Am 03.05.2025 um 14:02 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
An IT: Hasse-Diagramme bewirken schon allein bei den auf Extension und Intension
beschränkten Sachen (formale Begriffe) Schwierigkeiten. Zudem kann eine Person von der
Straße mit Hassediagrammen nicht viel anfangen, mit einem Film aber viel.
Hi JH,
mit dem Smartphone dabei, filmen sich viele Menschen ja ständig szenisch oder führen
filmisch Tagebuch. Aber wie detailliert können Filme sein? Sie zeigen nur die
Erscheinungswelt. Betrachten wir das Beispiel einer Monsterwelle, wie sie am 16. 12. 2001
im Südatlantik die MS Bremen traf. Das hätte gefilmt und anhand eines numerischen Modells
simuliert werden können. Ein Film liefert nur zeitliche Abläufe, die Simulation folgt
darüber hinaus den kausalen Verlaufsgesetzen, die vom Entstehen der Monsterwelle über ihr
Hinwegschwappen und Auslaufen über das Schiff hinaus bis zu ihrem Vergehen reichen und
auch noch den Schaden am Schiff einschließen kann.
Neben der filmästhetischen und physikalisch-technischen Behandlung der Katastrophe gibt es
die sozialpsychologische Nachbearbeitung, etwa durch Interviews der Davongekommenen und
wie sie sich dabei und später gefühlt und was sie sich gedacht hatten. Darüber, wie sich
Menschen in Katastrophen verhalten, gibt ja bereits einen umfangreichen Erfahrungsschatz.
Im Nachhinein könnte noch ein Katastrophenfilm als Blockbuster inszeniert und verbreitet
werden. Das wären schon vier Ebenen der Betrachtung, die nach dem Untergang der Titanic
mehrfach versucht wurden.
Die Hassediagramme der Mathematiker aber liefern die Essenz der Kausalbeziehungen für
beliebige Katastrophen; allerdings nicht so spektakulär wie Katastrophenszenarien der
Simulationen und Verfilmungen. Ich schätze jedenfalls Interessierte mehr als Ignoranten.
Setzt Du Dich etwa mit Personen von Straße in die Kneipe und erzählst ihnen stundenlang
Geschichten? Interessierten könntest Du ein Hassediagramm zeigen und erläutern, was sehr
viel schneller ginge. Dabei könntest Du beiläufig die Frage aufwerfen, ob die kausale die
temporale Struktur bedinge oder umgekehrt? Und schon würden sich Interessierte daran
machen, CST und LQG zusammenzudenken …
Hier wird ja gerne immer das Geistige, Religion,
Politik und Zerstörung der Grundlagen hervorgehoben. Das "Geistige" hätte am
Anfangszeitpunkt eines Kausalsegments in den Personen gedacht worden sein. Dies könnte
schon mal aufgezeichnet werden. Es sind etwa 25000 Personen zum Papstbegräbnis gefahren.
Jetzt sind sie vermutlich wieder zu Hause. Wie kann aufgezeichnet werden, was sich bei den
Personen geändert hat. Haben sie alle ein überwältigendes Gemeinschaftsgefühl erlebt? Ein
anderes Kausalsegment könnte für das Geschehen außerhalb der vielen Personen aufgezeichnet
werden.
Hatten die 25000 Personen nicht fast alle ein Smartphone dabei? Manche werden
wahrscheinlich detailliert Filmtagebuch geführt und auch ihr Gemeinschaftsgefühl und ihren
Persönlichkeitswandel dokumentiert haben. Ich hatte ja kürzlich über die vier Musikfilme
berichtet, die in den Großstadtkinos gezeigt wurden. Sie bezogen sich auf musikalisch
außergewöhnliche Aufführungen — und ich hätte einen Essay drüber schreiben können, wie es
mir beim Erleben der Filme erging. Das hätte ein Jahrhundert Musikgeschichte
eingeschlossen. Einfacher und übersichtlicher wäre ein Hassediagramm ausgefallen.
IT