lehrer und Freunde und und und sagten. Wohl jeder Mensch übernimmt zunächst einfach die Beschreibung der Welt, in die er hineinwächst. Mir dämmerte schnell und dann zunehmend, dass viel Unsinn geredet wurde oder Menschen um des Redens willen miteinander redeten. Und so wurden mir die Begründungen wichtig. Kinder fragen ja ständig nach dem WARUM, aber stimmen die Antworten zumeist?  


Dann kenne ich eine junge Frau, die immer sagt: Warum ist alles so kompliziert gemacht und sagt: Ich verstehe nur Bahnhof. Heute abend berichtete sie mir, dass der Zug so schnell die Türen wieder zu machte, dass sie auf den nächsten eine Stunde später warten musste. War es der Mangel an Informationskästen?


Bei der manchmal zu schnellen Zugabefertigung musste ich an „Die Ferien des Monsieur Hulot“ denken. Den Film solltest Du Dir einmal mit der jungen Frau anschauen. Denn auch Monsieur Hulot „versteht nur Bahnhof“, d.h. die quäkend-unverständlichen Lautsprecheransagen nicht, so dass er mehrfach auf dem Bahnsteig ankommt, an dem der Zug nicht abfährt. Ebenso leidet er als bedächtiger Mensch an der Hektik. 

Dazu gibt es ja das humorvolle Lied von Heinz Erhard: „Rennen und Rasen“, das endet: „Nicht so hastig, nein —  nur nicht so hastig, / Denn daß man Zeit spart, das ist ein Selbstbetrug. /  Sachte, sachte, nur immer schön sachte, /  das bißchen Leben, das vergeht noch schnell genug.“ In dem Film „Der letzte Fußgänger“ ist der bejahrte Gottlieb mit der jungen Kiki unterwegs und bekennt: „Nicht immer war ich schon so alt — das machten erst die Jahre. / Die Stirne wuchs mit dem Verstand / im Laufe meiner Haare.“ 

IT