Am 20.11.20 um 12:44 schrieb waldemar_hammel via Philweb:
Am 17.11.2020 um 10:54 schrieb waldemar_hammel:
> zb Thomas' Anthropologie:
- ... weist dem Menschen als leib-geistiges Vernunftwesen einen Platz
zwischen denEngeln <https://de.wikipedia.org/wiki/Engel>und denTieren
<https://de.wikipedia.org/wiki/Tier>zu = purer unsinn, der mensch
gehört zur großfamilie der affentiere, und ist somit ein tier unter
tieren (ausserdem existieren "engel" -in dieser welt jedenfalls- nicht)
/- /Weil der Geist („intellectus“) eine einfache, also nicht
zusammengesetzte Substanz ist, kann er auch nicht zerstört werden und
ist somitunsterblich = unsinn, schon eine einfache narkose beweist,
dass der "geist" auslöschbar ist
<https://de.wikipedia.org/wiki/Unsterblichkeit>
- Der Geist kann auch nach der Trennung vomLeib
<https://de.wikipedia.org/wiki/Leib>seinen Haupttätigkeiten, demDenken
<https://de.wikipedia.org/wiki/Denken>undWollen
<https://de.wikipedia.org/wiki/Wollen>, nachkommen = unsinn, siehe
narkose, geschweige denn der tod, mit dem auch das hirn irreversibel
vergeht
- Die nach derAuferstehung
<https://de.wikipedia.org/wiki/Auferstehung>zu erwartende
Wiedervereinigung mit seinem Leib kann zwar nicht philosophisch, wohl
aber theologisch erwiesen werden = unsinn, es gibt keine
"auferstehung", weder von körper, noch von "geistern"
Du machst es mir wirklich schwer, Waldemar, auf Deine derart engstirnig
auf Naturalismus (oder wie auch immer man das nennen mag) gründende
Überzeugungen zu antworten, geschweige denn darüber mit Dir zu diskutieren.
Wie oft soll ich eigentlich noch schreiben, dass wir Menschen die Welt
(„zwischen Himmel und Erde“) aus unterschiedlichen Blickwinkeln sehen
müssen, da wir nunmal nicht auf ein und demselben „Platz“ stehen können.
Von jeweils „anderen Orten“ das Weltgeschehen zu sehen, bedingt
notwendigerweise andere Aspekte (und wenn die Unterschiede noch so klein
sind).
So also mein „Mond-Beispiel“: der ihn nicht sehen kann, weil ihm die
Sicht (durch welches Hindernis immer) verdeckt ist, erdreistet sich, die
Existenz desselben zu leugnen. So sieht man, dass Deine diesbezüglich
eingegrenzte Sicht dazu führt, alles nicht mit rationalen Mitteln
Erklärbare schlichtweg als „unsinn“ abzutun. Welch überheblicher Unsinn,
würde ich hier sagen wollen!
Konkret den von Dir oben benannten „unsinn“ der Auferstehung
betrachtend, kann ich Dir sagen, dass ich als Katholik weit davon
entfernt bin, an eine „Auferstehung von den Toten“ (mit all ihrer
Körperlichkeit) zu glauben. Ich plappere das auch nicht im sog.
„Glaubensbekenntnis“ nach (dabei wohlwissend, was wirklich damit gemeint
ist, aber schlichtweg nicht mit Worten der Umgangssprache ausgedrückt
werden kann).
Oder Dein „Narkose“-Beispiel betrachtend, wo Du zeigen willst, dass
alles „Geistige“ mit dem Verlust des Bewusstseins verloren ist. Was die
Narkose anbelangt, hoffen wir ja alle auf einen temporären Effekt, also
auf die Wiedererlangung des Bewusstseins. Das ist aber nicht Kern des
Problems, sondern die (auf welche Art auch immer angenommene) Trennung
von Körper und Seele nach dem Ableben. Das ist natürlich ein Thema für
sich und niemals hier mit ein paar Sätzen zu erörtern; es sei denn, man
lässt es gar nicht soweit kommen: dann genügt ein Wort: „unsinn“
Utopischer Unsinn („Spinnerei“) könnte sein, wenn ich mir (in meiner
„Rolle“ als IT-Ingenieur) vorstelle, dass (dem technischen Beispiel
folgend) Informationen – eben wie heute üblich, auch zutiefst
persönliche Daten – in einer „Cloud“ abgespeichert werden. Daten, die
wie ein Radio-Fingerprint“ eineindeutig ein Profil meiner Persönlichkeit
(Persona) zeigen und demnach einen „Fingerabdruck“ im öffentlichen
(wenngleich kryptiert) Cyberraum eintragen/hinterlegen. An diesen Daten
findet sich nichts Körperliches! Es ist lediglich - aber immerhin – ein
einzigartig spezifisches Informations-Profil (also eben nicht nur eine
blinde Abfolge von 0/1, sondern diese mit eindeutigem Informationsgehalt
moduliert). Natürlich kommt es (bei diesem Bild bleibend) darauf an,
welche Daten in der Cloud abgelegt werden; sollten es lediglich völlig
unpersönliche sein, wird damit auch kein personales Profil hinterlegt.
Übrigens: Im übertragenen Sinn meines Beispiels würde ich in Anlehnung
an Dein "Stiefel-Argument" behaupten, dass die Personen-Profile nicht
weniger Zeitgenossen es nicht wert sind, in einer "Claud" abgelegt zu
sein, sie landen im kosmischen "Trash".
So haben wir mit dieser Vorstellung einen „Phasenübergang“ von
Objektiver Realität (wie wir diese tagtäglich empfinden, erleben und
beschreiben – insbes. Du, Waldemar, mit ausschließlichem Bezug darauf!)
hin zu einer "Virtuellen Realität". Darüber könnten wir beizeiten
diskutieren.
Unter diesem Gesichtspunkt könntest Du nun die These des Thomas v Aquin
betrachten und werten, wonach er Leib und Seele als Wesensmerkmale des
Menschen in einer (zu Lebzeiten) verknüpften Einheit sieht: Es
entwickelt sich zwischen Leib und Seele eine Spannungseinheit, ein
gegenseitiges Ineinanderverwoben- und Aufeinanderangewiesensein.
Erstere Spannungseinheit hatte ich hier kürzlich als lebensnotwendiges
Spannungsfeld beschrieben sowie das „Ineinanderverwoben- und
Aufeinanderangewiesensein“ als zwei sich bedingende, miteinander
verschränkte Ebenen. Mit dem Ableben des Körpers endet irreversibel die
Existenz einer dieser „Ebenen“ und es bleibt die Frage, ob sich ein
„Fingerprint“ aus der zu Lebzeiten verschränkten Verbindung zweier
„Welten“ in einer „Cloud“ erhält (soweit er überhaupt dort abgelegt
war). Das nun von mir hier Angeführte kann man wirklich erst einmal als
„Spinnerei“ sehen. Unsinnig muss es hingegen nicht sein.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! Karl
PS:
Du führst beispielhaft mit Ibn Rushd (Averroes) einen "weit größeren
geist" als den Aquinaten an, solltest dabei aber nicht verschweigen,
dass das Werk des Ibn Rushd (als zweifelsfrei große Figur der
Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte) geradewegs von Albertus Magnus
(dem mittelalterlichen Gelehrten) und seinem Schüler! Thomas von Aquin
erforscht wurde. Schwerlich anzunehmen, dass Aquins Schriften nicht von
Averroes' Denken beeinflusst sei. Davon unabhängig erstaunt mich Deine
Annahme, Bacon und Ibn Rushd würden in der heutigen
geisteswissenschaftlichen Welt als nicht dem Aquinaten gleich bedeutsam
gelten. M.E. trifft eher das Gegenteil zu.
Und überdies: Warum sollte man denn Philosophie betreiben und damit
sinnieren, spekulieren, formulieren, wenn alles außer nackter Physis von
vornherein als "unsinn" beiseite geschoben wird? Man braucht nicht über
die harten naturalistischen Fakten dieser Lebenswelt philosophieren,
sondern (wenn schon) damit versuchen, einen "Blick" auf die Dinge hinter
dem "gütigen Schleier der Natur" zu erhaschen; dahin bringt mich
keinesfalls der lakonische Hinweis, alles sei Natur und ihr Gott die
Evolution.
.
natürlich war der aquinate ein kind seiner zeit, und
hat daher auch
entsprechend gedacht und geschlussfolgert, leider - aber meine kritik
ging ja dahin, was er UNS denn heute noch sagen kann,
denn nur dies spielt für UNS heute ein rolle.
und natürlich hat aquin ein riesen-oeuvre hinterlassen, schon deshalb
ist er ein schwergewicht in seiner zeit, aber was bedeutet das für UNS
heute?, denn man kann eben auch ein riesenwerk mit lauter unsinn
schreiben.
natürlich hatte aquin einen zu seiner zeit berühmten lehrer: Albertus
Magnus, allerdings war der (zumindest bis zu seinem zerwürfnis)
überaus kirchentreu und ausserdem ein geistiger und realer alchemist
sondergleichen.
und es gab, just zu aquinus' zeit, weit größere = richtiger liegende
geister als den aquinaten:
Roger Bacon
https://de.wikipedia.org/wiki/Roger_Bacon
(der daran ging, "wissen" aus schnöder materie und ihren spielen zu
ziehen, und nicht aus bibeln)
und aus dem arabischen raum (nicht nur) Ibn Ruschd
https://de.wikipedia.org/wiki/Averroes
(ein wirklich freier geist)
und während der aquinate hauptsächlich kirchlich-spinnerten bis (von
heute aus beurteilt) völlig verrückten ideen nachging,
haben die beiden letzteren für uns heute entscheidendes zumindest
begonnen, und damit zeitalter geprägt,
es ist bezeichnend, dass trotzdem (für uns westler) der aquinate als
DER RIESE gilt, und nicht zb die beiden letzteren
*
wobei sich, dies dem aquinaten in seiner zeit zugute haltend, damals
erst die großen übersetzerschulen (ua auf sizilien, dort gegründet und
gesponsort von Friedrich II, den sie "stupor mundi" nannten)
ans werk machten, das wissen des orients und indiens ins abendland zu
übertragen, und dies nur auf "semantische arten" = also "sinngemäß"
=
also "hörensagen" - es gab noch keine wörtlichen übersetzungen,
dies dem quinaten zugute haltend, weil es ihm somit an umfangreichem
wissen einfach fehlen musste, sodass sein werk hauptsächlich
kirchlich-überkommenes durchkaute und "neu verdaute",
und natürlich hat sich die catholica auf übliche art bedankt, dass sie
ihn zum "kirchenlehrer" und gar "heiligen" hochstilisierte.
der aquinate war einfach/ müsste gewertet werden als/ einer der fast
unendlich zahlreichen irrwege in der evolution des wissenden geistes
aufs heute hin,
er hat mit seinem denken jedenfalls nichts dazu beigetragen, außer
seinen weg eben als irrweg zu erweisen (was ebenfalls durchaus
gewissen wert hat)
gruß, wh.