Dein jüngster Hinweis, Ingo, auf meinen Bezug zu Karen Barad (erstmals 2015) zeigt auf meine zwiespältige Einstellung zu ihr. Wie ich schon zuletzt erwähnte, habe ich mich nun wiederum mit ihrem Hauptwerk „meeting the universe halfway“ beschäftigt und zudem aktuelle Publikationen (Interviews etc.) durchgesehen. Es bleibt bei meinem Zwiespalt: Einerseits großes Einvernehmen mit ihren Aussagen zu Verschränkung, dessen Prinzip sie auf die naturwissenschaftliche Praxis projiziert und damit die Verschränkung von Ontologie und Epistemologie (eben auch als interdisziplinäres Forschen der bislang getrennten Wissenschaftszweige) fordert. So liegt es nahe, dass sie mit ihrem „Agential Realism“ eine Gegenposition zu rein konstruktivistischen wie relativistischen Modellen einnehmen will, die sie grundsätzlich ablehnt (wie ich zutiefst ebenso); Vielmehr lebenspraktischen (brückenschlagenden) Bezug haben für mich ihre Darlegungen der ontologischen und erkenntnistheoretischen Implikationen von Niels Bohrs Quantenexperimenten.
Irritierend wirken auf mich ihre für meine Begriffe bisweilen radikalen Hinwendungen zu einem Feminismus (in Anlehnung an Donna Haraways „Queerness“), mitsamt einem (offensichtlich bewusst gewählten) äußeren Erscheinungsbild, die meinem idealistischem Frauenbild entgegenstehen.
Es wäre töricht, auch nur ein einziges Argument dem allzu sehr berechtigten Anliegen resp. Anspruch, die bislang vorherrschenden patriarchalischen Paradigmen zu überwinden, entgegen zu stellen; dennoch erscheinen mir manche Methoden und Ausdrucksformen des radikalen Feminismus nicht weniger abstoßend, als es die weltweit immer noch vorherrschenden patriarchalen Strukturen sind.
„Wovor haben iranische Mullahs Angst?“ war eine in der faz gestellte Frage, mit der hoffnungsvollen Antwort: „vor wütenden Mädchen“. Damit ist einiges zu diesem Thema gesagt und wer wollte diesen „wütenden Mädchen“ nicht den (durchschlagenden) Erfolg ihrer höchst mutigen Aktionen wünschen; ein Anfang ist gemacht.
Mit Barad kann man nur hoffen, dass vor allem auch die technisch-wissenschaftlichen Innovationen genutzt werden, um einen Paradigmenwechsel im genannten Sinne herbeizuführen.
Bester Gruß! - Karl
Zeitenwende. Mit diesem Wort wurde als Antwort auf den Ukraine-Überfall
sogleich und tatsächlich ein epochaler Wechsel in der geopolitischen
Beziehung zu einem Regime proklamiert, dem man sich über die letzten
Jahrzehnte vertrauensvoll, aber doch (wie es nun offenkundig wurde) naiv
angenähert hatte. Nahezu ungläubig, aber auch mit gewisser Zustimmung
folgte man den wohlgesetzten Worten, mit denen eine für dieses Land
nicht mehr vorstellbare militärische Aufrüstung zu dessen Schutz
angekündigt wurden.
Beide eingetretene Situationen, Putins Aggression und Drohung mit
Atomwaffen wie auch die verkündete Zeitenwende erschienen mir wie ein
Albtraum, aus dem man möglichst schnell erwachen will. Doch er endet
nicht und nach Wochen dieses Horrors wird spätestens klar, dass Putins
Traum von einem Großrussland, den er sich mit Hitlers Blitzkrieg-Methode
erfüllen wollte, ebenso nicht enden will und niemals seinem Wunsch gemäß
enden kann.
Ein anderer Traum jedoch wird für ihn ergötzlich enden, nämlich der
Eintrag in die Geschichtsbücher mit einem Platz neben genau jenem,
dessen Geist er zu bekämpfen vorgibt. Brüder im Geiste, posthum -
versteht sich, hingegen lebende Brüder in seiner Nachbarschaft
abgeschlachtet werden.
Das ist meine Sicht auf diese Dinge und ich liege insoweit falsch, als
ich (dem gescholtenen Westen zugehörig) aus Sicht des großen Führers der
stolzen russischen Nation nicht in der Lage sein soll, dessen Anliegen
zu verstehen.
So bleibt mir nur im Einklang mit Ingos zuletzt beschriebener
Gefühlslage, diese erdrückend-lähmende Stimmungslage zu überwinden, die
es mir unmöglich machte, dieses unglaublich schreckliche Geschehen
gedanklich zu verarbeiten, geschweige denn darüber zu schreiben.
Letzteres erübrigt sich ohnehin, denn es wird ja alles dazu Erdenkliche
bereits geschrieben, jede Spekulation, jede Gewalttat publiziert;
unglücklich nur, dass es jenen, die darüber informiert sein sollten,
gewaltsam vorenthalten wird.
Doch auch hier gilt (wie für das China-Virus). „die Sonne bringt es an
den Tag“.
Waldemars Furor gegen Ideologien kommt mir in den Sinn. Das Ideal, als
Urbild aller Ideologien, hat wieder seine große Zeit. Und es war die
Zeit, über die ich eigentlich hier schreiben wollte. Doch es fanden sich
(wie gesagt) weder Gedanken, noch Worte, so bleibt nur die Musik - sie
heilt wie die Zeit alle Wunden. So hörte auch ich (in Anlehnung an Ingos
erwähnten traurigen Song "Morning Dew“ von Bonnie Dobson) immer wieder
„Brothers in Arms“; Mark Knopflers Lied, das mir in Joan Baez‘
Interpretation zutiefst nahe kommt und ich dabei nicht verstehen kann,
warum dieses Bekenntnis „We're fools to make war - On our brothers in
arms“ sich immer noch nicht in die Herzen der Menschen eingebrannt hat.
Tröstlich dabei mag sein: Kein menschliches Tun und Erleben hat Bestand.
Vorübergehend sind Unglück wie auch das Glück, letzteres als ein Moment
des Kairos, den es beizeiten zu erfassen und zu schätzen gilt, verweilt
er doch jeweils ungleich kürzer wie jener der Trauer.
Nichts ist für die Ewigkeit, dennoch bleibt die Ungewissheit bezüglich
der Frage von Ewiger Wiederkehr: Geboren werden und sterben, abbrechen
und aufbauen, weinen und lachen, verlieren und finden, schweigen und
reden, lieben und hassen. Man muss nicht biblische Zitate bemühen, um
diese Tatsache für sich persönlich zu erkennen. Dennoch vermittelt es
Trost wie auch Optimismus zu sehen, was zu allen Zeiten bisher gegolten
hat: die Zeit heilt alle Wunden.
Aber was ist Zeit, was ist ihr Wesen, wie wird sie zum Heiler?
Nun wie gesagt, darüber wollte ich hier im Forum schreiben, das
allerdings unter einem gänzlich „anderen Stern“, derzeit stehen die
Sterne schlecht und man möchte Astrologen fragen, wann sich diese
Unglückskonstellation wieder auflöst. Womöglich erhält man darauf
ähnlich verschiedene Antworten, wie auf die Frage nach dem Wesen der
Zeit, die gleichwohl besser an Astronomen und Kosmologen gerichtet ist.
Stellt man sich diese Frage zunächst selbst, könnte es passieren, dass
man tatsächlich der diesbezüglichen Schilderung des Kirchenvaters
Augustin beipflichten muss, wonach er sicher zu wissen glaubt, was Zeit
sei, jedoch dieses Wissen nicht zu erklären vermag, wenn er danach
gefragt wird.
Dieser so oft zitierte Passus aus Augustins Bekenntnissen zeigt m.E.
deutlich, dass Zeit hinsichtlich ihrer subjektiven Wahrnehmung als eine
Einheit empfunden und somit als fundamentale Größe angenommen wird. Bei
objektiver, insbesondere naturwissenschaftlicher Betrachtung jedoch
zeigt sich, dass Zeit keine elementare, wenngleich jedoch eine
bedeutende Größe ist. Bedeutsam vor allem hinsichtlich dem Phänomen der
Raumzeit.
Damit komme ich zu Waldemars Anregung: „hier mal ein script "raum+zeit"
zum stöbern ...
http://www.mathphys.uni-freiburg.de/physik/filk/public_html/Skripte/Texte/R…
Ich habe es (hunderte Seiten) kursiv durchgesehen und mir dabei
gewünscht, zu meinen Studienzeiten eine derart fundierte
Zusammenstellung zum Thema Raumzeit in dieser Form verfügbar gehabt zu
haben. Daher sollte ich mich wirklich fragen, warum ich hier über Zeit
resp. Raumzeit schreiben will, wo doch zu diesem Thema (neben o.a.
Schrift) bisher abertausende Abhandlungen verfasst, Erklärungen und
Definitionen postuliert wurden und diverse Theorien entwickelt sind.
Womöglich ist es aber diese nahezu unübersehbare Vielfalt, die zwar
immer wieder Anreiz ist, sich mit diesbezüglich unterschiedlichsten
Denkansätzen zu beschäftigen, jedoch durch die Fülle verschiedenster
Denkansätze dem Wunsch nach einer im gewissen Sinn hinreichend
abgeschlossenen und damit befriedigenden Erklärung des Phänomens Zeit
entgegensteht.
Über Zeit zu schreiben könnte demnach dadurch motiviert sein, zunächst
sich selbst noch einmal klar zu werden über diesen Begriff in seiner
ganzen Ambivalenz, um vor allem die im Alltagsdenken und damit auch in
den eigenen Denkmustern diesbezüglich verankerten Vorstellungen zu
hinterfragen und ggf. zu korrigieren. Diese Korrektur gelingt
vornehmlich im Dialog resp. in der Diskussion.
Im einfachsten - der Lebenspraxis sicherlich sehr nahe kommendem - Fall,
könnte man sich auf Einsteins Antwort auf die Frage an ihn, was denn
Zeit sei einigen: „Zeit ist, was ich auf der Uhr ablese“.
Nun denn – wer wollte dem Genie widersprechen!?
Beste Grüße! - Karl
Grade haben wir hier in philweb eine Odyssee hinter uns gebracht, wo Gedanken, subjektive Denkmuster in allerlei „Worte-Wust“ verpackt, wie auch in nüchterner Darlegung dieses Forum fluten. Ich denke, allemal besser, als eine Mailing-List, die scheintot ihr virtuelles Dasein auf dem Server der ehrwürdigen Uni Wien (phil. Fakultät) fristen würde.
An dieser Stelle soll einmal mehr der herzlichste Dank an das EDV-Team dieser Fakultät dafür gerichtet sein, dass wir dort „gehostet“ und bestens technisch betreut werden!
Joseph meinte zuletzt, in philweb würde eine unerschütterliche Hochachtung vor der Wissenschaft zum Ausdruck gebracht werden und verweist auf einen diesbezüglich von ihm abgefassten Text auf seiner Website. Ich habe diesen soeben gelesen und wurde dabei mit Wehmut an Peter Jaenecke erinnert, dessen Aufsatz über Wissensbausteine Joseph per Link verfügbar macht.
In welchem Verhältnis steht Wissen zu Wissenschaft? Man kann sagen, dass Wissen erst durch Wissenschaft erzeugt wird. Ingo hat das in einem Beitrag zuletzt gut zusammengefasst: Es sind bisweilen Zufälle (eher im Sinne des Zufallens oder Zusammenfallens von Ideen oder bereits existenten Wissensbausteinen, wie Peter Jaenecke diese beschrieb).
Wo wäre die Menschheit heute ohne die Denker der Antike und Neuzeit, ohne empirisch Forschende, ohne Theoretiker der Physik und generell der Naturwissenschaften?
Um es mit Waldemar zu sagen: Menschliches Denken wäre noch zutiefst in animistische Vorstellungen verstrickt, praktisch ausgedrückt: Menschen würden noch an den Gott des Donners glauben und allen sonstigen Göttern ihren Tribut zollen; vergebliche Liebesmüh – damals wie heute.
„Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, wie wahr erweist sich doch diese Volksweisheit. Sich selbst helfen heißt Wissenschaft betreiben, so also: ein Hoch auf die Wissenschaft!
Bester Gruß in die Runde! - Karl
wh: „das oben von dir verfasste ist vielleicht eine art jetzt-großer wurf für dein momentanes eigenes denken u weltbild, für mich indes ist es "kauder-deutsch" (abgesetzt von kauder-welsch), mit dem du dich gehörig ver-renst, ich mache das nichtmal an den einzelnen inhalten fest, sondern an dem worte-wust, den du hier auffahren musst, um die inhalte darzustellen
(sprache kann verräterisch sein + suche immer die sicherheit der einfachheit = etwas, das sich nur umständlich/schwer/ungenügend/"exotisch"/ formulieren lässt, taugt meist auch nichts)“
Nun möchte ich nochmal genauer auf diese Deine Einlassung eingehen, Waldemar – und Vorsicht! Es wird länglich und wortreich (wie nicht selten auch bei Dir, oder?).
Du musst das hier also nicht lesen, sondern kannst Dich zur Abwechslung dem science-blog zuwenden und Dich dort mit den üblichen Protagonosten im Getümmel der Wort- und Satzfetzen messen.
Die Wahl des Threads „Zufall und Notwendigkeit“ schien mir angebracht, weil sich zuletzt einige Beiträge explizit auf den Begriff Zufall ausgerichtet haben. Objektiver Zufall oder dessen übliche Interpretation als unerwartete Koinzidenz zweier/mehrerer Ereignisse wurde thematisiert. Parallel dazu kam mit Ingos Hinweis auf Ruth E. Kastner ein Thema auf, das mich von der Intra-Action These K. Barads in Verbindung mit Verschränkung, Nichtlokalität weg- und zur TI (Transaction Interpretation of QM) Theorie hinführte.
Mag sein, dass ich von letzterer schon irgendwann gehört oder gelesen, jedoch keinen Fokus darauf gelegt habe. Jedenfalls hat mir die Beschäftigung damit - nach Ingos Hinweis - gezeigt, dass Kastner und ihr Mitautor Andreas Schlatter eine Sichtweise auf die Interaktion zwischen Mikro- und Makrowelt entwickelt haben, die ziemlich genau das auszudrücken vermag, was meiner Vorstellung von Verbindung zwischen Geist und Materie (um es so auszudrücken) entspricht. Und diese lehnt sich an Aristoteles' „Actus et Potentia“ an; Transaktion, als eben der Entwicklung von Aktualität (Realität) in der Sphäre von Potenzialität („wirkliche Wirklichkeit“). Diese Sicht entspricht philosophisch gesehen dem Begriff von Entelechie, als einer den Dingen innewohnenden Zielgerichtetheit, dem Telos.
Man muss nicht bis Aristoteles zurückgehen, um das Prinzip von „Potenz und Akt“ zu begreifen. Leibniz sprach von dieser Zielgerichtetheit (Entelecheia) als eine „lebendige Kraft“ (vis vida), einem den Dingen innewohnenden „Bewegungspotential, wofür man heute den Begriff von „Energie“ hat. Leibniz erkannte, dass im Ggs. zum Aristotelischen Ansatz, der jedem Ding seine eigene Motivation zu spezifischer Bewegung resp. Veränderung zuschrieb, die den Dingen innewohnende Bewegungskraft sich anderen, auch verschiedenen Dingen mitteilen kann. Es kommt zu einer Art Übertragung unter Erhalt der dafür aufgebrachten Energie (Energieerhaltungssatz). Somit prägte Leibniz eine moderne Ausdeutung von Entelechie, die m.E. von Witheheads Begriff der Potentialität gestützt wird, indem er dieses philosophische Prinzip in eine „Prozess-Philosophie“ überführte und damit die Grundlage für ein grundlegendes Verständnis lebensweltlicher Existenz geschaffen hat.
Und hier kommen wir zu des Pudels Kern:
Während ich zutiefst von diesem Telos hinter allem Weltgeschehen überzeugt bin, kannst (und daher willst) Du dieser Sichtweise einer Zielgerichtetheit allen Weltgeschehens deshalb nichts abgewinnen, weil Du in Deiner nahezu hermetischen Abgeschlossenheit im Sinne von Selbstreferenz und Autopoiesis blind sein musst resp. sein willst, gegenüber einem Hinausdenken aus Deinem eigenen in das eigentlich unfassbare Universum, in das Unbekannte, das Numinöse.
Dieses Hinausdenken steht einem blinden Glauben an religiöse Dogmen, sowie beliebigen anthropomorph fixierten Deutungen und ideologisierten Weltbildern entgegen; darüber hinausdenken sollte sich keinesfalls daran festmachen (mit Ausnahme der von mir erwähnten „Brücken“ zwischen antiker oder mittelalterlicher Metaphorik und zeitgemäßer Erkenntnis).
Zeitgemäße Erkenntnis muss natürlich nicht nur hochwissenschaftlich gewonnen sein. Was Potentialität anbelangt, drückt diese sich doch auch im Alltagsverständis aus: Man „sieht“ etwas kommen, ohne dass man es konkret sieht; man ahnt Wirklichkeit ohne sie bereits konkret als ausgeformte Realität vor Augen zu haben. Ruth Kastner beschreibt diese noch nicht eingetretene Wirklichkeit als den nicht sichtbaren Löwenanteil eines Eisbergs unter Wasser, die eingetretene Wirklichkeit hingegen als Realität, die sich als Spitze dessen über dem Wasser zeigt („Top of the Eisberg“).
Einen realistischen Blick auf aktuale Realität, wie auch einen „Blick unter das Wasser“ gewährt Ruth Kastners Denkmodell:
Die primäre (also von Menschen erkannte) Realität ist eine Kette von Emissions- und Absorptionsereignissen (prozessuale Ereignisse – causal sets - in der Raumzeit). Die unzweifelhaft wahrgenommene Intuition von Raum und Zeit schreibt man einer physisch erfahrenen Wirklichkeit zu und assoziiert diese lebenspraktisch mit den Newton'schen Parametern. Damit lässt sich gut leben und die äußere Welt gestalten. Die innere Welt sieht hingegen anders aus; dort findet ein Austausch von Photonen statt, der diese Ereignisse lokalisiert, in dem sich Emissionen und Absorptionen (per „Protokoll“) verbinden und damit ein sog. „spacetime null-intervall“ bilden.
Nebenbei gesagt: Wenn der Zufall einer Emission nicht die korrespondierende Absorption notwendig werden lässt, kommt keine abgeschlossene Transaktion zustande.
Die Gesamtmenge aller möglichen Ereignisse (causal sets) bilden mit ihrer metrischen Struktur und Distanz voneinander eine punktförmige vierdimensionale Mannigfaltigkeit aus. Daher schrieb ich hierzu bereits: Die Raumzeit wird so zu einer zusammenhängenden Menge von Emissions- und Absorptionspunkten, zwischen denen Raumzeit-Intervalle durch einen sog. „Vierer-Impuls“ der Ereignisstrahlung erzeugt werden. Aus dieser idealisierten, kontinuierlichen aber in sich statischen Mannigfaltigkeit (als ein Modell möglicher Ereignisse) aktualisiert sich durch Transaktionen stufenweise eine „Galaxie“ aus/von Ereignissen.
Diese Zusammenhänge werden in den Arbeiten von Kastner/Schlatter natürlich konsequent mathematisch dargestellt, was entsprechende Kenntnisse voraussetzt, wollte man somit deren Theorie auf diese Weise begreifen. (s. Website der Autoren).
Ein anderer Weg ist zu versuchen, dieses Denkmodell in eigene Denkbilder aufzunehmen und diese entsprechend abzugleichen. Für mich waren Schriftgut und „Lectures“ von Sorkin/Dawker zur „Causal Set Theorie“ sowie von Gerald t'Hoft, Erik Verlinde und Susskind Grundlage, um mich vor allem wegen des holographischen Prinzips, tiefer in Kastners Theorie (TI) einzuarbeiten, ein für meine Begriffe elementares Denkmodell, das sie inzwischen durch „RTI“ neu interpretiert hat.
Hinausdenken aus der eigenen Begrenztheit in das eigentlich unfassbare Universum, in das Unbekannte, das Numinöse. Nicht anderes als dieses Hinausdenken habe ich bei Ruth E. Kastners „Transactual Interpretation“ (of Quantum Mechanics) entdeckt. Trotz aller wissenschaftlichen Kompetenz und Klarheit ihres erklärenden Ausdrucks erhebt sie keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit ihres Denkmodells. Doch genau gesehen, könnte dieses Modell Grundlage für die gesuchte Verbindung von Relatitiviätstheorie (ART) und Quantenmechanik werden.
Man muss wirklich genau hinsehen, um die Qualität, den Wert dieser Theorie zu erkennen und was ich hier davon wiedergegeben habe, ist nur ein winziger Abriss dieses Denkmodells, obendrein in der Hoffnung, dieses auch wirklich hinreichend verstanden zu haben.
Für Dich mag das Geschriebene wiederum „kauder-deutsch“ sein, andere wird es gar nicht interessieren und ignorieren diesen Beitrag schlichtweg. Einige könnte es geben, die damit etwas anzufangen wissen und so sei es nicht in den Wind geschrieben. Damit komme ich (im übertragenen Sinne) nochmal auf Kastners „Emitter – Absorber - Prinzip“ zurück: Ich sende den Beitrag quasi als probabilistische „Offer-Wave“ (OW) an potentielle Absorber in einem Zustandsraum von 70 philweb-Teilnehmenden. Von diesen möglichen Absorbern (die potentiell reagieren können) kommen üblicherweise nur sehr wenige „Bestätigungswellen“ (CW) zu mir zurück, woraus ich schließen muss, dass auch dieser Beitrag, modulo der wenigen mit „CW“ bestätigten Transaktionen, größtenteils lediglich einer potentiellen Angebotswelle entspricht und somit keine wirkliche Transaktion mit allen möglichen Teilnehmenden stattgefunden hat.
Eines kann ich Dir, Waldemar, jedoch versichern: An dieser Theorie von Ruth E. Kastner, die ja i.W. auf der Absorbertheorie von Wheeler/Feynman (bezogen auf Zeitsymmetrie) sowie auf Cramer aufsetzt, werde ich mich nicht „ver-rennen“. Wie kommst Du eigentlich dazu, solches anzunehmen?
Ingos Hinweis und meine Beschäftigung mit dieser Theorie ist nichts anderes, als meiner Leidenschaft zu frönen, möglichst oft einen Blick hinter den Schleier der Natur (Goethe) zu erhaschen. Ein Blick allein schon reicht, um zu erkennen, dass das „Gesehene“ eben nicht mit der „Sicherheit von Einfachheit“ wiederzugeben ist.
Das haben eben genau nur jene vermocht, die Du stets angreifst: Menschen, die mit der Kunst der literarischen und bildlichen Verdichtung das auszudrücken vermögen, was wir schon immer als absolutes Wissen in uns tragen: Diese tatsächliche „wirkliche Wirklichkeit“, wie sie sich (nach Kastners Worten) als unter dem Wasser befindlicher Eisberg dem rational menschlichen Erkennen verbirgt.
Und es war ausgerechnet Goethe, der sich trotz seines dichterischen Talents dessen bewusst war, sich am Ende eines länglichen Briefes entschuldigte: Verzeih mir die Länge, zur Kürze fehlte mir die Zeit (sinngemäß).
Ach so – noch zur Einfachheit: Wer diesen Beitrag als zu abstrakt, zu theoretisch einfach zu kompliziert abgefasst wertet, schiebt diese Mail (als Worte-Wust) einfach in den Trash. So einfach ist das, oder etwa nicht? Doch selbst wenn nur eine Person hier in philweb Interesse an diesem Thema hat, könnte dieser Beitrag eben nicht in den Wind geschrieben sein.
Bester Gruß! - Karl
PS: Warum überhaupt Lernen, erkennen wollen? Warum hinter die sichtbaren Gegebenheiten blicken wollen? Womöglich waren es die Chinesen schon vor Jahrtausenden, die darauf eine Antwort hatten:
„Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, treibt man zurück.“
wh: „na, dann ist ja -gottseidank- alles diesbezügliche geklärt, ich schlage deshalb das neuschreiben der bibel vor, mit dem alten begriff "gott" ersetzt durch den letzten satz oben: "die maßgebliche (metrische) struktur von raumzeit ...usw …"
* wie allerdings die hier leibhaftig vor mir sitzende stubenfliege (edition "spätherbst" = kleiner als im sommer = energiesparend) mit "alles beginnt mit einem zufall" zusammenpasst, muss dann wohl mit "ein wunder" in die obige "potentialiät" außerhalb des "quantenfelds" hineingepackt werden.“
** und ich frage mich weiter, was eigentlich so schwer daran zu verstehen sein soll, dass sich auf der grundlage einer völlig stochastisch ablaufenden weltgrundstruktur ganz automatisch und von allein ua. auch ursache-wirkung ketten, "loipen", ausbilden, die uns so sehr faszinieren, dass wir sie teils sogar zu "ehernen naturgesetzen" erheben (es passiert ja tatsächlich nie, dass ein apfel vom baum nach oben fällt statt baumabwärts nach unten, aber nur deshalb, weil der apfel vorher bereits in einer loipenschar, im ua. "ordnungsfeld" gravitation steckt, ohne solche ordnungsfelder, die ihn einschränken, hätte der apfel sogar die "potenz", vor unseren augen live zu verschwinden, oder zb junger+alter apfel gleichzeitig zu sein, usw) wh.
**
kj:Bemerkung: Habe Deinen Beitrag hier reingenommen, da wir einen kurzfristigen Ausfall des Listservers hatten.
**
Warum, Waldemar, willst ausgerechnet Du die Bibel neu schreiben? Zumal dieses Unterfangen auf meine Aussage bezogen unnötig ist, denn wer genau dort lesen und verstehen kann, wird feststellen, dass alle wesentlichen Aussagen zum Weltgeschehen in erstaunlicher Metaphorik beschrieben sind: und da geht es eben nicht um Gott an sich, sondern um die Beschreibung des Anfangs der Welt, wie sie sich in der Schöpfungserzählung der Hebräischen Bibel findet:
< Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte auf dem Wasser und er sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war und schied es von der Finsternis.> (nach Gen 1,1ff)
Um diese metaphorische Darstellung der Genesis zu deuten, muss man nicht einem naiven Bibelglauben verfallen sein und diese damit wortwörtlich annehmen, sondern könnte mit entsprechender natur- und geisteswissenschaftlicher Bildung eine Brücke zwischen dieser Erzählung und heute verfügbaren Theorien zur Weltentstehung bauen. Solchermaßen entmystifziert könnte die Differenz von Licht und Finsternis (im Sinne von Emissions- und Absorptionsfeldern) als Transaktion von Potenzialität (Emission) in Aktualität (Absorption) angenommen werden. Das kann als verwegene Deutung gelten, doch wen sollte sie stören, solange man diese nicht als Dogma des NewAge postuliert.
Mein letzter Beitrag, der sich auf den Diskurs zwischen Joseph und Ingo bzgl. Zufall bezog, hat sich dann in dieser Begrifflichkeit auf die beiden Sichtweisen eine durch Zufall angelegte (indeterminierte) bzw, streng kausale(determinierte) Lebenswelt ausgerichtet.
Mit hinreichender Kenntnis der heute diesbezüglich verfügbaren Theorien kann man davon ausgehen, dass die Versteifung entweder auf ein streng determiniertes oder nur durch Zufall ablaufendes Weltgeschehen nicht mehr haltbar ist.
Damit rückt die antike Vorstellung, alles Existierende sei die „Frucht von Zufall und Notwendigkeit“ in den Fokus einer zeitgemäßen Definition, die sich zudem mit Darwins evolutionärem Prinzip von Mutation und Selektion fortschreibt. Ob dieses Prinzip aus antiker, biologischer (Monod) oder philosophischer Sicht (u.a. Hegel aber nicht zuletzt auch von F. Engels) erkannt bzw. angenommen wird, verliert - unbeschadet dessen zuzeiten ideologischer Vereinnahmung - nichts an Gültigkeit:
„Erst von dieser universellen Wechselwirkung kommen wir zum wirklichen Kausalitätsverhältnis. Um die einzelnen Erscheinungen zu verstehn, müssen wir sie aus dem allgemeinen Zusammenhang reißen, sie isoliert betrachten, und da erscheinen die wechselnden Bewegungen, die eine als Ursache, die andre als Wirkung. Wer Kausalität leugnet, dem ist jedes Naturgesetz eine Hypothese.“ (F. Engels, aus Dialektik der Natur).
Ich schrieb, dass alles Geschehen mit einem Zufall beginnt und sich mit kausaler Gesetzmäßigkeit als raumzeitliches Kontinuum ausbildet. Das ist insoweit unpräzise ausgedrückt, als man nach heutiger Kenntnis eher nicht von einem Kontinuum (quasi als Raumquader entlang der Zeitachse) sprechen sollte, in das sich Zeitpfeile als Weltlinien ausdehnen, sondern von einem „Ereignisraum“, also eine Art „empirische Raumzeit“. Dieser Begriff wurde von Ruth E. Kastner und Andreas Schlatter aufgebracht und schließt auf zu deren Arbeiten zur „Transactional Interpretation“ (TI) bzw. der Relativistic Transactional Interpretation (RTI).
Dieses Denkmodell hat einen Bezug zur „Causal-Set-Theorie“ (Sorkin, Dawker et.al.), über die ich hier schon geschrieben habe. Die Abfolge von „Events“ (Ereignisse wie Perlen auf einer Kette) bilden die raumzeitlich individuellen Weltlinien als Kausalketten , die sich kreuzen können.
Kastner/Schlatter beschreiben diese Ereignisse als Transaktion, die als stochastischer Possion-Prozess konstituierend für die sog. empirische Raumzeit zu sehen ist. Die Raumzeit wird so zu einer zusammenhängenden Menge von Emissions- und Absorptionspunkten, zwischen denen Raumzeit-Intervalle durch einen sog. „Vierer-Impuls“ der Ereignisstrahlung erzeugt werden.
Reichlich abstrakt, diese Theorie. Doch von herausragender Brillanz in ihrer Darlegung und als solche prinzipiell verständlich. So komme ich, dank des Hinweises von Ingo, zu einem Denkmodell, dass mir (wie von ihm vermutet) definitiv näher steht, als jenes der „Intra-Action“ Barads.
Nur weiter so, philweb, möchte ich sagen.
Bester Gruß! - Karl
Am 09.11.2022 um 05:30 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb: Noch was zum Zufall. Es muss stutzig gemacht haben, dass ich Zufall scheinbar auf eine "zufällige Zahl" reduzierte. Wenn das ein Fehler war, möchte ich gerne wissen, was es denn mehr dazu zu sagen gibt. Was ist dann zusätzlich zur Zahl, wenn das Wortpaar "Echter Zufall" gesagt wird? Ist es das, was die Zufallszahl bewirkt? Es fällt mir schwer, das zu finden, was die Zufallszahl bewirkt, denn wie kann rückwirkend etwas Kausales gesucht werden, das etwas Zufälliges bewirkt? Deswegen bleibe ich bei der zufälligen Zahl stehen, und suche nicht weiter. Hierhin gehört auch das Wort Epochäe. Wenn viele zufällige Sachen wiederum Kausalität zum Vorschein bringen, ist das eine ganz andere Sache. Hier kannst du das Wort Stochastik verwenden. Diese Sache wurde nicht thematisiert.
IT: "Hi JH, ich hatte schon beantwortet, was echter Zufall ist (Unabhängigkeit) und auch den Kontext genannt, in dem er u.a. wichtig ist: Simulation. Ansonsten passt zu „alles ist Zufall“ die Gegenthese D. Dürrs: „Es gibt keinen Zufall.“ Damit leitet er seine „Einführung in die Stochastik“ ein. Also bleibt wieder nur eine Synthese zwischen den beiden Extrempositionen, bspw.: „An allem ist Zufall beteiligt“ oder „alles fluktuiert“ oder „stets fällt uns irgendetwas zu“. Zu dem Namen assoziiere ich natürlich sogleich wieder die These H.P. Dürrs: „Es gibt keine Materie.“ Im Anschluss an die Dialoge Galileis könnten die beiden Herren zu einem fiktiven Gespräch eingeladen werden. Aber wer wäre der Dritte im Bunde? Natürlich Dürrenmatt." IT
Allgemein als Zufall wird ein Ereignis angenommen, das ohne erkennbaren Grund eintritt. Damit ist jedoch noch nicht festgestellt, ob die Verursachung auf einen objektiven (sog. echten) Zufall oder auf bloße Koinzidenz von Einzelereignissen zurückzuführen ist, die ihrerseits wiederum die Frage nach echtem oder „unechten“ Zufall aufwirft. Letzterer spielt m.E. für eine genuin philosophische bzw. metaphysische Betrachtung keine entscheidende Rolle, denn nahezu alle eindeutig kausalen Ereignisse dieser Lebenswelt sind mit dem heute verfügbaren naturwissenschaftlichen Kenntnisstand hinreichend erklärt bzw. aufklärbar. Das spricht für die Annahme eines ausschließlich determinierten Ablaufes des Weltgeschehens, was jedoch nicht zutreffend ist, denn tatsächlich gilt: „an allem ist Zufall beteiligt“; und dabei geht es um „echten“ Zufall, nämlich die Unbestimmtheit der dieser Lebenswelt zugrundeliegenden QM, wo sich objektiver Zufall jeweils an der Einzelheit ereignet, also z.B, am spontanen Zerfall eines Atomkerns oder als Strahlungstransit eines angeregten Atoms bzw. Moleküls in den Grundzustand.
Zufall und Notwendigkeit: Derartige Zufallsprozesse bedingen das Entstehen neuer Elementarteilchen und damit die Bildung neuer Kausalketten (causal sets), die sich als Weltlinien prozessual in der Raumzeit ausdehnen. Diese neuen Zeitpfeile entwickeln sich aus spontanen Symmetriebrüchen, also mit echt zufälligen Randbedingungen aus einer hochsymmetrischen Potentialität. Hier trifft Naturwissenschaft auf Philosophie: „Actus et Potentia“.
Schnell wird es wieder lebenspraktisch, wie Italo Calvino es beschreibt: „Du wünscht dir, ein abstraktes und absolutes Raum-Zeit-Kontinuum täte sich auf, in welchem du dich auf einer präzisen, vorgezeichneten Bahn bewegen könntest.“
Und auch Goethe drückt seine Präferenz oder seine Überzeugung von einem determinierten Weltgeschehen in verdichteter Form aus:
Das erst' war so, das zweite so
Und drum das dritt' und vierte so;
Und wenn das erst' und zweit nicht wär',
Das dritt' und viert' wär' nimmermehr .
Zusammenfassend sollte deutlich werden, dass weder nur von einem determinierten, noch von einem ausschließlich indeterminierten Weltgeschehen, sondern von beidem auszugehen ist: Alles beginnt mit einem Zufall und bildet sich mit kausaler Gesetzmäßigkeit als raum-zeitliches Kontinuum aus.
Die übliche Vorstellung von Raumzeit als ein Container, also einen über die Zeit aufgespannten Raum-Quader trügt bezogen auf die tatsächliche Beschaffenheit der raumzeitlichen Lebenswelt.
Die maßgebliche (metrische) Struktur von Raumzeit ist die Gravitation, jedoch nicht als ein Quantenfeld, sondern als prozessuale Struktur, als Potentialität zu denken, aus der die Raumzeit hervorgeht.
Bester Gruß in die Runde! - Karl
Erfreulich reges Treiben hier: „Gehirn im Tank“, Zufall, Vernunft – Begriffe, die jeweils für sich ergiebigste „Threads“ hier im Forum sein könnten; dabei haben wir alle schon ausgiebig behandelt; dennoch bin ich mir sicher, dass nicht nur ich immer wieder neue bzw. andere mit diesen Themen verknüpfte Aspekte aufscheinen sehe, sobald sich explizit das Augenmerk darauf richtet.
Was ist Zufall, was Vernunft? Die Fragen erneut zu stellen, obgleich sie im „Tank“ universell gespeicherten Wissens „Wikipedia“ (als eine Art moderner „Akasha-Chronik“) umfassend d.h. aus verschiedensten Blickwinkeln beantwortet resp. allgemeingültig erklärt sind, wirft die grundsätzliche Frage auf, warum diese Begriffsdefinitionen nicht ein für allemal in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt und daher nicht immer wieder auf‘s Neue zu hinterfragen sind.
Womöglich verhält es sich dabei wie Augustinus‘ Frage nach der Zeit, wonach er sicher zu wissen glaubt, was diese sei und dennoch nicht spontan zu beantworten weiß, wenn er danach gefragt wird.
Zeit ist alles andere als ein eineindeutig eng umschrieben definierbarer Begriff und so verhält es sich auch mit dem Zufall und auch mit Vernunft.
Zufall als ein von Gott nicht erlaubtes und daher nicht existentes „x“, hatte Joseph kürzlich hier in die Diskussion eingebracht und damit offenbar auf Einsteins „Gott würfelt nicht“ abgehoben, zugleich als strittige Frage in den Raum gestellt, ob es überhaupt „echten Zufall“ geben könnte.
Nun kann man, wie Ingo, den Nachweis eines echten Zufall mit einem „algorithmischen Zufallsgenerator“ in Verbindung bringen, was bisher jedoch (wie er anführt) gescheitert ist und Ingo die Begründung gleich selbst formuliert: Echter Zufall kann nicht simuliert werden, ihn liefert nur der „ideale Würfel“. Ich möchte behaupten, dass es auch den idealen Würfel nicht wirklich, sondern diesen lediglich angenähert, eben als rechnergestützte Simulation gibt.
Die Herstellung eines realen „idealen Würfels“ scheitert an den Fertigungstoleranzen (selbst wenn diese mit heutiger Feinwerktechnik mindestens im Nanobereich liegt). Selbst allerkleinste Maßabweichungen zwischen den Würfelseiten würden ein wirklich zufälliges Würfelergebnis unmöglich machen. So bleibt nur die Annäherung, die jedoch dem hinreichend pragmatischen Anspruch zur Erzeugung von Zufallszahlen entspricht, nur eben kein echter Zufall sein kann.
Ein programmtechnisch erzeugter und im Rechner ablaufender idealer Würfel simuliert den n-maligen Wurf eines Würfels, woraus sich die absoluten Häufigkeiten der jeweils erzielten Augenzahlen ergeben. Diese Häufigkeitswerte werden jeweils durch die Wurfzahl n dividiert, wodurch sich die mit dem Zufallsexperiment erzeugten relativen Häufigkeiten ergeben. Je größer n wird, desto mehr stabilisieren sich die relativen Häufigkeiten nach dem Gesetz der großen Zahlen. Damit lässt sich bei extrem hoher Wurfzahl die relative Häufigkeit einer bestimmten Augenzahl (unabhängig von dieser) etwa gleich 1/6 und somit eine nahezu perfekte Annäherung an einen idealen Würfel simulieren, der dennoch keinen echten Zufall erzeugen kann.
Bei allem bislang hier zum Zufall Geschriebenen fragt sich, warum überhaupt nach echtem und scheinbaren Zufall unterschieden werden soll, wenn doch lebenspraktisch und auf technologische Relevanz bezogen, hinreichende Werkzeuge zur Erzeugung von Zufallszahlen verfügbar sind. Selbst das alltägliche, scheinbare Empfinden von Zufall, nämlich ein unerwartetes, individuell oder kollektiv erfahrenes, koinzidentes Zufallen eines Geschehens bringt keine Probleme mit sich, sofern man sich nicht an der Unwissenheit bezogen auf dessen konstituierenden kausalen Ablauf von Einzelheiten stört. Einzelheiten, die aufgrund ihres komplexen Beziehungsgeflechts nicht gewusst sein können, da man eben nicht die Allwissenheit des Laplaceschen Dämon hat.
Zufall, zunächst unbenommen der Unterscheidung zwischen echtem Zufall und sogenannten Pseudozufall, spielt im Gesellschaftsleben eine durchaus entscheidende Rolle. Sei es trivialerweise bei der Ziehung von Lottozahlen oder in der Gerichtsbarkeit, wo etwa bei der Schuld- bzw. Schadensfeststellung nach Vorsatz bzw. Lässlichkeit als Ereignisursache und einem zufällig – im Sinne von unvorhersehbar - eingetretenen Ereignis unterschieden wird.
Naturwissenschaftlich, gleichermaßen wie in der Philosophie ist die Frage nach wie vor unbeantwortet, ob diese Lebenswelt im Innersten kausal eindeutig vorherbestimmt oder zufällig strukturiert ist. In der Physik wird zwischen eindeutig als determiniert erkannten und zufälligen Prozessen unterschieden. Dabei spielt die Gesetzmäßigkeit der Wahrscheinlichkeitstheorie eine wesentliche Rolle, wonach z.B. gemäß der Theorie Boltzmanns die Bewegungsenergie einzelner Moleküle immer vom weniger wahrscheinlichen Verteilungszustand in einen wahrscheinlicheren übergeht: Das Wahrscheinliche geschieht am Wahrscheinlichsten. Das Warme fließt in‘s Kalte, also vom Zustand hoher innerer Energie zu einem Bereich mit niedriger Energie. Diese Wahrscheinlichkeit ist demnach keine vage Möglichkeit, sondern eindeutig physikalische Determination.
Bei den hier betrachteten Molekülen handelt es sich um die Akkumulation mehratomiger Teilchen als Quantensysteme der Mikroebene. Echter Zufall vollzieht sich jedoch immer nur an der Einzelheit, also den Teilchen, deren Einzelereignis sich grundsätzlich einer konkreten Beschreibbarkeit entziehen. Das gilt auch für die de Broglie-Bohmsche Führungsgleichung, denn selbst, wenn man eine kausale Bahn für einzelne Teilchen mathematisch konstruieren kann, ist aus dieser keine vollständige Beschreibung abzuleiten, da die Anfangsbedingung nicht erfassbar und damit nicht messbar ist.
Wirklicher Zufall vollzieht sich als anerkannte Realität der QM ausschließlich an einer Einzelheit; doch schon an einem Ensemble (eine Gruppe, als System von Elementarteilchen im Orts- oder im Impulsraum gesehen) zeigt sich ein vorhersagbares (auf Wahrscheinlichkeitstheorie bauendes) Resultat. Unter Beachtung der Gesetzmäßigkeit des sog. Quanten-Darwinismus ergibt sich quantenmechanisch die gleiche deterministische Struktur der physischen Lebenswelt wie sie in der klassischen Physik gilt. Es ist der durch spezifische Umweltfaktoren der Lebenswelt jeweils ausgelöste Zusammenbruch von Superpostion (Kohärenz), der in permanenter Wechselwirkung zwischen Mikro- und Makrowelt die Dekohärenz als Manifestierung des betreffenden Quantensystems bewirkt.
Wechselwirkung entspricht dem sog. Messprozess der QM, bzw. bewirkt diesen. Es bedarf also nicht der Beobachtung eines Lebewesens, um Dekohärenz auszulösen und damit rechtfertigt sich Einsteins Frage, ob denn der Mond nicht existierte, wenn kein Mensch ihn beobachten würde.
Das Verhältnis von Einzelheit zur Gesamtheit ist durch das Zusammenwirken von Zufall und Notwendigkeit bestimmt. Ein durch Interaktion mit seiner Umgebung zerfallendes Quantensystem (Dekohärenz) fällt in eine bevorzugte (eben als die wahrscheinlichste) Basis einer klassisch physischen Realität (Umwelt) mit vorhersagbaren Zuständen.
Insoweit der Quantendarwinismus den Transit jedes denkbaren Quantensystems mit seinem riesigen Potenzial an Variationen zu der im Verhältnis deutlich eingeschränkten Menge an Pointerzuständen als einen sogenannt einselektiven Prozess beschreibt, ergibt sich ein Problem an diesem Erklärungsmodell durch die dedizierte Aufteilung des universellen Quantenzustands als einerseits Quantensystem (Mikrowelt) und andererseits physische Umgebung (Makrowelt) mit verschiedenen Freiheitsgraden und damit gegenseitigen Phasenzufälligkeiten. Auf diesen Umstand wurde Zurek von R. Kastner hingewiesen. Den weiteren Verlauf dieser Disputation habe ich nicht verfolgt.
Mein Zugang zu dieser Thematik liegt nicht so sehr im Detail, sondern auf den wissenschaftlich nachgewiesenen Quantenwechselwirkungen, wobei ein jeweils betrachtetes Quantensystem sich durch Dekohärenz (Manifestierung des Quantensystems in eine bestimmte Basis von Eigenzuständen) mit seiner Umwelt interagiert und sich entsprechend an diese anpasst. Der envariante Ursprung (durch spezifische Umweltfaktoren beeinflusste Invarianz) der Bornschen Wahrscheinlichkeitsregel ändert die Beziehung zwischen Un/wissenheit (und damit Information!) und der eigentlichen Natur von Quantenzuständen.
In diesem Licht erscheint mir Barads Annahme der Intra-Action, als einer der Materialisierung vorgängigen Verschränkung zwischen Mikro- und Makrowelt, zwar ähnlich wie Zureks Theorie der envariance (von „entanglement-assisted invariance“, also der durch Quantenverschränkung gestützten Invarianz) als Basis der Materialisierung per Quantendarwinismus und damit in beiden Denk-Modellen eine plausible Erklärung, wie die klassisch physische Lebenswelt aus der Quantenwelt entsteht; die Konsequenz hinsichtlich der Frage, ob die Welt determiniert oder per Zufall strukturiert ist, bleibt in beiden Modellen vage verborgen. Daher neige ich eher zur de Broglie-Bohmschen Theorie, modulo der grundsätzlich gültigen Elemente der Denkmodelle von Barad und Zurek.
Das Thema wird uns noch weiterhin beschäftigen.
Mit bestem Gruß in die Runde! - Karl
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Dear Professors,
The Avello Publishing Journal's C.F.P 2022 is an erudite examination of the pedagogic influences of intellectuals on the classical scholarship of ancient Graeco-Roman philosophy and its literary heirs. Analyse the papyri, ostraca, amulets and incunabula which are the sources for the prose of classical antiquity; then contextualize the indexicality of the handwritten scholia written in manuscripts by scholars and their amanuensis who have written about this prose in their research. These annotations, inscriptions, corrections and revisions by scribes will help you to write a pro-rata protocol which is a desideratum for teaching the science of how to analyse Greek and/or Latin literature. Also analyse publishers’ binding patterns and choice of typographic fleurons.
https://avellopublishing.wordpress.com/call-for-papers/
Primary sources included are:
Amendola, Davide. (2022) The Demades Papyrus (P.Berol. inv. 13045) A New Text with Commentary De Gruyter.
Donati, Sylvia. Trifogli, Cecilia. (2017) Geoffrey of Aspall, Part 1. Questions on Aristotle’s Physics Oxford University Press.
Hacham, Noah. Ilan, Tal. (2022) Volume 5 The Early-Roman Period (30 BCE-117 CE) De Gruyter.
A secondary source is:
Thomasson, Amie. (2020) Norms and Necessity Oxford University Press.
Yours Sincerely,
Dr. Jason Wakefield,
University of Cambridge.
Editor-in-Chief,
Avello Publishing Journal:
ISSN 2049-498X.
Nun sollte ich hier einerseits Ingos strapazierte Nerven, andererseits Josephs überbordende Schadenfreude besänftigen:
it: Du hattest Dich am 5.9.19 als Heim-Fan geoutet und von seinem Hyperraum geschwärmt. Aber je reichhaltiger die mathematischen Strukturen, desto mehr kann in sie hineininterpretiert werden. Das gilt ebenso für die Superstringtheorie. Und wenn jemand hinsichtlich seiner Dimensionserweiterungen auch noch von „Gott“ und dem „Weltgeist“ oder einem „Geistraum" fabuliert, zehrt das erheblich an meinen Nerven.“
jh: „Danke Ingo, für diesen Absatz, ich musste lachen, zwei Minuten lang, und kann noch weiter. Warum nur? Ich weiß es nicht! Bin ich auf der Seite der Schadenfreude? Früher sagte man mir, Schadenfreude sei eine sehr schlechte Freude, ich fand das nicht. Geht die bei Kindern übliche spezielle Schadenfreude beim Treppenfall der unbeliebten Person über in eine allgemeine? Doch worauf bezieht sich meine, wenn es denn eine ist?
Auf dein Leiden mit den strapazierten Nerven? Und schreibst du wirklich gegen die Über-Sachen? Oder bezieht meine Schadenfreude sich auf den Karl, der sein Schönstes der Bestes mit Füßen getreten sieht?…“
Dazu musste ich erst nochmal benannten Beitrag vom 5.9.19 nachlesen:
Da hatte ich also auf Deinen Einwand, Ingo, dass Deines Wissens nach in den Lehrbüchern der QFT Informationsfelder nicht vorkommen, folgend geantwortet:
[Informationsfelder] Kommen tatsächlich dort nicht vor! Noch nicht! Worauf ich mich dabei beziehe, sind Ausarbeitungen des Physikers Burkhard Heim, der ebenso wie Bohm & Co für CLM (carrier limiting move) stand. Während man da und dort Bohm zu verstehen glaubte und seine Theorie (implizite Ordnung etc.) zu interpretieren lernte, war dies für B. Heims Theorien (einheitliche strukturelle Quantenfeldtheorie der Materie und Gravitation) unmöglich. Die dahinter stehende Mathematik ist derart kompliziert, dass sie lange Zeit keiner wissenschaftlichen Validierung unterzogen wurde. Das hat sich mittlerweile geändert. Ausgerechnet am Max Planck Institut Potsdam, seinem Geburtsort beschäftigt man sich mit Symmetrietransformation (z.B. E10-Symmetrie), hat dort entsprechende Verfahren in der Handhabung diesbezüglich komplexer Mathematik entwickelt. Heim hat durch (mathem.) Verknüpfung von Symmetrien und Thermodynamik u.a. einen sechsdimensionalen Energieraum in einen zwölfdimensionalen Hyperraum (Informationsraum) "eingebaut".
Neben dem Hinweis auf Heims Buch "Strukturen der physikalischen Welt und ihrer nichtmateriellen Seite" (Resch Verlag Innsbruck 2007) hatte ich angeführt, Heims Denkansatz prinzipiell verstanden zu haben, nicht jedoch das im Buch dazu angeführte mathematische Formelwerk. Das klingt widersprüchlich, da man kaum ein Prinzip verstehen kann, soweit man die diesem zugrunde liegende
mathematische Gesetzmäßigkeit eben nicht zu erfassen vermag. Ich hätte wohl eher anführen sollen, dass ich keine Lust hatte, mir den „Formelkram“ auseinander zu friemeln. Wer in das Buch schaut, wird erkennen, was ich damit meine. Auch wenn Heims mathematische Koordinaten (sog. Transdimensionen) imaginäre Zahlenräume sind, liegt mir Penrose‘ diesbezüglich mathematische Darstellung (Twister) näher, da ich berufsbedingt auf Berechnungsmethoden der komplexen Zahlen (Tensoren, Ortskurven etc.) ausgerichtet bin.
Gleichwohl habe ich nahezu alle verfügbare Literatur von Burkhard Heim (mehrfach) gelesen und daraus für mein Verständnis kosmischer Räume wertvolle Hinweise gefunden, bezogen auf deren hierarchisch angeordnete Dimensionen, vornehmlich die Ebenen von Organisationszuständen (sog. X5/X6), aus denen heraus die Steuerung der physikalischen Prozesse der untergeordneten Räume erfolgt, insbes. X5 als Transkoordninate für die zielgerichtete Lebensprozesse hin zu höher entwickelten Lebensformen, sowie X6 als äonische Dimension (wie Heim sie benannte), durch die übergreifende kosmologische Geschehnisse gesteuert werden.
Die Zielgerichtetheit besteht darin, die Organisationsprozesse der benannten Transkoordinaten X5/X6 zu optimieren. Die dazu erforderlichen Informationsmuster befinden sich in dem von mir seinerzeit erwähnten Hyperraum (sog. R6) als reines Informationsfeld. Diese Information ist essentiell, um das kosmologische Geschehen in Richtung größerer Komplexität und umfassender Ordnung und Einheit zu führen.
Die Bedeutung hierarchisch angeordneter Dimensionen kann, bezogen auf ihre genuin angelegten Zusammenhänge, niemals von Menschen gedacht oder auch nur nachvollzogen werden, die jede Art entelechialer Ausrichtung kosmischer Dimensionen zufolge einer (warum und wie auch immer) eingeschränkten Sicht auf Welt und Kosmos notgedrungen ablehnen müssen.
Überdies bedarf es eines vollständig neuen Denkansatzes in der Physik, vornehmlich der Erkenntnis, dass die Wahrscheinlichkeiten von Zuständen - somit auch jene von (materialisierten) Raumordnungen von ihrer Bedeutung mitbestimmt werden:
„Matter and Meaning“ - und damit sind wir bei Karen Barad:
(Zitat - aus dem engl. übers.) „Materie und Bedeutung sind keine getrennten Elemente. Sie sind untrennbar miteinander verschmolzen; sie sind kein Ereignis, egal wie energisch sie sind. Sogar Atome, dem Namen nach (Atomos) zwar "unteilbar" oder "ungeschnitten", können auseinandergebrochen werden. Aber Materie und Bedeutung können nicht dissoziiert werden, weder durch chemische Verarbeitung, Zentrifuge oder nukleare Explosion. Materie ist zugleich Substanz und Bedeutung.
Barad nimmt auch Bezug auf Geist und Metaphysik, nämlich eine Metaphysik des Individualismus gleichermaßen für Mikro- wie Makroskalen, da Menschen wie Atome als diskrete Individuen mit inhärenten Merkmalen (wie Intelligenz, Temperament und absichtliche Zustände des Geistes) angenommen werden müssen.
Ob man nun Burkhard Heims hierarchisch geordnete Dimensionen „top down“ aus einem übergeordneten Informationsfeld gesteuert und damit eher eine unidirektionale Beziehung zwischen diesen Ebenen sehen will, demnach die „höchste“ Dimension als immateriellen Raum wertet und einer wie auch immer definierten Göttlichkeit zuschreibt: Es ist und bleibt die Angelegenheit eines jeden einzelnen, sich sein eigenes Weltbild zu schaffen. Wer - wie Ingo – darauf bezogen sein Nervensystem angegriffen sieht, sollte sich auf seine eigene Weltsicht beschränken und die Freiheit anderer Menschen respektieren, das ihnen zusprechende Weltbild zu hegen.
Für mein Teil kann ich Burkhard Heims Modell durchaus etwas abgewinnen, präferiere jedoch Barads Denkansatz:
„Perhaps this is why contemporary physics makes the inescapable entanglement of matters of being, knowing, and doing, of ontology, epistemology, and ethics, of fact and value, so tangible, so poignant.“
Dabei sehe ich die (dynamische) Verschränkung von Materie (in jeder Form) mit Geist (Bewusstsein, Wissen, Erkenntnis etc.) nicht als unausweichliche Verstrickung, sondern als essentiell notwendige Intra-Action für alles Leben. Diese Lebenswelt betreffend natürlich auch die Verantwortung tragende Rolle der Wissenschaft, vornehmlich der Ontologie und Erkenntnistheorie, bislang vorherrschende und zugleich obsolete Vorstellungen von „Gott und Welt“ zu transzendieren. Das könnte Barad mit ihrem „new materialism“ und der Notwendigkeit einer neuen Metaphysik gemeint haben.
it: „Jetzt frage ich Dich, ob Du ernsthaft Barad mit Heim in Verbindung zu bringen gedenkst?“
Das kann Ingo nun für sich werten und eine Antwort darauf finden. Joseph wird wohl seine Schadenfreude etwas mindern müssen, da ich keineswegs „mein Schönstes, Bestes mit Füßen getreten sehe“. Wer könnte denn darauf treten, ohne sich den Fuß zu verrenken?
Karl
PS:
Ich hatte in besagtem Beitrag vom 5.9.19 auch von „Tersteegens Freiheit“ gesprochen. Daher reiche ich sein Gedicht hier nach:
Ein Tag, der sagt dem andern,
mein Leben sei ein Wandern
zur großen Ewigkeit.
O Ewigkeit, so schöne,
mein Herz an dich gewöhne
mein Heim ist nicht von dieser Zeit.
Gerhard Tersteegen (1697 – 1769)
nicht weniger ergreifend Friedrich Rückert:
Du fragst, was ist die Zeit? Und was die Ewigkeit?
Wo hebt sich Ew'ges an und hebet auf die Zeit?
Die Zeit, sobald du sie aufhebst, ist aufgehoben,
Wo dich das Ewige zu sich erhebt nach oben.
Die Zeit ist nicht, es ist allein die Ewigkeit,
Die Ewigkeit allein ist ewig in der Zeit.
Sie ist das in der Zeit sich stets gebärende,
Als wahre Gegenwart die Zeit durchwährende.
Wo die Vergangenheit und Zukunft ist geschwunden
In Gegenwart, da hast du Ewigkeit empfunden.
Wo du Vergangenheit und Zukunft hast empfunden
Als Gegenwart, da ist die Ewigkeit gefunden.
Friedrich Rückert (1788 – 1866)
Und noch eine Geistesgröße:
Teilhard de Chardin: „Höheres Sein in umfassendes Verbundensein“
Zu Geist von oben schrieb Joseph zuletzt hier:
„Nur sehe ich ganz klar, dass der Geist nicht auf dich herab kommt. Bin ich über diesen Schaden froh? Ich weiß es nicht. Ich war zu Besuch in einer Versammlung der Folgeorganisation des "Christ de Montfavet". Dann sollte mit geschlossenen Augen und einer Art Standardgebet der Geist von oben herab kommen. Nach dieser "Beschwörung" sagte der Chef: Nachdem der Geist zu uns kam, können wir weiter sprechen. Nur war einer da, der so frech war, und sagte: "Zu mir kam er aber nicht."“
Leben ohne Geist führt zu Trostlosigkeit, wie Joachim Landkammer auch im Sept. 2019 an Claus scchrieb:
„"Trostlosigkeit" trifft es genau, und "Aufklärung" (auch und gerade die "philosophische") hat ja einmal zu großen Teilen genau darin bestanden, den Menschen klarzumachen, daß es für sie keinen Trost und keine Vertröstung gibt, nirgends, durch niemanden (vgl. auch die verschiedenen "Kränkungen" des Menschen, zu denen ja seit Freud noch ein paar dazugekommen sind). Selbst Kant übernimmt ja die Idee der grundlegenden "Insuffizienz" des Menschen (niemand wird je allen moralischen Anforderungen gerecht werden) und kann diesen Gedanken dann aber eben auch nur theologisch-metaphysisch ertragbar machen: genau dafür brauchen wir dann nämlich eine ewig-lebende Seele, usw. [...]
Und ja: die Gefahr der (Selbst-)"Vergiftung" durch ein permanentes und unbesänftigbares schlechtes Gewissen seh ich auch - aber dafür gibt es eben den "Ablaß": der geht nicht so weit, den Menschen vorzugaukeln, sie könnten sich je "ändern", es könnte je mit ihnen "wirklich gut" werden (wie es die eschatologisch inspirierten Öko- und Kommunismus-Prediger machen: "homo novus"), sondern er beschränkt sich darauf, uns im Rahmen einer uns möglichen, uns zumutbaren individuellen (!) Anstrengungs- und Opferbereitschaft eine gewisse "Auszeit" von diesem auf uns lastenden Insuffizienz-Druck und -Vorwurf zu verschaffen.
[…] Unabhängig von der theologischen Stimmigkeit: die möglichen Parallelen und "Anwendungen" auf das ökologische Tun und Lassen liegen meiner Meinung nach auf der Hand. Ich plädiere daher für eine "katholische Ökologie"…“
Joachim Landkammer
Ja, damals konnte man noch über Religion hier schreiben …..