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Am 25.09.2022 um 07:27 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 25.09.22 um 03:03 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
über Wahrheitsbegriffe, die "in der Philosophie offenbar geläufiger" sind, über
solche bestimmter Personen der Geschichte, dann über einen solchen, "der dir
zugänglicher ist".
Dann schreibst du einige Kriterien, die genutzt werden, um Wahrheit und Falschheit zu
Aussagen, Denken, Realität usw. auszusagen.
Nun, das war als Antwort auf Ratfrag‘s Frage geschrieben, der den von mir erwähnten
Wahrheitsbegriff des Aristoteles näher beschrieben haben wollte. Inhaltlich kann ich diese
Antwort jedoch nicht meinem eigenen Gutdünken entsprechend geben, sondern sollte mich an
das halten, was philosophiegeschichtlich überliefert ist, was man seinerzeit darüber
gelernt hat und durch aktuell geltendes Wissen im Bereich der Philosophie ergänzt.
Natürlich könnte Ratfrag auch in Wikipedia oder anderen Quellen (etwa von Unis publizierte
Vorlesungs-Skripte, oder entsprechende Dissertationsschriften etc.) zu Rate ziehen. Das
könnten wir hier generell alle tun und somit (bezogen auf die hier diskutierten Themen)
dieses Forum auflösen.
Der Wert von philweb mag, wenn es überhaupt solchen gibt, darin bestehen, dass man
Denkanstöße bekommt, dass man daraufhin, je nach Zuneigung zu einem Thema, eben dieses
tiefergehend betrachtet und ggf. gemeinschaftlich erörtert.
Und da ist es ein durchaus positiver Effekt, dass wir hier sehr unterschiedlich in unseren
Sichten auf „Gott und die Welt“ angelegt sind, denn es ist eben gerade auch diese (von mir
jüngst angesprochene) Differenz, ja bisweilen ein beträchtliches Spannungsfeld, aus
dessen Energie sich eigenes Fortkommen bzgl. eines gemeinsam erörterten Themenkomplexes
ergeben kann.
Hierbei hast du einmal die Person, welche die Wahrheit
hat oder nicht, im Visier, ein andermal die Aussage. Geht das? Hat die Person die
Wahrheit, oder steckt sie in der Aussage, oder ist sie in dem Vorhandensein schon?
Auf der anderen Seite ist dann die Realität, das Vorhandensein, der "konkret
vorhandenen Tatbestand bzw. Sachverhalt".
Wenn ich das alles so lese, ist das mir ein Durcheinander, fast "unzugänglich".
Das glaube ich gerne und würde demnach empfehlen, einfach immer nachzuhaken. Meine Art zu
denken und zu schreiben ist alleine schon für mich selbst eine Herausforderung.
Auch das Vorkommen einer Art Verstehen im Zusammenhang mit Wahrheit in
"Angemessenheit von Verständnis resp. Denken" ist mir verwirrend.
Das ist auch wirklich ein typisch intellektuell überhöhter Terminus des Thomas von Aquin.
Da es hier um Philosophie geht, setze ich manchmal (offenbar unbewusst) voraus, dass die
wesenhafte Diktion herausragender Gestalten antiker oder auch gegenwärtiger Zeitgeschichte
bekannt ist.
Claus gibt einen guten Ausgangspunkt:
> Am 24.09.22 um 15:27 schrieb Claus Zimmermann über PhilWeb:
> Wir wissen doch, wie wir feststellen, ob der Satz " es regnet" wahr oder
falsch ist (indem wir rausgehen oder aus dem Fenster gucken). Später stellen wir dann
fest, dass wir uns irren können und denken dann vielleicht, dass wir die Wahrheit von
Tatsachenbehauptungen nicht feststellen können. Dann wird es allerdings kompliziert bis
einem einfällt, dass die beiden Begriffe nur im Doppelpack zu haben sind. Kennt man den
einen, kennt man auch den anderen. Man kann sich immer irren, aber das liegt nicht daran,
dass die Definition eine Fehlkonstruktion ist, sondern setzt im Gegenteil voraus, dass man
weiss, was es bedeutet, sich nicht zu irren.
> Das ist natürlich nur ein alltäglicher Wahrheitsbegriff in Verbindung mit der
Vermutung, dass sich die nicht alltäglichen bei genauerem Hinsehen in Luft auflösen.
>
> Claus
Ja exakt, wie immer hat er das lebenspraktische Argument und bringt somit das handhabbare
Element in diese hier (zumeist von mir) sehr abstrakt geformten Beiträge ein.
Meine Trennung in Person und Betrachter vereinfacht
das Problem, wobei der Betrachter weiß, dass die Person die Wahrheit sagen kann oder
nicht, die Person jedoch von Irrtum keine Ahnung hat, sondern allerhöchstens verwirrt da
steht, wenn sie einmal so sagt, ein andermal das Gegenteil, und damit konfrontiert wird.
Dass der Betrachter Kriterien hat, verschiedene, kompatible oder nicht, das ist ein
anderes Thema. Claus hat mit den "Begriffen im Doppelpack" einen Ausgangspunkt
geschaffen. Descartes nutzte sogar den Zweifel als Werkzeug auf dem Weg zur Wahrheit, ob
diese Analogie weit hergeholt ist, lasse ich mal offen.
Wie ist denn dein Wahrheitsbegriff, Karl? Denn mir scheint, dass vieles nur durch die
Lupe anderer schaust.
Etwas „durch die Lupe anderer“ zu sehen und zu beschreiben ist gar nicht so weit entfernt
von Deinem „Kunstgriff“, Person und Betrachter zu trennen d.h. in meinem Fall, die
persönliche Sicht zugunsten der eines objektiven Beobachters zu modifizieren. Es könnte
aber durchaus sein, dass dies einem (eher unbewusst genutzten) rhetorischen Kunstgriff
entspricht, um der Konsequenz persönlich bezogener Gegenrede zu entgehen.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
JH
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