Am 01.07.2024 um 17:31 schrieb Dr. Dr. Thomas Fröhlich
über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Lieber Karl,
ich würde die aktuellen Einlassungen von Waldemar nicht überbewerten.
Zitat: "christentum war immer schon, spätestens seit es als organisiert auftritt,
also als organisierte religion, und ist bis heute ein ganz real stattfindendes verbrechen
an der menschheit,“ das ist solch ein Stuss, dass sich ein Eingehen auf diese
Pauschalisierung nicht lohnt.
Ich denke, hier sind bestimmte persönliche Triggerpunkte gereizt worden, die einen
pauschalisierenden Erregungssturm hervorriefen - in der eigenen Lebensgeschichte
verwurzelt, und als Teil dieser zu verstehen, nicht aber als Sachargument zu würdigen.
Waldemar kann ausserhalb dieser Reiz-Zone auch anders argumentieren, und ich schätze
gerade auch seine Berichte über seine Lebenserfahrung.
Also - bitte weiter philweb, wenn irgend möglich, darum bittet
Thomas
Wohl dem der - so wie Du Thomas es hier zeigst - die Größe hat und über die nötige
Gelassenheit verfügt, Waldemars (wh) Aufruf zur Bekämpfung jeglicher Form des Christentums
schlichtweg als „Stuss“ zu werten und entsprechend beiseite zu schieben.
Mit Sicherheit trifft zu, dass im Disput zwischen Waldemar und mir immer wieder
„persönliche Triggerpunkte“ gereizt werden und zumeist nach einigem Hin- und Her im
Diskurs eine Trigger-Schwelle überschritten wird. Dieses war für mich nun wieder einmal
gegeben, denn ich sehe nicht ein, mich hier quasi in kollektiver Einvernahme - eben als
Mitglied der Christenheit - der Verbrechen an der Menschheit beschuldigen zu lassen. Der
von wh wiederholt hier vorgebrachte Aufruf zur Bekämpfung des Christentums geht mir
schlichtweg zu weit.
Das Problem dabei ist zudem, dass ich als verantwortlicher Admin dieser Liste in
zweifacher Hinsicht angesprochen bin: Persönlich eben als solchermaßen beschuldigtes
Mitglied der Kirche und in meiner Funktion als List-Admin, der auf die Einhaltung der
Netiquette zu achten hat.
Ein „Post“ in einer offen zugänglichen Mail-Liste (der damit im Internet frei zugänglich
ist), der dazu aufruft, „das Christliche zu bekämpfen, wo immer und wie auch immer es sein
Gesicht zeigen mag“ entspricht in seiner Form genau jenen im Internet verbreiteten
Aufrufen, die zu dieser aufgeheizten Stimmungslage und gesellschaftspolitischen Spaltung
führt, wie es sich derzeit am Beispiel Frankreichs zeigt. Hass und Hetze im Internet ist
das Problem dieser Zeit. Und somit sind hasserfüllte Beiträge gegen Religion und Kirche
nicht einfach hinzunehmen. Die Problematik mit fundamental Religiösen, die auf derartige
Aufrufe zumeist mit Gewalt - in welcher Form immer - antworten, ist hinlänglich bekannt.
Man sollte diesbezüglich kein Öl ins Feuer gießen.
Ich reagiere persönlich deshalb heftig gegen die vorgebrachten Anschuldigungen,
Christentum sei ein real stattfindendes Verbrechen an der Menschheit, weil ich - trotz
meiner auch sehr kritischen Haltung gegen Religion (wie diese hier allen Mitlesenden
bekannt sein sollte) – sehr nahe an der kirchlichen Praxis die Erfahrung mache, wie sehr
sich Menschen in ihren Kirchengemeinden sozial engagieren, sei es in der Flüchtlings- oder
Obdachlosenbetreuung (z.B. Organisation und Durchführung von sog. Tafeln, Beratung und
Hilfe bei der Wohnungssuche oder bei Drogenabhängen, Gewalt gegen Frauen usw.). Das ist
ein unglaublich aufopferndes freiwilliges, zudem ehrenamtliches Engagement, das eigentlich
von jedem Menschen anzuerkennen ist. Es ist lebendige Kirche „von unten“ und der
Löwenanteil wird von Frauen geleistet. Es ist mir daher schlichtweg unerträglich, diese
Form gelebten Christseins in der Aussage diffamiert zu sehen, Christentum sei ein „real
stattfindendes Verbrechen an der Menschheit“! Alleine schon, wenn ich diesen ungeheuren
Vorwurf hier zitiere, gerate ich in Rage. Daher will ich Deinen Rat befolgen und die
Angelegenheit hier im Forum nun beendet sein lassen, zudem meinen Dank an Dich, lieber
Thomas für Deine Intervention sowie auch an Joseph und Claus für ihre diesbezüglichen
Beiträge ausdrücken.
Karl
PS: Ausschluss aus philweb, Joseph, ist hier keine Frage der persönlichen Entscheidung des
List-Admin, sondern ist einzig durch die Verletzung der Netiquette gerechtfertigt. Ein
Aufruf zur Bekämpfung des Christentums ist keine Beleidigung einer Institution, sondern
kann ggf. mit einem Aufruf zu Gewalt gleichgesetzt werden. Nicht nur physische Gewalt als
Mittel des Kampfes ist verletzend, sondern auch verbale Anstiftung.