Liebe Mitlesende und Mitstreitende im Thema Zeit, Zeitenlauf 

ich arbeite weiter an der Lösung eines Problems: Wenn man statt zeitloser Zustände die Veränderung (von unterstellter momenthaft festzuhaltender Nicht-Veränderung, also von Zuständen) als kleinstes zu beschreibendes Element nimmt, wie kann man dieses Bild von Dynamik alias Prozessen als kleinsten Einheiten mit dem Bild eines über dieses (unterscheidbare, distinktive) Vorgehen mitgeschaffenen und ausgewiesenen „Innen“ zusammenbringen? 

Haben Prozesse ein „Innen“? Bewirkt und ist ihr Unterschiedensein eine sinngemäße Trennung von anderen Prozessen? Wie kann man ein Unterschiedensein denken, wenn es raumlos ist?

Gibt es stattdessen ein zeitliches Innesein?

Und wenn, besteht es aus „verdichteter" Zeit, aus resultierenden „Zeitklumpen“, aus einer unterscheidbaren „Dichte“ von zusammenhängendem, zusammenfließenden, sich zusammenschließendem Vorgehen?

Zeitverdichtungen?

Wenn ich an ein unstrukturiertes Netz denke, und mir dessen Punkte als Quellen von Vorgängen vorstelle, die aus diesen Punkten alias Quellen entspringen, dann würde eine Strukturierung daraus bestehen, dass solche Quellen koordiniert - aufeinander abgestimmt, sich aufeinander einstimmend Vorgänge produzieren. Das koordnierte Vorgehen würde dann einem „Ring“ entsprechen, der qua Koordination ein „Innen“ erzeigt. 

 

Ich weiß nicht, ob das hilft, aber ich meine mit „Innen“ etwas ähnlich unkörperlich-abstraktes oder unanschauliches, wie es in der Algebra die Abstufung von (mathematischer) Gruppe (eine Rechenoperation als Verknüpfung) über Ring / Körper (zwei Rechenoperationen als Verknüpfungen) zu Modul / Verktorraum ist. (Das kleinste Dynamik-Element in der durch den Physiker unserer Gruppe entwickelten algebraischen Formulierung unseres Modells ist eine mathematische Gruppe).

Wie auch immer, im Eigen-Sein ist ein ein Außen als „Anderes“ unterstellendes Anders-Sein „von Selbst“, und im Vollziehen des Eigen-Seins beinhaltet, und mit dem gleichzeitig gedachten Eigenen und Nicht-Eigenen ein Eigenfeld, das sich vom Nicht-Eigenfeld abhebt, und ihm gegenüber ein distinktes „Innen“ darstellt.

Ich habe hierzu das Bild einer Halbschale gewählt, die als Quelle aktiviert wird, qua Resonanz in Schwingungen  gerät und dadurch einen Prozess „auswirft“, der im Falle von Koordination und Gruppenbildung (oder Ringbildung etc.) mit anderen Prozessen ein gemeinsames „Innen“ bildet. 

 

Dieses „Innen“ ist funktional, ein Interaktions- und Koordinations-Innen, ein Innen als Abstimmungsergebnis, es löst sich auf, sobald die strukturierte Interaktion, z. B. im Sinn einer definierten Rechenoperation als Verknüpung endet. 

Dann bilden zwei oder mehr Prozesse kein Innen als Zusammenklang mehr.

Was das „Innen“ als „Inhalt“ angeht, so kann der „Inhalt“ als „Information“ mit entsprechender „Informationsdichte“ aufgefasst werden. Im Unterschied zum Shannonschen Informationsbegriff ist das Außen aber nicht Entropie, sondern andere Inhalte.

 

Wiki: Die Shannonsche Theorie verwendet den Begriff der Entropie, um den Informationsgehalt (auch Informationsdichte genannt) von Nachrichten zu charakterisieren. —> Shannon setzt das Außen auf 0, von dem sich alles, was nicht Null ist „von selbst“ abhebt.

In unserem Modell ist es dagegen ein graduelles Anders-Sein aus der Sicht eines jeweiligen Seins. Mit dem Eigen-Sein ist dessen Perspektive gesetzt, und dessen „Anschauen“ des Anderen. Dieses „Anschauen“ trifft dann nicht das „ganze“ Andere, sondern dessen für das Eigene „sichtbaren“ Anteile, dessen „Aspekte. Eigensein entwickelt sich aus dem Abgleich mit anderem Eigenen, es wird gegen dieses Andere gesetzt, und nicht gegen Nichts, 0, Entropie

Es sind Kosmen, die sich mit anderen Kosmen befassen, und nicht ein Kosmos, der dem Chaos gegenübersteht.


Der Vergleich erfolgt auf der Grundlage von „Wissen“, und zwar von im Augenblick verfügbar gemachtem „Wissen“, also für den Augenblick bereitgehaltenes „Wissen“. Die Bereithaltung geschieht als Speicherung, und dieser Speicher ist das Potenzial, die Quelle, aus der die vorgängige Aktualisierung entspringt.

Sie - die Speicherung - hat eine Halbschalenform, wodurch die der einwärts gekrümmten Struktur entspringende Aktionsstrahlen zu Verdichtungen konvergieren, anstatt sich unterschiedslos und ununterscheidbar blind zu verströmen.

Diese aus der zentrierenden Kon-zentration sich ergebende Verdichtung entspricht einem sinnhaften „Vektor“, ich habe ihn semantische Achse genannt.

Das Gespeicherte fungiert als Bayessche A-priori-Wahrscheinlichkeit alias Hypothese, und die Rechenoperation in neuronalen Netzen besteht im Anbringen einer Gewichtung in der betreffenden Interaktion von Netzteilnehmern. 

Diese A-priori-Hypothese „ist“ die Schale, aus der das Ergebnis der Rechenoperation entspringt. Sie „engt“ den Wahrscheinlichkeitsraum ein, gibt ihm Dichte und Gehalt, gibt ihm ein zu verwriklichendes Sein.

 

Mit anderen Worten, das Bild der Schale ist ein Modell des Seins als relative Identität. Relativ deshalb, weil es nicht aus purer Eigenkraft entsteht, sondern in der vergleichenden Abhebung von anderem Sein. Die Identität ist nicht die Relation, sondern ein eigenes Innen im Ableich mit einem im Außen des Innen liegenden anderen Innen. Sie ist Eigensein im Kontext weiteren, anderen Eigenseins. Sie ist nicht purer Kontext, sondern (Vorsicht, jetzt kommt Heidegger ins Spiel!) Eigensein als In-der-Welt-Sein.

Das Eigensein im Kontext des und in Zusammensein mit dem Anderen, in jeweils anderem Eigensein Befassten, diese dynamisch-interaktive Gleichzeitigkeit von „Innen“ und „Außen“ kann als das das pure Innensein überschreitende, oder das dieses hypothetisch zum Absoluten extrapolierte Identisch-Sein transzendierende „Umgreifende“ angesehen werden.

 

Dieses Konzept des „Umgreifenden“ findet sich bei Jaspers (https://jaspers-stiftung.ch/de/karl-jaspers/die-frage-nach-dem-sein-das-umgreifende  ), und in Whiteheads Philosophie als prehension ( siehe u.a.: https://www.openhorizons.org/prehensions.html oder https://www.pdcnet.org/collection/fshow?id=ipq_1979_0019_0003_0253_0263&pdfname=ipq_1979_0019_0003_0253_0263.pdf&file_type=pdf  ). Es ist keine pure Außensicht, sondern das Zugleich von Sicht des Innen und Außensicht, für Menschen nicht denkbar, und daher mit - das Konkrete, Einzelne übersteigenden Gedanken zu einem kategorialen Nicht-Kategorial-Sein, zu etwas Paradoxem, nicht Beschreibbarem belegt. 

 

So viel zu meinem zur Zukunft bewusst offenen Halbschalenmodell…..

 

Ich freue mich über Kritik und Anregungen.