Am 29.04.2022 um 05:18 schrieb Karl Janssen
<janssen.kja(a)online.de>de>:
Hier noch einige Gedanken zwischendurch zum Thema:
Eigentlich drehen wir uns bezüglich der Raumbetrachtung auch etwas im Kreis bzw. drohen,
in die von Dir, Info, verschmähten Wiederholungen zu verfallen.
Das ist jedoch kaum zu vermeiden, da die lebenspraktisch einfach anmutenden Definitionen
von Raum/Zeit und der darin erfolgenden Bewegung, hinsichtlich ihrer
(erkenntnis)theoretischen Zusammenhänge jedoch in hochkomplexe Denkmuster ausarten
(können).
Hi Karl,
solange Du metaphysisch auf so etwas wie eine Substanz Zeit insistierst, suchst Du zur
Vermeidung kognitiver Dissonanz in Mathe und Physik lediglich nach Bestätigungen und
verwirfst Widerreden Deines Vorurteils. Insofern brauchen wir uns in der Tat nicht weiter
auszutauschen; denn das liefe auf leidige Wiederholungen hinaus.
So hatten wir hier über HOTT „Homotopy Type Theory“
geschrieben, eine Theorie, die ja geradewegs in diese abstrakten Denkmuster von
Raumbetrachtung führt und die stetige! Deformation eines „Raumsegments“ als Transformation
topologischer Räume A —>B vor allem unter der Vorstellung von „zeitlicher Veränderung“
anschaulich macht. Und genau diese „Vorstellung“ könnte man als die „Illusion von Zeit“
ansehen, wie es Barbour postuliert.
Bei rein geometrischer Betrachtung dieser transformatorischen Deformation (also die
stetige Deformation zwischen zwei Abbildungen eines topologisches Raumes in einen anderen
- analog zu gravitatorisch bedingter Form/Raumänderung in der RZ) kann man aus dieser
Äquivalenzrelation auf eine relative Homotopie übergehen, wo sich dann (als Spezialfall)
eine Zeitunabhängigkeit ergibt, wenn zwei stetige Abbildungen (topologische Räume) homotop
relativ zu einem sie tragenden Raumseqment sind.
In der Mathematik geht es bei Transformationen nicht um Zeit, sondern bloß um zeitlose
bzw. instantane Strukturbeziehungen, die sich lediglich operativ durch Mensch oder
Computer als zeitbeschränkt erweisen können. Und in der Physik ist es hinsichtlich einer
adäquaten und konsistenten Quantengravitation noch offen, ob eine Zeitsubstanz in ihr
wesentlich sein wird.
Derartige Zusammenhänge sind hier kaum in einer Mail
sinnvoll darstellbar. Mir kommt es nur darauf an, auf diese Zeitunabhängigkeit in
besonderen Fällen hinzuweisen. Das trifft aber nur auf spezielle Fälle der relativen
Homotopie zu und kann m.E. nicht Grundlage dafür sein, den Zeitbegriff (also Zeit an sich)
als nichtexistent zu postulieren.
Doch können wir hier gerne noch weiterhin über Zeit „laut nachdenken“. Ich bin nach wie
vor von der Ambiguität und der damit verbundenen Unzugänglichkeit des Zeitbegriffs
überzeugt, jedoch keinesfalls vom Postulat der Zeit-Leugnung. Das ist ja geradezu mein
Beweggrund gewesen, hier grundsätzlich über den Zeitbegriff zu schreiben.
Was ich an der Shape Theory (ST) ebenso wie bspw. an der LQG interessant finde, ist, dass
sie über die Raumzeit-Invarianz der ART hinausgehend den Horizont auf eine allgemeine
Hintergrund-Unabhängigkeit erweitern, die auch die QT einschließt. Deshalb sind die in der
LQG grundlegenden Spin-Netzwerke ja auch zeitlos strukturell gedacht, ebenso wie die aus
ihnen entwickelbaren Flächen- und Volumen-Operatoren. Und in der ST ist das Universum als
Ganzes der Hintergrund, auf den bezogen dann selbstkonsistent in bester Annäherung die
Strukturtransformationen bezogen werden.
IT