Lieber Ingo, 

die Qualität der Abzählbarkeit eignet Kohärenzen dann, wenn sie klar abzugrenzende und in sich unveränderliche Instanzen sind. Dann haben sie die bleibende Eigenschaft, abzählbar, das heißt auf ebenfalls klar abzugrenzende Weise auf in sich unveränderliche Zeichen abgebildet werden zu können. Wo sowohl die Entzeitlichung als auch die klare Abgrenzung nicht möglich sind, wie etwa bei sequentiellen Kohärenzen in Form von vorherrschenden Stimmen als interaktionelle Stimmungen, fehlen beide Grundlagen der Abzählbarkeit, Kategorisierungen sind zwas behelfsweise möglich, suggerieren aber fälschlich, dass Stimmungen wie getrennt voneinander vorliegende Gegenstände gegeben seine. Erstens sind sie nicht streng und deutlich markiert getrennt, zweitens sind sie im permanenten Übergang und in permanenter Verschmelzung mit weiteren, als Stimmung kategorisierten Stimmungen begriffen.

Sie sind, kurz gesagt, keine Gegen-stände: sie stehen nicht, und sie stehen uns nicht als klar abgegrenztes Objekt gegenüber. Ihnen fehlt die Qualität der Abzählbarkeit, und auch im Analog, den Kategorien und Begriffen können sie nur vage umschrieben, aber nicht eindeutig und punktgenau abgebildet werden.

Viele Grüße und guten Start ins neue Jahr,

Thomas

Am 05.01.2025 um 10:01 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:



Am 04.01.2025 um 13:01 schrieb Dr. Dr. Thomas Fröhlich über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Die Leibphilosophie, die sich dagegen entwickelt hat krankt aber immer noch an einer mangelnden Auffassung von Natur als sich wechselseitig erscheinender, als aspekthafte Information aufnehmende und diese verarbeitende Interaktionsdynamik.

Die Aspekte des sich wechselseitig Erscheinen-Könnens, die allem Erscheinenden zueigen sind sind die, die für jedweden Raum und jedwedes Zeiten gelten, und die deshalb in Skalen messbar sind: es sind die Aspekte, auf die sich Naturwissenschaften beziehen.

Mathematik wiederum ist das am strengsten durchdeklinierte System definierter Wechselbezüglichkeit, und gilt daher für alle Wechselbezüglichkeit (im Sinn der wechselseitigen Abbildung aufeinander mit Mitteln der Algebra und Topologie), die zugleich allgemein und darin streng definiert ist. Sie ist nicht deskriptiv, erfasst aber allgemeine Aspekte, die für die  Beschreibung  zu nutzen sind.

Moin Thomas, 

in der von der Leibphilosophie vernachlässigten Interaktionsdynamik treffen wir uns, nicht aber in der auf Nützlichkeit reduzierten Mathematik; denn Quantität und Zahligkeit gehen Qualität und Sprachlichkeit voran. Bereits Neugeborene schreien lauter oder leiser, modulierter oder gleichförmiger, gestikulieren, grimassieren mehr oder weniger, bewegen sich spontan vielfältig, klammern und schmiegen sich an. Und damit beginnt ja schon die physisch-quantitative Interaktionsdynamik. Die Leiblichkeit ist primär quantitativ und erst daran anschließend narrativ und umgangssprachlich. Von den ersten Lust- und Schmerzensschreien über das vielfältige Fühlen und Empfinden bis hin zu den umgangssprachlichen Ausdrücken ist es ein weiter Weg.         

IT
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