Hallo Ingo & Liste,
Könnte man vielleicht sagen, dass die Einheitlichkeit der uns bekannten Welt darin bestehdt, das sie sich in Empfindungen/Wahrnehmungen und Tatsachen/Materie teilt, wenn wir diese Unterscheidung machen?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Deine Frage richtig verstanden habe, Claus.
Wenn man die Einheitlichkeit der Welt vom Kleinsten her oder - auf Mach bezogen - aus gleichartigen Elementen (geringer Variation) zusammengesetzt denkt und man im Sinne der Identitätstheorie mentale Prozesse wie Empfindungen/Wahrnehmungen auf das Physische, also Materie reduziert, dann muss man zur Unterscheidung der unzweifelhaft verschiedenen Zustände resp. Prozesse diese eindeutig klassifizierend benennen: Hier die Empfindung als mentales nichtmaterielles Strukturelement, dort die Materie als eben materielles Strukturelement. Beide zusammengeführt bilden eine ganzheitliche Struktur als eine unabweisbare Tatsache.
Aus materialistischer Sichtweise würde auch das mentale Strukturelement auf Materie/Energie gründen und insoweit wäre eine Unterscheidung zwischen den hier genannten Strukturelementen sinnlos. Man wirft quasi alles in einen Topf aus dem man jedoch (zumindest im Alltagsdenken und -sprachgebrauch) die Einzelheiten von Empfindung und materieller Gegebenheit wieder herausnehmen uns sprachlich differenzieren muss. Ärger, Unmut, Angst sind Empfindungen wie eben auch Liebe, Glücklichsein, Freude, die sprachlich eindeutig von jeglichem Ausdruck mit materiellem Bezug getrennt ist. Für mich sind es wirklich nur abstrakte, lebensfremde Hirnkonstrukte, wenn krampfhaft versucht wird, Geistiges -also eben klar Immaterielles - auf Materie zu reduzieren. Materie in unserer Lebenswelt ist zumeist in vielfältigste Formen gebrachte Energie. Die Idee zu Form(en) ist Information.
Ein m.E. durchaus interessanter Aspekt liesse sich aus Deiner Frage ableiten, wenn man Einheitlichkeit (der Welt) als Potentialität im Sinne einer alles umgreifenden „Welle“ (Pilotwave-Theorie) versteht, die als objektiver Träger nicht-lokalisierter Informationsbits (Nichtlokalität der QM nach Bell) in eine immaterielle Objekt-Subjekt-Beziehung (Interaktion als mentales Phänomen) treten kann.
Jede subjektive Erfahrung eines Menschen platziert Informationsbits in diesen objektiven Informationsspeicher, ebenso speist sich daraus der subjektive Informationsspeicher (Gehirn(ZNS) als mögliche Erweiterung subjektiver Erfahrung, die als motivierende Ideenquelle Ursache für lebenspraktisches Handeln in der materiellen Welt wirkt. Damit entwickelt sich die physische Welt aus Ideen resp. Information stetig fort.
Idee =Geist = Information = Empfindung. Diese immateriellen Strukturelemente als mentale Phänomene gesehen sind identisch, nicht aber Geist und Materie.
In der Philosophie war die Vorstellung verbreitet, dass wir nur das eigene Erleben kennen und daraus auf eine äussere Welt schliessen. Müsste man da nicht fragen, wie man zu einem Begriff des nur Subjektiven kommt, wenn nicht durch Unterscheidung zwischen bloss eingebildeten und realistischen Erfahrungen? Der Stoff, aus dem beides gemacht ist, ist die Erfahrung.
In der Physik oder Physiologie möchte man das Leben auf die Materie reduzieren und verwechselt m.E. eine "was ist..."-Erklärung mit einer kausalen oder chronologischen. Müsste man sich nicht analog fragen lassen, wie man zu einem Begriff des bloss Objektiven kommt?
ClausAm 4. Juni 2022 12:19:46 MESZ schrieb Ingo Tessmann <tessmann@tu-harburg.de>:Am 20.05.2022 um 02:22 schrieb K. Janssen <janssen.kja@online.de>:„Die Information also bildet die eigentlich strukturbildenden Elemente aus: In-Form-bringen. „It‘s from bit“, das ist J. Wheelers bleibendes Vermächtnis.
Mein Unbehagen bezieht sich demnach vornehmlich nicht auf die Person E. Mach sowie großen Teilen seines Werks, sondern auf gewisse Aussagen und Festlegungen, die sich darüber hinaus im Nachgang - auch durch unzulängliche bzw. ideologisch bedingte Auslegungen seiner Thesen - entwickelt haben.“Hi Karl,womöglich ließen sich Wheelers Informationismus und Machs Elementenlehre zusammendenken. Aber dazu müssten wir auf die Quellen zurückkommen. Wheeler begann ja nach seiner Mitarbeit an der Entwicklung der Wasserstoffbombe mit der Geometrodynamik (1970: GRAVITATION), wandte sich dann dem quantenmechanischen Messprozess zu (1983: "Quantum Theory and Measurement") und gelangte daran anknüpfend in die Informationstheorie (1989: "Information, Physics, Quantum: The Search for Links“):Ähnlich wie später Wheeler hatte sich bereits ein Jahrhundert zuvor Mach von der Hard- in die Softscience begeben und sich nach seiner historisch-kritischen Darstellung der Mechanik von 1883 in „Die Analyse der Empfindungen“ 1900 dem „Verhältniss des Physischen zum Psychischen“ zugewandt. Aber was sind seine Elemente eigentlich außer der Bestimmung, Komplexe bilden zu können?Für Mach ist die Welt letztlich ein Komplex von Elementen: „Somit setzen sich die Wahrnehmungen so wie die Vorstellungen, der Wille, die Gefühle, kurz die ganze innere und äussere Welt, aus einer geringen ZahI von gleichartigen Elementen in bald flüchtigerer bald festerer Verbindung zusammen.“ Mir sagt der Monismus grundsätzlich zu. „Aus den Empfindungen baut sich das Subject auf, welches dann allerdings wieder auf die Empfindungen reagirt.“ Dabei betone man nicht „die Einheit des Bewusstseins. Da der scheinbare Gegensatz der wirklichen und der empfundenen Welt nur in der Betrachtungsweise liegt, eine eigentliche Kluft aber nicht existirt, so ist ein mannigfaltiger zusammenhängender Inhalt des Bewusstseins um nichts schwerer zu verstehen, als der mannigfaltige Zusammenhang in der Welt.“Mach spitzt seine Analyse am Ende auf implizite Elementengleichungen zu: „Die Specialuntersuchung der sinnlichen physisch-psychischen Sphäre, welche durch diese allgemeine Orientirung nicht überflüssig wird, hat die Aufgabe, den eigenartigen Zusammenhang der Elemente A B C ... zu ermitteln. Dies kann symbolisch so ausgedrückt werden, dass man der Specialforschung das Ziel setzt, Gleichungen von der Form F(A,B,C...) = 0 zu finden.“ Das Subjekt mit seinem Bewusstsein bleibt ein Implex, den Wheeler dann quantentheoretisch im Anschluss an seine Messanordnung der verzögerten Entscheidung und kosmologisch als ein selbsterregtes Netzwerk behandelt, das für das Universum steht.Zwei weitere Elementenlehren wären die nach Annila und Davidson. Für Annila sind aus den Atomen und der Leere die Quanten und das Vakuum hervorgegangen, denn alles sind Lichtquanten, gemäß "Statistical Physics of Evolving Systems" die fundamentalen Elemente der Natur, die als Wirkungen aus Energiedifferenzen zugleich Energie und Zeit verbreiten. Und für Davidson geht es "From Planck area to graph theory“, indem er "Topologically distinct black hole microstates" untersucht.IT