Am 02.06.21 um 16:39 schrieb Ingo Tessmann:
In Analogie zu den natürlichen Phasen des Wassers:
fest, flüssig und
gasförmig, hat Mandelbrot die `Phasen' des Zufalls beschrieben als
milde, langsam und wild.
Das mag gut zitiert sein, aber hat Mandelbrot die Differenzierung, die
ich mache: Zufall A, der im Geschehen eintritt und Zufall B, der an der
Sache gesehen wird, gemacht? Und Analogien sind nicht immer korrekt
anwendbar. Hast du einen Kriterienkatalog für erlaubte und nicht
erlaubte Analogien? Mit Mathematik bespickt? Was sind schon Phasen. Was
für eine Phase ist dem Lauf eines Rehs vor ein fahrendes Auto
zuschreibbar? eine milde? Sind "wir" da nicht bei den Kategorien der
Naturphilosophen, die in deine Kategorie Schwadronieren vs.
Nicht-Schwadronieren eher zum ersten gehören?
Und wie die statistische Physik einen einheitlichen
Rahmen für die
Beschreibung der Festkörper, Fluide und Gase bildet, sind es in der
fraktalen Stochastik die `wilden’ Levystabilen Verteilungen, die als
idealisierte Grenzfälle die `langsamen’ Lorentz- und `milden’
Gaußverteilungen enthalten. Was Wiener mit der maßtheoretischen
Behandlung der Brownschen Bewegung und des elektronischen Rauschens
begonnen hatte, setzte Mandelbrot mit dem fraktalen Verständnis der
geometrischen Rauheit fort.
Mathematik kann sich separat zu allem noch so verfeinern, je feiner sie
wird, um so weniger wird sie gebraucht. In unserer alltäglichen Welt
finden Gleichungen ersten Grades oft Anwendung, zweiten Grades auch noch
viele, je höher es geht, um so weniger Anwendungen gibt es. Dass
Mathematik in den extremen Mikro- und Makrobereichen sehr komplex
gebraucht wird, ist nicht neu. Für diese Sachen bin ich wie jeder, den
du auf der Straße begegnen kannst: nicht fähig, nicht .. usw.
Wie willst Du denn den unendlichen Feinheiten einer
mathematischen Behandlung von Zufallsprozessen mit Wörtern auch nur im Entferntesten nahe
kommen?
Überhaupt nicht will ich ihnen gemäß vorhin Geschriebenem nahe kommen.
Ich forsche z.B. auch nicht an der Entstehung von Prionen und brauche
demnach keine Mathematik speziell für Prionen. Und wenn ich mir ein
Mikroskop kaufen würde, so würde mir eins genügen, mit denen ich einige
Bakterienarten unterscheiden könnte.
Andererseits habe ich dir präzise Fragen gestellt, die du mir nicht
beantwortet hast, trotz hoher mathematischer Kenntnisse, weder mit
Wörtern, Sätzen, noch mit mathematischen Formeln. Du hättest ja
mathematisch darlegen können, wie sehr das Wort Zufall von der Person
abhängt, die es benutzt. Wie viel Mathematik wird bei einem
Strafverfahren benötigt? In einem Sozialamt? Für den Raketenbau braucht
es viel mehr Mathematik, aber die Beförderungsmittel sind es ja, die
ziemlich viel verursachen, bevor das überhaupt berechnet wurde. Hier
hinkt Mathematik nach, oder sie kommt nicht an, wo sie ankommen könnte.
Dann beschreibe dieses Nicht-Nachkommen-Können mathematisch! Und nicht
mit Wörtern wie milde, langsam, wild. Frag die Leute auf der Straße mit
diesen Wörtern anfangen können. Sicher denken sie dann nicht an Phasen
des Zufalls.
Dabei sind Deine obigen Unterscheidungen des Zufalls
hinsichtlich einer Zeit- oder Scharbetrachtung in der statistischen Physik lange bekannt.
Und wie steht es mit der Beziehung zwischen beiden? Und wie viele Zufallsprozesse mögen
die Stochastiker bereits unterscheiden? Wird es dafür jemals alltägliche Wörter geben?
Das sind für mich offene Fragen, die derjenige beantworten kann und
suchen kann, der sich in diesen Bereichen auskennt und sogar dort
forscht. Jedenfalls hat sogar dein Zitierter oben alltägliche Wörter
benutzt. Du kennst ja die Etymologische des Wortes Gottesteilchen, das
zu einer Zeit in aller Munde war. Einige dachten dann an einen neuen
Gottesbeweis. Das nur gesagt zur Erheiterung.
JH