Am 22.05.2025 um 17:21 schrieb Claus Zimmermann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
in beiden Fällen handelt es sich um Satzwahrheit, egal ob es sich um einen Erfahrungs- oder einen formalen Satz handelt. Ein Satz ist wahr, wenn er bewiesen wurde. Das kann durch Erfahrung oder Ableitung erfolgen.ok, so kann man sich ausdrücken, wenn man nicht vergisst, dass man dann sehr verschiedenes unter einem Begriff zusammenfasst. (Die beiden "Stämme des Wissens", wie Kant sagte, wenn ich nich richtig erinnere)
Der Ausdruck „Regen“ ist ein invarianter Abstraktor, der bezüglich äquivalenter Situationen, in denen es regnet, abstrahiert wird. Dir sche „Erfahrung“ ein Zauberwort zu sein. Dagegen steht die These von der Theoriebeladenheit der Erfahrung — oder wie Goethe sich ausdrückte: „Das Höchste wäre, zu begreifen, daß alles Faktische schon Theorie ist.“ Aus den „Grundlagen einer pragmatistischen Wissenschaftsphilosophie“ hat Tina Massing „Die Logik der Erfahrung“ herauszuarbeiten versucht:Vielleicht stehe ich da auf dem Schlauch. Sagte Uli Gneiting nicht sowas wie "schon die einfachste Erfahrung metapysiziert"? Vielleicht dachte er dabei an Hegels "sinnliche Gewissheit" als erster Erfahrung eines Neugeborenen, bei der von selbst, wenn man "darüber reflektiert", Subjekt und Objekt "herausfallen". Meiner Meinung nach setzt das aber die Körpererfahrung voraus als, wie mir scheint, unverzichtbare Voraussetzung, einen Unterschied zwischen sich und der Welt zu machen. Die dann später gebildeten Personalpronomina sind nicht metaphysisch, sondern diesseitig.
Da Erfahrung nicht nur theorie-, sondern auch subjektbeladen ist, halte ich für empirisch ja nur die Quantitäten. Je nach Wasserdichte und Zeitmaß reicht die Spanne von Nebel über Nieselregen, Dauerregen, Regenschauer und Starkregen bis zum Extremregen oder Wolkenbruch.Die Qualitäten bzw. der Sinn dafür wie der Farbsinn sind angeboren oder vielleicht auch im Lauf der Entwicklung zugeflogen und können nicht gelehrt, sondern nur ausgebildet werden, oder? Sie sind das Erfahrungsmaterial mit wechselnder (quantitativer) Intensität und Anordnung.
Aber kann nicht auch der Pilot so unterrichtet worden sein?Ohne Befolgung technischer Regeln, ist keine „Wolkenimpfung“ sinnvoll. Und die technischen Regeln folgen sowohl Erfahrungen als auch formalen Regeln.Man stellt sich aber nicht vor die Wolken wie der Lehrer vor die Klasse.
Ich meine mit Satzwahrheit Satzbeweisbarkeit. In der Mathematik sind Beweise nur formal, in den Realwissenschaften zudem experimentell zu führen.Da scheinen sich unsere Ansichten weniger zu unterscheiden als die Ausdrucksweise.
Was Formalisten mit dem Aktualunendlichen meinen, geht implizit aus dem Formalismus hervor. Konstruktivsten begnügen sich mit dem potentiell
Unendlichen, das ohne Axiome konstruierbar ist.Dann könnte ich mir vorstellen, dass dieser Formalismus mitsamt dadurch definiertem oder axiomatisch vorausgesetztem Aktualunendlichen nicht dem der Umgangssprache entspricht, so wie der von Gödel bewiesene Gott, wie hier gesagt wurde, auch nicht der der Religionen ist.