Am 03.06.20 um 19:24 schrieb waldemar_hammel via Philweb:
Wh: seit spätestens newton schon die behauptung, die natur sei in mathe
geschrieben,
und zb einstein meinte in jüngeren jahren "gott ist mathematiker",
bis er zuletzt einsah, kurz vor dem tod, dass irgendwas nicht stimmt mit
seiner weltbetrachtung
Bin mir nicht sicher, ob er, Einstein, mit der letztlich erfolgten
Aufgabe seiner Annahme von „verborgenen“ Variablen (graetest blunder)
und seiner Kenntnisnahme von Quantenverschränkung („spooky action at a
distance“) seine innerste religiöse Einstellung geändert hat. Letztere
hat natürlich nichts mit einem naiv anthropomorphen Gottesbild zu tun,
denn dieses hat er ausdrücklich kritisiert.
Womöglich lag Einstein aber auch mit seiner kosmischen Konstante gar
nicht so falsch, was ggf. (allerdings nicht im ursprünglichen
Zusammenhang) weitere Erkenntnisse über „Dunkle Materie“ und
Forschungsergebnisse zur Inflation des Universums zeigen könnten.
Jedenfalls hat Einstein sein „Gott würfelt nicht“ für meine Begriffe
sehr ernst genommen. Ich nehme das auch ernst, wenngleich aus vermutlich
anderer (eben nicht anthropomorpher) Perspektive,
wh: mathe gilt bis heute als diejenige sprache, in der die natur
eigentlich geschrieben ist ...
dabei ist das einzig unendliche in natura das "ungefähr", das jeweils
nur angenäherte, die unbestimmtheit aller natürlichen abläufe, und alles
sind eben nur abläufe, es ist eine welt, niemals fertig, solange sie
besteht,
sondern immer weiter sinnfrei evolutionierend, schon das
nicht-strahlungsgleichgewicht des weltalls bedingt dies selbst ein stein
ist kein "stein", sondern auch dies ein prozess, ein ablauf, wenn auch
in multi-tausend jahren bemessen
Hierzu gibt es natürlich beliebig unterschiedliche Ansichten. Eine
davon, durchaus beachtenswert, ist Max Tegmarks Hypothese vom
mathematischen Universum. Unmöglich, hier näher darauf einzugehen. Die
Lektüre seines Buchs „Our Mathematical Universe“ ist sehr empfehlenswert
(gibt es auch in deutscher Übersetzung). Seine Thesen sind in entpr.
papers anschaulich beschrieben und zumeist auf arXiv zu finden.
Wir hatten hier ja schon über das Thema (unsere Welt als
Computersimulation etc.) diskutiert. Ich bleibe dabei, dass Natur
eigentlich nur mit drei Sprachen zu beschreiben ist: Musik, Poesie und
Mathematik (wobei Musik auch Mathestruktur) hat.
Selbstredend entspricht die prozessuale infinitesimale Annährung dem
„Ungefähren“ der Natur in ihrer genial geometrischen Ausformung. Nun
kann man diese Prozesse durchaus als „sinnfrei evolutionierend“
annehmen, das gilt vor allem für all jene, die mit dem Begriff von
Sinnfreiheit leben können und wollen. Ich meinerseits kann und will es
nicht, da es meiner Lebens- und Berufserfahrung schlichtweg
widerspricht: Nichts Ansehnliches und Brauchbares vollzieht sich ohne
Plan und Struktur. Die Frage ist nach wie vor: wer oder was steht für
derartig genuine Planung und Strukurvorgaben (z.B. Morphofelder).
Überdies: die zunehmend postulierte Sinnfreiheit (außer Konsum und
Wachstum) derzeitiger Gesellschaftsformen steht für ihre klar erkennbare
Zerrüttung (Degeneration).
Wh: - die natur ist nicht in mathe geschrieben, sowenig wie in kisuaheli
oder deutsch,
- die natur ist auch nicht irgendwie geordnet, sondern rein entropisch,
(sachen wie naturgesetze resultieren nur aus gepfadeten wechselwirkungen,
dies ergibt im vordergrund das bild "als ob ..." )
- die natur ist auch nicht mit den methoden der beschreibung,
schilderung, gar formeln, usw gültig abbildbar,
weil sie allen diesen methoden schlicht davon-evolutioniert (wir reden
da immer nur von vergangenheiten, wie es war ...),
Tatsächlich ist Natur nicht mathematisches Formelwerk oder damit
programmiert, aber sie lässt sich bestens (wenngleich in hier erwähnter
Annäherung) symbolisch damit beschreiben: Weil Natur eben eine exakt
ausgeklügelte mathematische Struktur hat. Daran ändert auch ihre
entropische Eigenart nichts, wie es sich mit den weiteren Forschungen
zur Quantengravitation erweisen wird (Gravitation als entropische Kraft).
Wh: die ganze natur läuft getaktet ab, mit ~ 10 hoch 44 schritten pro
sekunde auf jede einzelne planck-grösse von ~ -10 hoch 35,
Wo wir hier also bei derartigen Dimensionen sind: Mit (10 hoch (10 hoch
118) Metern als Universendurchmesser kann man mit menschlich angelegtem
Endlichkeitsbegriff nichts mehr anfangen.
Also doch irgendwie Unendlichkeit, in der man sich bei der Beschäftigung
mit Astrophysik/Kosmologie verliert: als stünde man auf einem unendlich
hohen Turm und schaute ungläubig auf unsere Erde, diesem winzigen
Staubkörnchen (und nicht mal das). Was bleibt, ist bestenfalls ein
Gedankenexperiment mit mathematischen Spielereien. Müßig zu glauben, wir
könnten die Dinge (oder das Ding an sich) gültig beschreiben.
wh: das ist alles wahnsinn, ist mir völlig bewusst, aber so ist DIE NATUR
Was ebenso bleibt, ist (sofern nicht dem Wahnsinn verfallen),
rechtzeitig wieder vom „Turm“ zu steigen und am Leben teilnehmen. Auch
wenn wenn hier bisweilen Wahnsinn vorherrscht, als auch ein Preis für's
Leben.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl