Hallo Ingo,
Ich hielte es nicht für erstrebenswert, eine Diskriminierung durch die entgegengesetzte
abzulösen. Das wäre das alte "Auge um Auge, Zahn um Zahn", nur diesmal nicht als
Abrechnung unter Täter und Opfer, sondern ganz unabhängig von persönlichen Verfehlungen.
Aber das habe ich ja schon geschrieben.
Muß ich sagen, daß ich nichts von Zuständen halte, bei denen der Lebensweg schon bei der
Geburt fest steht? Das wäre ja die extremste Form von "du bist...also...".
Gerade habe ich allerdings einen Zeitungsartikel gelesen, in dem positiv bewertet wird,
wenn ein Schulmädchen offensiv Ohrfeigen verteilt und als Rückfall in die patriarchale
Trösterrolle negativ bewertet wird, wenn ein Mann seine mit den Nerven fertige Frau in den
Arm nimmt...Aber der Zeitgeist kann einen in unserem Alter ja kaum noch erschüttern.
Claus
Am 26. Nov. 2020, 13:19, um 13:19, Ingo Tessmann <tessmann(a)tu-harburg.de> schrieb:
Am 25.11.2020 um 21:09 schrieb Claus Zimmermann
<mail(a)clauszimmermann.de>de>:
Nur eine Minderheit der Männer begeht Verbrechen. Wenn also deshalb
Männer
insgesamt von politischer Teilhabe ausgeschlossen würden, dann
nicht aufgrund ihrer Handlungen, sondern aufgrund einer
Gruppenzugehörigkeit, die sie sich nicht ausgesucht haben. (Das soll
jetzt nicht so klingen, als ob ich daran irgendeinen Makel fände. Die
Asche, die du auf dein Haupt streust, betrifft mich nicht.)
Sollte es dann nicht auch möglich sein,
Kollektive vor Gericht zu
stellen und Kollektivstrafen zu verhängen? Der
Urteilsinhalt wäre ein
anderer, aber die Urteilsstruktur wäre die gleiche: du bist...also…
Vielleicht meinst du ja, sie sollten nicht ausgeschlossen werden,
sondern den
Frauen einfach mal den Vortritt lassen. Das würde ich im
Einzelfall, aber aus obigen Gründen - die Gruppenzugehörigkeit ist
unerheblich - pauschal auch nicht unterschreiben.
Oder aber du bist einfach Kavalier alter Schule.
Hi Claus,
ich halte natürlich nichts von Sippenhaft und bin auch kein Kavalier
alter Schule, fühle mich nur gelegentlich unbehaglich, nicht nur als
Mann, sondern auch als Deutscher. Den meisten Deutschen wurde vor 75
Jahren wieder eine Chance gegeben, im Westen vor allem von den
Amerikanern. Die sahen die Zerstörungen in Europa als Reservoir für
neue Absatzmärkte und in der BRD eine Pufferzone gegen den Kommunismus.
So wurde Deutschland vom Faschismus befreit und zu Kapitalismus und
Demokratie angehalten - die Frauen aber wurden nicht befreit.
Historisch gesehen, hielte ich es durchaus für gerecht, wenn nach
einigen Jahrtausenden der Bevorzugung von Männern durch Männer fortan
für einige Jahrtausende Frauen von Frauen bevorzugt würden.
Aristokratenreiche gingen im ersten und Faschistenreiche im zweiten
Weltkrieg unter. Wie groß müsste die vom Patriarchat angerichtete
Zerstörung sein, damit die Frauen als unbeabsichtigte Nebenfolge an die
Macht kämen? Denn von selbst wird sich das Herrschaftssystem nicht
verflüchtigen. Die gegenwärtige Pandemie wird es ebenfalls überstehen,
nur der weiter beschleunigte Klimawandel wird vielleicht eine weltweite
Katastrophe herbeiführen, die sogar das Patriarchat sprengen könnte.
Und schon bin ich wieder in der SciFi und werde weiter von einem
matriarchalen Paradies träumen,
Ingo