Am 4. Dezember 2017 um 10:29 schrieb Ingo Tessmann via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Unabhängig von den wechselnden Interpretationen gibt
es den Anspruch auf Reproduzierbarkeit phys. Experimente. Die
reproduzierbar gemessene Fallbeschleunigung ändert sich nicht durch das Gerede darüber.
Das Gebot der Reproduzierbarkeit ist aber eben wieder eine "Regel der
Argumentation".
Nur eben eine sehr spezielle Regel, die besagt, "wenn du
wissenschaftlich argumentieren willst, dann X". Will ich das denn?
Mir schwebt in der Tat ein stufenweises Vorgehen vor.
Die Argumentationen der Mathematiker bilden ja auch das Vorbild für Physiker.
Meinst du das historisch, konkret oder vorschreibend?
Damit ist zumindest gezeigt, dass Argumentationen
formal funktionieren können;
Wann funkionieren Diskussionen?
Wenn sich die Teilnehmer am Ende einigen können? Wenn die Ergebnisse
der Diskussion gewissen Kritierien genügen?
Wenn ja, wer legt diese Kriterien fest?
denn in der Demokratie geht es ebenfalls nur um die
Form: was zählt, ist die Mehrheit, wofür auch immer.
Das stimmt nur eingeschränkt.
Tatsächlich gibt es grade in unserer modernen Demokratie
Einschränkungen auch der Mehrheitsmeinung. Umgekehrt gab es z B. bei
den Griechen eine völlig andere Form der Demokratie.
Also warum beim Argumentieren wieder von vorne
anfangen, wenn es Wissenschaften gibt, die zum
Vorbild taugen und weltweit in kritischer Eintracht miteinander auskommen?
Daraus gibt es wiederum verschiedene Probleme, die dir offenbar gar
nicht bewusst sind.
Selbst wenn wir davon ausgehen, dass die Wissenschaften vorbildlich in
Sachen denken sind (eine Annahme, die ich vielleicht teilen würde),
dann ergeben sich eine Reihe von Fragen:
-> Wie geht Wissenschaft vor?
-> Gehen "die Wissenschaften" gleich vor? Z. B. der Historiker genauso
wie der Astronom und dieser wie der Biologe?
-> Haben die Wissenschaften ihre Vorgehensweise nicht etwa geändert?
Wenn ja, könnten sie sich dann nicht auch wieder verändern?
Der Beweisstil Grothendiecks war es beispielsweise,
das jeweilige Abstraktionsniveau möglichst
so gut zu treffen, dass sich die Theoreme gleichsam wie von selbst ergeben. In der
Physik wird seit Einstein ähnlich vorgegangen.
Die Beschreibung verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz. Worauf willst
du hinaus?