Moin zusammen,
hinsichtlich des Erkenntnismittels Mathematik hatte ich kürzlich auf Dirac verwiesen und im Anschluss daran einmal wieder geschmökert in: "Dirac: A Scientific Biography“ by Helge Kragh. Danach wunderte sich Dirac darüber, dass Oppenheimer extra italienisch gelernt hatte, nur um Dantes „Göttliche Komödie“ im Original lesen zu können. Und so "Dirac once said to Oppenheimer: ‚How can you do physics and poetry at the same time? The aim of science is to make difficult things understandable in a simpler way; the aim of poetry is to state simple things in an incomprehensible way. The two are incompatible.‘“
In seinem Roman „Dirac“ variiert Dath diese Haltung Dirac’s mit den Worten: „In der Physik versuchen wir, etwas, was vorher niemand gewußt hat, mit Zeichen zu sagen, die jeder versteht. In der Dichtung ist es genau umgekehrt.“ Claus gegenüber hatte ich das ähnlich gesehen; gleichwohl gibt es eine Schriftenreihe „Literatur- und Naturwissenschaften“, in der es gerade darum geht, das Inkompatible durch „Interformation“ kompatibel zu machen:
Die Überlappung von Literatur und Naturwissenschaft sehe ich in der offensichtlichen Verbindung von Innen- und Außenwelt bzw. Umgangssprache und Mathematik. Aber wie ließe sich die Beziehung zwischen natürlicher- und künstlicher Sprache genauer denken? Zunächst einmal haben wir Buchstaben, Wörter, Sätze, Geschichten, Romane einerseits und Ziffern, Zahlen, Sätze, Beweise, Theorien andererseits. Einen Übergang zwischen beiden Bereichen bildet zumindest die formale Logik. Vielleicht noch mehr?
Wesentlich in der Entwicklung zum Menschen waren der aufrechte Gang und die Sprachfähigkeit, so dass Handwerk und Mundwerk Werkzeugbau und Zusammenarbeit ermöglichten. Der Handlungsbezug im Zusammenleben der Menschen ist bis heute wesentlich geblieben und basiert Sinn und Bedeutung der Zeichen in der Umgangs- und Kunstsprache. So wie in der Umgangssprache vom Erleben ausgegangen wird, wird die Mathematik in der Physik auf die Natur bezogen.
Schriftsteller, die sich auch für Mathematik interessierten, waren Hermann Broch und Robert Musil. Beide studierten zunächst Ingenieurwissenschaften, wandten sich dann dem Studium der Mathematik und Philosophie zu, um sich endlich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Die „Schlafwandler" und „Der Mann ohne Eigenschaften“ können als Jahrhundertwerke angesehen werden, die bis heute nachwirken. Als kleinere Arbeiten wären „Die unbekannte Größe“ und die „Verwirrungen des Zöglings Törless“ zu nennen.
Der Themenkomplex Literatur und Naturwissenschaft ist sehr umfangreich, gleichwohl bietet er sich zur philosophischen Reflexion an. Aber interessiert das hier in der Runde überhaupt?
IT