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Am 03.07.2024 um 18:06 schrieb ingo_mack über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:



Hallo Karl, werte Streiter,

Zitat:

Man (sic! Joseph) muss wahrhaftig kein Christ sein, um für Mitmenschen Sorge und Verantwortung zu übernehmen. Christen, sofern sie es nicht nur „auf dem Papier“ sind, stehen jedoch insbes. für dieses Engagement und daher ist es zumindest unredlich, sie in kollektiver Einvernahme mit dem durchaus - unter dem Deckmantel des Christentums - erfolgten und weiterhin stattfindenden Missbrauch und Verbrechen in Verbindung zu bringen.
Und anschließend vielleicht noch ein Gedanke, der zwischen institutionellem und praktisch gelebten Christentum unterscheiden lässt: Pompöser Aufzug christlicher Religion, also insbes. der römischen Konfessionellen steht im krassen Widerspruch zum Anspruch (sic!) der zentralen Botschaft dieses Christus. Ein amerikanischer Theologe und Philosoph rückte mir dieses Missverhältnis zurecht: „Ad maiorem Dei gloriam“.
KJ

Zitat Ende


vor 1.470 Jahren wurden die Christen noch mit anderen Geschichten überzeugt,

Dein Zitat

Ad maiorem Dei gloriam

zur größeren Ehre Gottes“

Gregor der Grosse (540-604)  Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum  

Vier Bücher Dialoge (BKV) 


Die ursprüngliche Herkunft dieses „Ad maiorem Dei gloriam“ war mir nicht bekannt, als ich diesen Leitspruch zum ersten Mal vom benannten amerikanischen Theologen (dessen Namen ich augenblicklich nicht erinnere) hörte.

 Vielleicht eine kleine Geschichte in diesem Kontext: Als ich mit meiner Frau - sie ist Protestantin - zum für sie ersten Mal in eine bayerische katholische Kirche ging, entkam ihr angesichts der Deckengemälde und sonstigen Heiligen-Figuren, samt einer in blaue Seide gehüllten Marienstatue spontan ein „Das ist ja eklig!“ 

Da war ich beleidigt und doch irgndwie beschämt. Als ich dann mit ihr in einer nüchternen evangelischen Kirche stand, dachte ich mir: Wie armselig nüchtern doch dieses einzige große Holzkreuz vor kalkweisser Wand! 

So war mir dieses „Ad maiorem Dei gloriam“ eine gewisse Rechtfertigung für den Überschwang mit Blattgold verzierter bildlicher Darstellungen in meiner Kirche, die nicht für den Pfarrer, nicht für die Kirchenbesucher, nicht für den Kirchenmaler oder -Stukkateur, sondern eben zur Ehre Gottes solchermaßen geschaffen wurden.

Meine Frau kann dem bis heute nichts abgewinnen und ich reduziere mein ästhetisches Empfinden in einer evangelischen Kirche, sofern diese eher Gebetsraum als ein herkömmliches Gotteshaus ist, auf ein Minimum. Dieses, obwohl Minimalismus i.Ggs. zu meiner Frau, nicht meine Sache ist.
Das ist nun eher für Insider der „Szene“, also Kirchgänger geschrieben, sofern es diese überhaupt in diesem Forum gibt. 

Mir jedenfalls ist dieses „Ad maiorem Dei gloriam“ ein immer hilfreiches Motto, wenn ich ein im Überschwang ausgefertigtes kirchliches  Bau- oder Kunstwerk betrachte.

KJ

PS: Wie sonderbar, welche Massen an Besuchern Kirchen und Kathedralen heimsuchen, wo doch massenweise Menschen der Religion und Kirche den Rücken zukehren. 

ttps://bkv.unifr.ch/de/works/cpl-1713/versions/vier-bucher-dialoge-bkv/scans/b0007.jpg

https://bkv.unifr.ch/de/works/cpl-1713/versions/vier-bucher-dialoge-bkv/scans/b0008.jpg

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geht auf den Großen Georg zurück, die 4 Zitatlinks zeigen Kapitel 2 im ersten Buch.

Damals war die „Welt“ noch wesentlich einfacher strukturiert wie heutzutage, die Zeit der Hexenhämmer noch lange nicht vorstellbar und Gott hatte einen langen weißen Bart.

Ich weiß nicht, wie solche Zitate in unsere heutige Gesprächslandschaft passen, bei all den Kirchenaustritten und sonstigen Kausalitäten, die „der Kirche“ heute zu schaffen machen.

In den oben angegebenen Links wird dieses „Chrisliche Verständnis“ von Gott und der Welt

mit reichlich heftigen Fallbeispielen hinterfragt, „Fakten“ die heute vermutlich keiner mehr „einfach so“ glauben würde.

Hat sich das „Christentum“ nicht doch spalten lassen, zwischen Anspruch und Wirklichkeit

verloren? Die unzähligen vorteilhaften Moral-Gebote werden konterkariert durch un-christliche

Verhaltensweisen von Kirchenoberen, die im Grunde kaum noch mit dem „kleinen Mann auf der Strasse“ in direktem Kontakt stehen.

Dass Waldemar hier gnadenlos „überzieht“ wundert mich nicht, nachdem ich zum ersten mal von den Hexenverfolgungen gehört und gelesen habe (vor 55 ? Jahren) war ich auch „bedient“ und sah „Kirche“ mit sehr kritischen Augen. Eine kanonisierte Debattenkultur hat sich überlebt. Das steht für mich ausser Frage, aber ich habe eben auch keine wirklich sinnvollen Alternativen anzubieten.

Manchmal endet echter Streit eben doch in einem für beide Seiten erträglichen Konsens, auch wenn vorher die Fetzen gefliogen sein sollten. Wie ein Gewitter die Luft reinigen kann.

So oder so ähnlich,

mit freundlichem Gruß

ingo mack


Am 03.07.24 um 15:09 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
(..)
Man (sic! Joseph) muss wahrhaftig kein Christ sein, um für Mitmenschen Sorge und Verantwortung zu übernehmen. Christen, sofern sie es nicht nur „auf dem Papier“ sind, stehen jedoch insbes. für dieses Engagement und daher ist es zumindest unredlich, sie in kollektiver Einvernahme mit dem durchaus - unter dem Deckmantel des Christentums - erfolgten und weiterhin stattfindenden Missbrauch und Verbrechen in Verbindung zu bringen.

Und anschließend vielleicht noch ein Gedanke, der zwischen institutionellem und praktisch gelebten Christentum unterscheiden lässt: Pompöser Aufzug christlicher Religion, also insbes. der römischen Konfessionellen steht im krassen Widerspruch zum Anspruch (sic!) der zentralen Botschaft dieses Christus. Ein amerikanischer Theologe und Philosoph rückte mir dieses Missverhältnis zurecht: „Ad maiorem Dei gloriam“.

KJ


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