Solange nicht gezeigt wird, dass sich Äpfel
ähnlich verhalten wie Lichtstrahlen im Doppelspaltexperiment mit
und ohne Wegebestimmung, scheint mir Quantenmechanik mit unserem
Leben nicht mehr zu tun zu haben als die Bühnentechnik mit dem
aufgeführten Stück. Abgesehen von der Verwendung technischer
Geräte, die mit Quanteneffekten funktionieren.
Man kann, vielleicht mit einem gewissen Talent zur
Selbstverleugnung, bestimmte Erfahrungen als gültig bewerten und
andere als illusionär. Gültig wäre, was im Labor reproduzierbar
gemessen wird, blosse Einbildung alles, was erlebt wird, wobei
das Ablesen der Messinstrumente allerdings auch diesen
Pferdefuss hat.
Es kommt mir irreführend vor, das Erleben als "autopoietisch
erzeugt"/konstruiert/selbst gemacht zu bezeichnen. Selbst
gemacht sind Zeichen, Kompositionen, Institutionen, alles
kulturelle. Aber nicht die, die sich das ausdenken. Meine
Erlebnisse denke ich mir auch nicht aus, sondern sie passieren
mir, z.B. im Rahmen bestimmter Wahrnehmungsfähigkeiten, die
nicht mit dem Sinnesapparat zu verwechseln sind. Der Körper kann
Zellen, Flüssigkeiten, Organe, also körperliches hervorbringen.
Aber würde es uns mit allem, was er produziert nicht so gehen
wie dem Chirurgen, der bei seinen vielen Operationen nie so
etwas wie eine Seele im Körper gefunden hat, vermutlich weil er
nichts dort gefundenes als Seele durchgehen lassen oder
vielleicht auch von Seele gar nicht mehr reden wollte.
Claus
Und was bedeutet Dein Resume nun für unser Leben, lieber
Waldemar? Wenn nichts so ist, wie es aussieht, weil es sich im
Moment der Betrachtung schon wieder verändert hat, dann trifft
das doch zunächst nur für die Mikro- aber nicht die Meso-,
bzw. Makroebene im Sinne einer von Menschen unmittelbar
bemerkbaren Veränderung zu.
„Der gütige Schleier der Natur“ bewahrt uns vor der Sicht
in die Teilchenwelt. Ähnlich lebenspraktisch, wie man
tunlichst nicht mit dem Mikroskop die Arbeitsplatte der
Küchenzeile ansehen sollte. Irgendwelche Bakterien, die sich
dort befunden haben, sind mit einem essiggetränkten Lappen
so schnell verschwunden, wie sie sich dort angesammelt
haben.
Es ist quasi ein optimierter Status quo für einen
gewissen Zeitraum hergestellt, der ein hinreichendes
Gleichgewicht zwischen lebensfeindlichem und -zuträglichen
Bedingungen bietet. Die sich in dieser Zeitspanne
vollziehende mikroskopische Veränderung ist lebenspraktisch
irrelevant.
KJ